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Gemeinnütziges Organ
für
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Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
(Oesterr. botanisches Wochenblatt.)
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Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzle, Apotheker und Techniker.
XI. Jalirgang.
1861.
WIEN.
Druck v o n Carl U e b e r r e u t e r.
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Oesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für
Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekononien, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Teehniker.
Mit
Original - Beiträgen
von
Alefeld, Alschinger, Arndt, Bayer, Bentzel-Slernaii, Braun, Breindl, Breitenloliner, Buliiheim, Celakovsky, Feiller, Haberlandt, Hampe, Hechel, Hess, Hoi'maiin, Hohcnacker, Janka, Juratzka, Kanitz, Keck, Kotschy, Kreutzer, Krzisch, Landerer, Marschall, Milde, Monlieim, Miinch, Niessl, Obcrleitner, Patze, Pitloni, Reichardt, Sardagna, Sautermeisler, Schellenbaum , Schramm, Schur, Senoner, Stur, Thiimen- (iräfendorf, Uechtritz, Val de Lievre, Vulpius, Weiss, Wiesner.
von
D* Alexander Skofitz,
Magister der Pharmacic, der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher und mehrerer Gelehrten - Gesellschaften Mitglied.
XI. Jahrgang.
(Mit 4 Lithographien,)
Wien, «I.
Verlag v o n C. G e r o 1 d.
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Ocsterreichischc
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für i>ie österreichische Exemplare, %
botanische Zeitschrift Ruf all iL II iw] II t\i q ni Lui' die frei durch die Post be-
erscheint 001311111 UHU IHM <l II I HIT, zogen werde« sollen, sind
den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion
"^m"ro«r w! Gärlner< Oekonomeo, Forstmänner, Aerzte, (™rf$**£i™"°
(3 Thlr. 10 Xgr.l I ,1 I j rr- i i * Im Wege des
ganzjährig, oder ApOllieker UU(1 leCIlIllker. Buchhandels übernimmt
mit « fl. «3 Kr. Oest. W. I Pränumeration
halbjährig. C- Gerold's Sohn
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10 kr. Oest. W. S\ -' JLi Buchhandlungen.
XI. Jahrgang. WIM. Jänner 1861.
INHALT : Josef Maly. — Zur Flora der Sulzbacher Alpen. Von Dr. Reichardt. — Von Kesztliely nach Tibany. Von Prof. Haberland t. — Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — CorrespODdenz. Von F e i 1 1 e r. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. Botanische Tauschverein. — Mittheilungen.
Gallerie österreichischer Botaniker.
IV.
JOSEF CARL MALY.
(Mit einem Porträt nach einer Photographie, lithogr. von E. Kaiser.)
JTis war im Herbst des Jahres 1847, als ich einen Ausflug nach Gratz machte , um mit den dort lebenden Botanikern in persönliche Be- ziehungen zu treten und an dem regen botanischen Leben, wie es zu jener Zeit daselbst herrschte, als Gast theil zu nehmen. Es lebte da noch Anton Rochel, damals der Nestor der österreichischen Botaniker, nachdem er sich von dem Amte eines Obergärtners der Pester Universität zurückgezogen hatte. Seine reichen Sammlungen hatte er zwar an den König Friedrich August von Sachsen gegen eine Leibrente von jährlichen 600 Gulden abgetreten, war aber neuer- dings wieder im Besitze eines schönen Herbariums , das er seinem Sammeleifer und guten Freunden zu verdanken hatte. Obwohl bereits von einem hohen Alter gebeugt, beschäftigte er sich doch stets mit
l. Plänen über botanische Ausflüge und wollte noch immer Steiermark's .Alpen durchforschen. Auch Moriz von Rainer zu Haarbach kulti-
f^virte fleissig die Botanik; unter seinen Sammlungen befand sich die
1 Oesterr. Botan. Zeitschrift 1. Heft. 1861. 1
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damals bekannte Flora von Griechenland vollständig- vertreten. Pittoni Ritter v. Dannenfeld , begünstigt von glücklichen Verhält- nissen und mit den bedeutendsten Botanikern in lebhafter Ver- bindung stehend, besass schon zu jener Zeit eine Sammlung, die vermöge ihrer Schönheit und Reichhaltigkeit so wie ihrem Umfange nach zu den vorgüglichsten Oesterreichs zu zählen war. Dr. W. Streinz, Gubernialrath und Landes-Protomedicus interessirte sich mit Erfolg für die Durchforschung der Flora Steiermark's. Ausser diesen waren noch thätig Major Gegenbauer, Hauptmann Niessl, Professor Gassner, Baron Fürstenwärther, Baron Mandel u.a.
Unter allen aber war es haupsächlich Dr. Maly, damals im besten Mannesalter stehend , der mit besonderer Vorliebe und dem günstigsten Erfolge Botanik wissenschaftlich betrieb, der den Eifer der Botaniker Steiermark's anregte und die erzielten Resultate derselben registrirte. Seine Flora styriaca befand sich in Aller Händen und wurde als Fundament betrachtet, auf dein man im gegenseitigen Wetteifer weiter zu bauen suchte. Maly war der Centralpunkt eines Kreises streb- samer Botaniker, die ein freundschaftlicher Verkehr innig verband.
So war es damals in Gratz und wie ist es jetzt! Rochel, Rainer, Mandel sind todt, Dr. Streinz arbeitet ausschlüsslich an einem Nomenciator fungorum, die übrigen scheinen in andere Bahnen ein- gelenkt zu haben, mit Ausnahme zweier, deren Namen von den Botanikern allenthalben mit Achtung und Anerkennung genannt werden. Diese sind Pittoni , der noch immer mit gleicher Liebe, gleichem Eifer die Wissenschaft pflegt, und Dr. Maly, welchem sie Bedürfniss und Trost geworden ist, nachdem ihn so manche Jahre hindurch des menschlichen Lebens bitterste Lose in stettiger Pro- gression heimgesucht haben, und er im erfolglosen Kampfe mit den trüben Momenten seines Geschickes es lernen und üben musste, den Hoflhungen auf eine bessere Zukunft zu entsagen.
Josef Carl Maly wurde zu Prag am 2. März 1797 geboren. Ihm lächelte schon an seiner Wiege das Blumenreich üppig und duftig entgegen , denn sein Vater war ein geachteter Handelsgärfner, dessen blumenvoller Garten dem heranwachsenden Knaben zum ersten Tummelplatze seiner Spiele aber auch zum ersten Felde seiner Thätigkeit wurde, als er angeregt von dem Wirken und Schaffen seiner Umgebung in kindlichem Nacheiferungstriebe sich mit der Anlegung kleiner Zier- gärtchen beschäftigte. Waren ihm bei dieser Beschäftigung die Blumen lieb und werth geworden, so konnte es später nicht fehlen, dass er sich mit voller Inbrunst den Pflanzen zuwendete , als ihm hierzu der Impuls von Seite W. Sieber's gegeben wurde. Maly studirte noch am Gymnasium zu Prag, als er mit jenem ebenso be- rühmten als unglücklichen Naturforscher bekannt wurde, welcher eben von seiner ersten wissenschaftlichen Reise aus Italien zurück- gekehrt war. Sieberwares, der den wissbegierigen Jüngling mit den Elementen der Botanik vertraut machte, bei ihm lernte Maly
Pflanzen trocknen , sie aufbewahren und als wissenschaftliches Ma- terial zu verwenden.
Wirkte diese Bekanntschaft einerseits entscheidend auf Maly's wissenschaftliche Richtung- ein, so war es andererseits ein zweites Lebens-Ereigniss, welches auf seine künftige Laufbahn einen be- stimmenden Einfluss übte. Es war im Jahre 1813, als nach der Schlacht bei Kulm in Böhmen eine grosse Anzahl Verwundeter nach Prag- geführt wurde, die nicht sämmtlich in den Spitälern untergebracht werden konnten. So kam es, dass auch das grosse Glashaus im Garten von Maly's Vater den Kranken eingeräumt wurde, bei welcher Gelegenheit Maly dem die Verwundeten behandelnden Arzte täglich assistirte , und wobei sich in ihm die Neigung zur Arzneiwissenschaft derartig entwickelte, dass er damals den festen Entschluss fasste, sich derselben zu widmen. Er studirte Medizin an der Universität zu Prag und wurde am 14. December 1823 zum Doktor promovirt.
Während der Studienjahre botanisirte Maly fleissig, namentlich in der Ferienzeit, in der er weitere Excursionen ausführte. In der Winterzeit aber versammelte er sich häufig mit seinen botanischen Freunden: Mörk von Mörkenstein, Tausch, Sikora, Ramisch, Opiz, Seidel u. a. Da wurden Ansichten gewechselt, botanische Erlebnisse erzählt, Pläne für den nächsten Sommer gemacht und die gesammelten Schätze der letzten Erndtezeit getheilt. Alle diese Freunde jener Tage hat Maly überlebt.
Im Jahre 1824 übersiedelte Dr. Maly nach Gratz, wo ersieh als praktischer Arzt niederliess und auch sofort seine ganze freie Zeit der Erforschung des Florengebietes seiner neuen Heimat widmete.
Obgleich er nun in Gesellschaft neugewonnener botanischer Freunde viele Pflanzen fand, die in dem von Gebhard im J. 1821 in Gratz herausgegebenen Verzeichniss der steiermärkischen Flora nicht angeführt, also neu für Steiermark waren , so befanden sich darunter doch nur wenige solche, die Koch in seiner Synopsis der Flora von Deutschland nicht beschrieben hätte. Unter diesen z. B. Silene viridiflora L. vom Wotschberge bei Cilli ; weiters eine Oro- banche, die Dr. Maly im Jahre 1840 auf dem Schlossberge von Gratz fand und an Dr. Koch, mit dem er in stetem freundschaft- lichem Verkehr stand , unter dem Namen Orobanche amethystea Thuil. sandte. Koch vereinigte dieselbe in der zweiten Auflage seiner Synopsis mit 0. stigmatodes Wim. bis sie schliesslich von Schultz als eine neue Art erkannt und unter dem Namen Oro- banche Kochii in der Regensburger Flora vom Jahre 1847 beschrieben wurde. (Oest. botan. Wochenblatt, Bd. I. Seite 337, und Bd. VII. Seite 143) Philadelphus coronarius L. eine Pflanze , die nach Koch in Deutschland nur verwildert vorkommen soll, fand Dr. Maly in Gesellschaft des R. v. Pittoni und Dr. Alexander, (eines durch längere Zeit in Gratz weilenden Botanikers, der viele für Steiermark neue Pflanzen entdeckte) am 10. Juli 1842 in wahrhaft wildem Zustande in der vier Stunden langen Bergschlucht bei Weitz.
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Als Dr. Lorenz v. Vest, Professor der Chemie und Botanik am Johanneuni in Gratz, zum Gubernialrathe und Protomedicus er- nannt wurde, supplirte Dr. Maly die erledigte Lehrkanzel der Botanik in den Jahren 1830 bis 1832, wo er alljährlich über hundert Zu- hörer hatte. Während er in den folgenden Jahren die Lehrkanzel der Botanik für die Hörer der Chirurgie supplirte, schrieb er sein erstes botanisches Werk: „Systematische Beschreibung der gebräuchlichsten Arzneigewächse. Gratz 1837."
Inzwischen reichte oben bemerktes Verzeichniss der steier- märkischen Flora von Gebhard bei weitem nicht mehr aus für den Umfang des seitdem durchforschten Floren-Gebietes und neue Funde von Pflanzen und Standorten häuften sich so sehr, dass Dr. Maly im Jahre 1838 jene Enumeration durch eine neuere zu ersetzen sich bestimmt sah. Dieselbe erschien bei Ludwig in Gratz unter dem Titel : „Flora styriaca oder nach natürlichen Familien geordnete Uebersicht der im Herzogthum Steiermark wildwachsenden und all- gemein kultivirten sichtbar blühenden Gewächse und Farn."
Dass mit dieser Zusammenstellung die Kenntniss von Steier- mark's Flora noch nicht ihren Abschluss fand, beweist ein im Jahre 1848 von Dr. Maly zu letzterem Werke bei Dirnböck in Gratz her- ausgegebener Nachtrag und eine noch spätere Publication Maly's in dem österr. botan. Wochenblatt. (Bd. IL Seite 230.)
Diese Vorarbeiten zu einer vollständigen Flora von Steiermark gaben Dr. Maly die Veranlassung zur gänzlichen Bearbeitung einer solchen nach dem Systeme Endlicher's und mit Beifügung aus- führlicher Beschreibungen der einzelnen Arten. Obwohl diese Arbeit im Manuscripte vollendet ist, so gelangte sie doch bis jetzt noch nicht zur Drucklegung, sondern befindet sich aufbewahrt in der Bi- bliothek des Johanneums. Es ist das gewöhnliche Los ähnlicher Arbeiten, dass sie selten ausserhalb des Bezirkes, welchen sie eben vertreten, Anklang finden. Wir wollen hoffen, dass sich das bota- nische Interesse in Steiermark wieder soweit aufrichten wird, dass das Erscheinen jener Arbeit Maly's noch möglich gemacht werden kann.
Indem Dr. Maly Curie's analytische Anleitung zum Bestimmen der Pflanzen als besonders geeignet fand, dem angehenden Botaniker die Erkenntniss der Pflanzen zu erleichtern, so verfasste er eine „Anleitung zum Bestimmen der Galtungen der in Deutschland wild- wachsenden und allgemein kultivirten phanerogamischen Pflanzen," welche im Jahre 1846 bei Braumüller und Seidel in Wien erschienen ist und schon nach zwei Jahren eine zweite verbesserte Auflage erlebt hat.
Dr. Maly stand in früheren Jahren mit den meisten Bota- nikern , die in Oesterreichs verschiedenen Provinzen lebten und sammelten, in regem schriftlichen Verkehr und Austausch von Pflanzen. Sein Herbar gewann in Folge dessen so sehr an Vollständigkeit, dass es beinahe die gänzliche Flora der Gesammt-Monarchie repräsen- tiren konnte. Diese reichhaltige Sammlung, welche Maly später (1855) an das Johanneum in Gratz abtrat, regte in ihm den Vorsatz.
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an eine „Flora Imperii Austriaci" zu bearbeiten, allein nur zu bald machte er die peinliehe Erfahrung, dass ein so grosses Werk in Gratz, wo es an vielseitigen wissenschaftlichen Behelfen fehlte, nicht ausführbar sei. Sein Vorhaben daher beschrankend, stellte er blos eine „Enumeratio plantarum phanerogamiearum Imperii Austriaci uni- versi" zusammen, welche auch im Jahre 1848 bei Braumüller und Seidel in Wien aufgelegt wurde.
Im Jahre 1850 entwickelte sich bei Dr. Maly ein körperliches Leiden eigenthümlicher Art , welches schon in seinen Anfängen den thätigen Gelehrten so verhängnissvoll traf, dass dessen ma- terielle Existenz in Frage gestellt wurde. Ihm ward das Unglück beschieden, sein Gehör zu verlieren, und die nächste Folge davon war das nothwendige Aufgeben seiner nicht unbedeutenden ärzt- lichen Praxis, der einzigen Quelle seiner Subsistenzmittel. Ihn, den Familienvater traf dieser Schlag um so nachhaltiger, als das Uebel, statt mit der Zeit zu schwinden oder sich wenigstens zn mildern, mehr und mehr an Intensivität zunahm und in weitere nicht minder peinliche Symptome ausartete. Jahre vergingen und mit jedem Jahre steigerte sich des Kranken körperliche Hinfälligkeit und jetzt bereits seit 3 Jahren hat sich seiner Füsse eine solche Schwäche bemäch- tigt, dass er sogar von seinem Siechenlager bis zum Schreibtische getragen werden muss.
War schon die Entwicklung und der Verlauf dieses Leidens empfindlich genug für Maly, so wurde es für ihn noch empfind- licher durch dessen traurige Consequenzen , denn nur zu bald gerieth Maly in jene trostlose Lage, in der Nahrungssorgen zudem drückendsten Gefühle jedes Augenblickes werden. Zwar versuchte die Redaktion dieser Zeitschrift im Jahre 1854 dem Leidenden durch eine Collecte zu Hilfe zu kommen und schrieb im österr. botan. Wochenblatte (Bd. IV. Seite 73) zu diesem Zwecke eine Einladung zur Betheiligung aus, allein da dieser öffentliche Schritt ohne Vor- wissen Maly's statt fand, so hielt sich die Redaktion nicht für be- rechtigt, den Namen des Bedürftigen bekannt zu machen, was wohl die Ursache gewesen sein mag, dass die Sammlung nicht so er- giebig ausgefallen ist, als es im Interesse des Kranken zu wünschen gewesen wäre. Sie trug im Ganzen nur 90 fl. C. M. ein. (Oesterr. botan. Wochenblatt. Bd. IV. Seite 424.) Einen weit günstigeren Erfolg hatte eine zweite Collecte im Jahre 1857, bei welcher Sektionsrath R. v. Heufler intervenirte und wobei der volle Name Maly's ge- nannt wurde. (Oesterr. botan. Wochenblatt. Bd. VII. Seite 78.) Dies- mal eröffneten sämmtliche deutsche botanische Zeitschriften Sub- scriptionen für Dr. Maly, gelehrte Corporationen, Naturforscher, Männer aus allen Schichten der Gesellschaft betheiligten sich an der Sammlung, welche einen Ertrag von über 1200 Gulden lieferte. (Oesterr. botan. Wochenblatt. Bd. VII. Seite 411.) Diese ausgiebige Hilfe und ein Prager Dr. Conrath'scher Stiftungsplatz, den Maly im Jahre 1855 erhielt, entrissen den schwer heimgesuchten Botaniker mindestens den schreiendsten Sorgen.
Im Laufe dieser für einen Leidenden immerhin langen Reiln von Jahren ; gefoltert von den Wehen eines unbahnbaren imme weiter schreitenden Uebels und gepeinigt von der Sorge für sein» Familie , im steten Kampfe gegen das anstürmende Geschick und mi immer geringerer Hoffnung an eine freundliche Klärung seines dunkeli Horizontes; bewahrte sich Dr. Maly doch seine geistige Spankrat und seine Liebe zu der Wissenschaft. Die Botanik umfasste seil letztes Streben , sie milderte den Gram seiner letzten Jahre , si wurde seine letzte Stütze. Ein guter Theil seiner botanischen Thä- tigkeit fällt in die Zeit seiner Leidensjahre. Thätig für die Wissen schaft in der freien Natur dürfte er zuletzt im Jahre 1850 gewesei sein, als er Genesung an den Heilquellen von Gastein und Tüfe suchte und bei dieser Gelegenheit in jenen Gegenden botanisch Beobachtungen unternahm. (Oesterr. botan. Wochenblatt. Bd. 1 Seite 76 und Seite 291.)
Als Dr. Maly an sein Krankenlager noch nicht gänzlich ge fesselt war, erhielt er vom Johanneum den Auftrag , die Pflanzen Sammlungen des Institutes zu ordnen und die seit vielen Jahren ein gegangenen reichen Beiträge einzuschalten. Trotz seines leidendes Zustandes stellte er aus diesem vielfältigen Materiale binnen wenige: Monaten ein allgemeines Herbarium, geordnet nach dem natürliche Systeme von Endlicher zusammen. Da weiters an dem Johanneur ein Herbarium der Flora von Steiermark noch nicht vorhanden wai so errichtete er auch eine derartige vollständige Sammlung, die eben falls nach Endlicher geordnet wurde und wobei jene zahlreiche Beiträge benützt wurden, die zu diesem Zwecke von allen Botaniker Steiermarks auf das Liberalste geleistet worden sind.
In den drei letzten Jahren ausschliesslich auf seinen Schreibtisc angewiesen, wusste Maly auch diese Zeit für die Wissenschaft m Erfolg zu benützen. Er hatte in der 2. Auflage seiner Anleitun zum Bestimmen der Gattungen der Flora Deutschlands versprochei eine vollständige analytische Flora von Deutschland auszuarbeiter und machte sich nun an die Erfüllung seines Versprechens. Ferti mit dieser Arbeit wurde Dr. Maly im Frühjahre 1859, allein di Drucklegung derselben verzögerte sich durch den inzwischen ein getretenen Krieg in Italien bis zum Sommer 1860, in welcher Ze sie bei Braumüller in Wien erschien und zwar unter dem Titel „Flora von Deutschland. Nach der analytischen Methode bearbeitet.
Mit diesem letzteren Werke hat Dr. Maly seine botanisch Thätigkeit nicht abgeschlossen , im Gegentheile warf er sich m staunenswerther Energie auf eine neue Arbeit , und stellt so ebe eine „Botanik für Damen" zusammen. Diese soll enthalten in ihr« ersten Abtheilung eine Terminologie und Systemkunde , in ihre zweiten aber die systematische Beschreibung der in der Hauswirth schaft allgemein gebräuchlichen Gewächse und der in den Gärte häufig kultivirten schönblühenden Zierpflanzen.
Wien, im December 1860. ^-
OEST BD TAH ZEITSCHRIFT 1861191
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Beitrag" zur Moos-Flora
der
Snlzhacltcr Alpen in Süd-Steiermark.
Von Dr. H. W. Reichardt.
Bekanntlich erschien im vorigen Jahrgänge dieser Zeitung eine Schilderung der Flora der Sulzbacher Alpen von Herrn Emanuel Weiss. Dieser fleissig gearbeitete Aufsatz gibt eine ziemlich voll- ständige Uebersicht über die Phanerogamen - Vegetation des höchst interessanten Gebirgsstockes der genannten Alpen, welcher an der Grenze von Karnthen, Krain und Steiermark liegend , einen mäch- tigen Knotenpunkt für mehrere von ihm abgehende Gebirgszüge bildet.
Im September des verflossenen Jahres unternahm ich in Ge- sellschaft des Herrn Landesgerichts-Präsidenten Eduard Ritt. v. Josch in die Sulzbacher Alpen eine Excursion. Wir machten den Ausflug der Art, dass wir von dem Bade Neuhaus nächst Cilli über Schönstein und Prassberg längs der Sann bis nach Sulzbach gingen, von dort aus einen Abstecher in das Logarthai und zu den Quellen der Sann machten , dann durch den Jeseriagraben an die kärnthnersche Grenze drangen und in das Bad Vellach nächst Kappel hinabstiegen. Von Vellach aus besuchten wir das Kotschnathal und bestiegen end- lich die Alpe Presteralsche. Der Rückweg wurde über Kappel, Blei- berg, Wintlischgratz wieder nach Bad Neuhaus genommen.
Dass auf diesem Ausfluge der Pflanzenwelt der durchstreiften Gegenden eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde, ver- steht sich von selbst. Leider war die Jahreszeit schon viel zu sehr vorgerückt, als dass sich noch in Phanerogamen hätte eine reichere Ausbeute machen lassen. Ich richtete daher mein besonderes Au- genmerk auf die Kryptogamen und namentlich auf die Moose. In dieser Beziehung war auch die Ausbeute eine reiche zu nennen.
Was ich nun auf dem obgenannten Ausfluge in dieser Rich- tung fand, so wenig es auch ist, möge mir erlaubt sein , als einen kleinen Beitrag zur Moos-Flora Steiermarks mitzutheilen; denn über dieselbe ist noch so viel, wie nichts bekannt, und wenn auch sehr mangelhaft, so dürften meine Mittheilungen doch dazn beitragen, unsere Kenntnisse über die Vegetations-Verhältnisse der Sulzbacher Alpen einigermassen zu vervollständigen.
Ich wähle für die Anordnung des von mir gesammelten Ma- teriales die Form einer Aufzählung, weil diese Form einerseits die leichteste Uebersicht gewährt, und andererseits meine Beobachtungen nicht vollständig genug sind, um eine Schilderung der Moos-Vege- tation dieser Alpen nach ihren natürlichen Vegetations-Formen zu ermöglichen.
I. Leber-Moose.
(Geordnet nach Rabenhorst's Kryptogamen-Flora.)
Metzgeria pubescens Raddi. Auf feuchten Felsen im Jeseriagraben. Aneura multifida N e e s, mit
Plilidium ciliare Nees. Häufig- auf alten Baumstämmen. Mastigobryum deflexum Nees. Den Rasen von Racomitrium sudeti- oum eingewebt, auf feuchten Schieferfelsen beiLeutschdorf.
— — trilobatum Nees. Häufig auf Walderde im Jeseriagraben. Jungermannia curmfolia D i c k s. In grossen Rasen auf alten Stämmen
im Jeseriagraben.
— — trichuphylla L. Gemein auf alten Stämmen.
— — minuta Dicks. Den Rasen von Jungermannia Taylori
eingewebt, auf der Presteralsche.
— — ventricosa Nees. An quelligen Orten um den Brunnen
der Presteralsche.
— — hyalina Hook. Auf feuchter Walderde im Jeseriagraben.
— — Taylori Hook. In grossen röthlichen Polstern auf alten
Stämmen im Jeseriagraben; auf feuchten Felsen in der Krummholzregion der Presteralsche. Seapania nemorosa Nees. Auf Walderde im Jeseriagraben.
— — subalpina Nees. Auf feuchten Felsen der Presteralsche.
— — aequiloba Nees. Auf feuchten Felsen im Jeseriagraben;
auf der Presteralsche.
II. laab-Moose.
(Geordnet nach Schimper's Synopsis muscor. frond. europ.)
Sphagnum acutifolium Ehrh. Auf feuchten Felsen in der Krummholz region der Presteralsche.
— — fimbriatum Wils. Bildet grosse Polster in den Wäldern
des Jeseriagrabens dort, wo ein Schieferzug streicht. Gymnostomum rupestre Schwgr. Auf den Felsen der Presteralsche,
— — cm'virostrum Hedw. In den feuchten Spalten der Kalk-
Felsen häufig ; so um die Nadel, im Jeseriagraben.
Dicranella squarrosa Schpr. Auf feuchten Felsen im Jeseriagraben,
Dicranum fuscescens Turn. Auf feuchten Felsen in der Krummholz- Region der Presteralsche.
Leucobryum glaucum Hedw. mit Sphagnum fimbriatum im Jeseria- graben.
Distichium capillaceum Br. & Seh. Auf feuchten Felsen in der Krummholzregion der Presteralsche.
Trichostomum rigidulum S m. Auf feuchten Felsen, gemein.
Barbula tortuosa W. & M. Ebenso.
— — aciphylla Br. & Seh. Im Gerolle der Krummholzregion
der Presteralsche. Cinclidotus fontinaloides P.B. In der Sann bei Leutschdorf. Grimmia apocarpa Hedw. Gemein auf allen Kalkfelsen.
Racomitriutn sudeticum Garov. Auf feuchten Schieferfelsen um
Leutschdorf. Hedwigia ciliata Hedw. Auf den Felsen der Schieferzüge häufig-. Ampho ridium lapponicum S chpr. Auf Schieferfelsen um Leutschdorf. Ulota Ludwigü Brid. Auf alten Stämmen in den Wäldern des Je-
seriagrabens, am Fusse der Presteralsche. Orthotrichum cvpulatum Hoffm. Auf den Kalkfelsen gemein, so um
die Nadel. Encalypta stfeptocarpa Hedw. Reich fruchtend auf feuchten Felsen
im Jeseriagraben. Tayloria serrata Hook. Ein reich mit Früchten bedeckter Rasen im
Gerolle der Krummholzregion der Presteralsche. Webera polymorpha Schpr. Auf feuchten Felsen im Jeseriagraben. Bryum alpinum L. Auf feuchten Schieferfelsen um Laufen.
— — psendotriquetrum Schpr. An quelligen Stellen der Kalk-
felsen gemein , oft in prachtvollen Rasen.
— — pallens Sm. In feuchten Spalten der Kalkfelsen, oft in
Gesellschaft mit Gymnostomum curviroslrum. Mnium affine Bland. In prachtvollen Rasen an den Quellen der Sann.
— — orlhorhynchum Br. & Seh. In den Wäldern des Jeseria-
Grabens.
— — stellare Hedw. Häufig in Wäldern.
Meesia uüginosa Hedw. In der Alpenform auf feuchten Felsen der
Presteralsche. Bartramia pomiformis H e d w. mit der Varietät ß. crispa und
— — Oederi Hedw. Auf feuchten Felsen im Jeseriagraben. Philonotis fontana Brid. Auf sumpfigen Stellen im Jeseriagraben,
wo Schiefer zu Tage tritt.
— — calcarea Br. & Seh. Häufig an quelligen Orten der Kalk-
felsen, doch meist steril; prachtvoll fruchtend im Kotschna-
Thale bei Vellach. Myurella apiculata Schpr. Auf feuchten Felsen der Presteralsche. Psendoleskea atrovirens Schpr. mit
— — catenulata S chp r. In grossen Rasen auf allen Kalkfelsen. Eurhynchium Vaucheri Schpr. ß. julaceum. Auf feuchten Felsen in
der Krummholzregion der Presteralsche. Rhynchostegium ruseiforme Schpr. Häufig in der Sann; sehr schön
aber steril in ihren Quellen. Plagiothecium undulatum Schpr. Reich fruchtend und in prachtvollen
Rasen in den Wäldern des Jeseriagrabens, sohon nahe der
kärnthnerschen Grenze, auf Schiefer. Hypnum Halleri L. fil. In grossen Rasen auf den Kalkfelsen des
Jeseriagrabens.
— — chrysophyllum Brid. Am Grunde alter Stämme in den
Wäldern am Fusse der Presteralsche.
— — reptile Mich. In den Wäldern des Jeseriagrabens. Limnobium palustre Schpr. Auf feuchten, von der Sann bespülten
Felsen im Jeseriagraben.
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III. tiefäss-Kryptogameii.
Asplenium septentrionale Hoffm. mit
— — germanicum Weis. Auf Schieferfelsen um Leutschdorf. Cystopteris montana Lk. Häufig in den Wäldern des Jeseriagrabens. Aspidium Lonchitis S w. In den Wäldern des Jeseriagrabens und am
Fusse der Presteralsche.
— — rigidum S w. Sehr schön und häufig in der Krummholz-
Region der Presteralsche. Selaginella spinulosa A. Br. Auf feuchten Felsen der Presteralsche.
Wien, im November 1860.
Ton Keszthely nach Tili an y.
Eeiseskizze von P. Haberlandt,
Professor der Botanik an der k. k. höh. landw. Lehranstalt zu üng. Altenburg.
Wenn auch die Hälfte des August einen für botanische Ausflüge fast zu späten Zeitraum bildet , so benützt ihn doch der Wander- lustige gern , der ausser dieser Zeit der Ferien keine Gelegenheit zu weiteren Ausflügen findet, und es wird nun zur Winterszeit eine kurze Schilderung einiger seiner Wandertage vielleicht auch mancher wanderlustige Leser Ihrer Zeitschrift nicht ungern lesen.
Denn es gibt kaum einen reizenderen Weg als den von Keszt- hely nach Tihany, der sich in der Länge von fast 8 Meilen an dem nördlichen Ufer des Plattensees hinzieht. Zunächst Keszthely windet er sich unmittelbar am See um die strahlenförmigen Ausläufer des Särkänyer Berges herum und eröffnet schon bei Meszes-Györök die Aussicht in die an landschaftlichen Reizen unvergleichliche Bada- csonyer Bucht. Der besseren Aussicht halber besteigen wir, von der Strasse durch Weingärten aufsteigend einen der Ausläufer des Särkäny-Erdö und überblicken nun das Thal von Badacsony in seiner ganzen Ausdehnung. Im Süden begrenzt es der breiteste Theil des Keszthelyer Seebeckens, am östlichen Rande stehen Wächtern gleich Badacsony, Szigliget, Gulacs, Sz. György, Csobäncz, Hegyesd, Haläp, — meist Basaltkegel , mannigfaltig in ihren Formen und gegensei- tigen Verhältnissen. Je nach dem Standpunkte des Wanderers ge- stalten sie wechselreiche Durchsichten auf den hinter denselben sich befindenden Gebirgszug, der nördlich am Plattensee parallel zum Bakony sich hinzieht. Der südliche Abhang dieser isolirt am Thal- rande stehenden Bergkegel ist meist bis an die nahe der Spitze schroff aufsteigenden Basaltsäulen mit gut gepflegten Weingärten be- deckt, deren frisches Grün von zahllosen Gartenhäusern und Keller- Gebäuden freundlich unterbrochen wird. Denkt man sich auf einige der Spitzen altersgraue Ruinen , in das Thal zahlreiche , blühende Ortschaften hinzu, so gewinnt das Landschaftsbild erst seinen eigen- thümlichen von manchen ungarischen Dichtern besungenen Reiz.
II
Nach Nord und Nordwest verengt sich die Bucht in das Thal der Tapolcza und Lesencze , aus letzterem ragt in weiter Ferne die stattliche Sümegher Ruine gleichfalls auf einem Bergkegel empor.
Uns zunächst zeigt der Särkäny-Erdö nur Busch und Strauch, keine die Fernsicht hindernden geschlossenen Waldbestände; Regen- fluthen haben hier schon tiefe Risse ausgewaschen, die Aufforstung wird je länger hinausgeschoben , mehr und mehr erschwert sein. Aber es beengt uns dieser verwüstete Theil nicht, denn wir wissen dahinter Wälder von grosser Ausdehnung und forstgerechtem Zu- stande, Wälder, die im Lesenczer Thale stundenweit sich hinauf- ziehn, in denen Eichen von 6', Weissbuchen mit 3 und mehr Fuss Durchmesser keine Seltenheit sind und das Szegeny Legenyekthum unbeirrt durch moderne Institutionen seinem alten Handwerke nachgeht.
Der Missstand des Beweidens der ohnehin schon grossentheils kahlen Berghänge macht hier wie an vielen andern Orten dieser Gegend das Emporkommen holzartiger Gewächse unmöglich; am häufigsten zeigten sich von verbissenem strauchartigem Wüchse : Berberis vulgaris, Colutea arborescens, Crataegus oxyacantha, Ju- niperus communis, Ligustrum vulgare, Quercus pubescens, Q.pedun- culata, Ritus Cotinus und Staphyllea pinnata. Den gemeinen Wach- holder fand ich häufig mit klafterlangen, oberflächlich umherkr.echenden bodenbefestigenden Wurzeln, so dass sich mir bei seinem Anblicke unwillkührlich der Gedanke aufdrängte , ob es nicht bei der Auf- forstung kahler dürrer Hänge am besten wäre, mit dem Washholder den Anfang zu machen und erst dann im Schutze dieses genüg- samen Strauches andere Forstpflanzen zu erziehen.
Der Pflanzenwuchs zwischen den vereinzelten Sträuchern bot nur eine spärliche Zahl genügsamer Pflanzen : Allium fallax, Allium flavum , Andropogon Ischaemum , Anthemis tinctoria , Anthericum ratnosum, Arenaria setacea, Artemisia scoparia. Asperula cynanchica, Aster Amellus , Astragallus Onobrychis , Campanula rotundifolia, Chrysocoma linosyris , Clinopodium vulgare, Euphorbia Cyparis- sias, Euphrasia lutea, Helianthemum vulgare, Linaria genistaefolia, Linum tenuifotium , Malva pallida , Marrubium vulgare , Pimpi- nella Saxifraga, Paronychia capitata, Sempervivum soboliferum, Sideritis montana, Stachys recta , Teucrium montanum , Tunica Saxifraga, Xeranthetnum annuum. Mitten zwischen diesen, alle den trockenen Standort anzeigenden Pflanzen gedeihte Xanthium spino- sum am üppigsten, in diesen Gegenden durch das Weidevieh bis auf die Bergrücken verschleppt , was dem, der sie bisher blos an den Strassen verbreitet sah, sehr auffällig wird. Wenn diese Pflanze nach Bertoloni's Worten „Pestis litorum et camporum Italiae" ist, so dürfte sie auch für viele Gegenden Ungarns, namentlich für Weiden, wo ein rechtzeitiges Abmähen nicht vorgenommen wird, recht bald sehr beschwerlich werden. Sobald man sich im Niedersteigen den Weingärten nähert , begegnet man auch hier wieder den gleichen Pflanzen, wie sie überall in Ebenen, wie im Gebirge an betretenen
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Orten in der Nähe der Wohngebäude u. s. w. sich einzufinden pflegen; da dominiren Amaranthus retroflexus, Cannabis sativa, Chelidonium majus, Hyoscyamus niger, Urtica dioica, insbesonders war zu bemerken : Marrubium peregrinum und Echinops sphaero- cephalus.
Die Sohle der Badacsonyer Bucht ist zum grössten Theil mit ergiebigen Wiesen bedeckt, doch sind sie häufig gefährdet von den Bächen, die aus dem Lesenczer und Tapolczer Thal herabkommend, sie nicht selten mit Sand und Steinen weithin bedecken, während eine zweckmässige Kanalisirung nebst Schutz vor diesen Nachtheilen hier die herrlichsten Kunstwiesen zu Stande bringen könnte. Rüstig schritten die Mäher darüber hin , dichte Schwaden reihenweise niederlegend; von Wiesenpflanzen fand ich nachstehende vorherr- schend : Achillea millefolium , Agrostis stolonifera , Allium acut un- guium, Betonica ofßcinalis , Centaurea Jacea, Cichorium Intybus, Coronilla varia, Crepis biennis , Cynodon Dactylon , Dactylis glo- merata, Daucus Carola, Equisetum arvense , Festuca pratensis, IIolcus lanatus , Linum catharticum, Leontodon autumnale , Lotus corniculatus, Medicago falcata et media, Molinia coerulea, Melilotus ofßcinalis, Pastinaca sativa, Plantago maritima, media et lanceolata, Poa trivialis, Ranunculus Flammula, Scabiosa columbaria, Sanguis- orba ofßcinalis, Seseli coloratum , Silaus pratensis, Silene inflata, Tetragonolobus siliquosus , Thrincia hirta , Tragopogon pratensis, Trifolium pratense, hypridum, repens et procumbens.
Im nördlichen Theil der Bucht bei Lesencze Sz. Istvänd lassen sich hier und dort Wiesenmoore vermuthen, der Boden weicht auf solchen Wiesen unter den Füssen , um sich nach Aufhören des Druckes wieder elastisch zu heben, der Stock lässt sich mehrere Fuss tief in den Boden stossen und zeigt sich beim Herausziehen mit kohlschwarzen schmierigen Erdtheilchen überzogen, auch zeigt sich ein Ueberwiegen von Allium acutangulum, Angelica sylvestris, Cirsium oleraceum, Cyperus fuscus, Epilobium palustre, Euphrasia ofßcinalis et Odontites , Gratiola ofßcinalis , Sanguisorba ofßci- nalis, Serratula tinctoria, Tetragonolobns siliquosus, und Triglochin maritimum, welche Pflanzen auch im Hansäg-Moore mit Ausnahme von Cirsium oleraceum in gleicher Zusammensetzung zu finden sind. Doch tritt im Hansäg als Torfanzeigerin besonders Potentilla anserina auf, die ich um Lesencze auf Moorwiesen nicht be- merken konnte.
Ungern verlässt man diese reizende Bucht von Badacsony, um über Tapolcza, einem über 3000 Einwohner zählenden Markt- flecken, über Gyula-Keszi, Köves-Källa u. s. w. nach Tihany weiter zu wandern. Din Strasse, die sich bei Zanka auf wenige 100 Schritte dem See nähert, führt dann hart an demselben in reizenden Win- dungen bis Aszofö, wo der Seitenweg in die Halbinsel Tihany ab- zweigt. Manche geschichtliche Erinnerung begleitet uns auf diesem Weg an Ungarns Heldenzeit. Im Bakony und an den Ufern des Platten- see's, unstreitig dem schönsten Theile Ungarns, hatten seine Stamm-
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halter schon frühzeitig ihren Lieblingssilz aufgeschlagen. Wie am Rhein, an der Donau, stehen auch hier auf den Bergen Burgen alt und kühn, deren Mauern mit der Erinnerung an ihre Besitzer fast gänzlich verfallen sind. Die Türken haben hier arg gehaust und manche Kirchenruine erinnert an längstverwüstete, dem Boden gleichge- machte Ortschaften. Deutsche Colonisten haben auch hier der Ent- völkerung abgeholfen und bilden im Bakony eine ansehnliche deutsche Sprachinsel, die in mehreren Zungen bis an den Plattensee reicht.
Aber noch ältere Erinnerungen würden auf diesem Wege die Phantasie der Geologen beschäftigen; seit Beudant seine Karte der Ufer des Plattensee's herausgab, kennt man die so klassischen Basalt- Gegenden von Badacsony, Tapolcza u. s. w. auch in weiteren Kreisen, weiss man, dass hier eine grosse Fülle verschiedener Formationen ein höchst dankbares Objekt für eingehende Untersuchungen eines Geo- logen bilden würden.
So reich an Abwechslung der Weg, so einladend der unge- trübte Sommertag, wir begegnen keinen F usswanderern, nur flüchtige Gefährte treiben an uns vorüber, denn im grössten Theile von Ungarn ist das Wandern zu Fuss nicht Sitte. In den Ebenen sind freilich auch die Entfernungen zu gross, und die Monotonie der Gegend, die un- gehinderte Sonnenwirkung ist Fusswanderungen nicht günstig. Darum bekommt man selbst Träger schwer; begegnete mir's und meinem jungen Gefährten doch, dass ich mir ein leichtes Fuhrwerk billiger als einen Träger hätte verschaffen können.
Im Ganzen ist hier die Wegflora von der unserer kleinen Ebene in Ung. Altenburg wenig verschieden, doch notirte ich : Al- thaea pallida, Anthemis tinctoria, Centanrea solstilialis, Kentrophülum lanatum, Kochia scoparia, Marrubium peregrinum, Phoenixopus vi- mineus, Saponaria of'ßcinalis.
Kentrophyllum lanatum (die Bauern nennen es wilden Safran), zeigt sich auch auf den Ackerfeldern als lästiges Unkraut und wird wie unser Führer erzählte, mit seinen dornigen steifen Blättern den Schnittern nicht wenig lästig. An vielen Orten waren die Stoppel- felder von Heliotropium europaeum massenhaft bedeckt; stellenweise säumten Onopordon Acanthium und Carduus acanthoides den Weg so dicht ein , dass die Wegränder (es war ein windstiller Nach- mittag) einen Zoll hoch mit ihren pappusgekrönten Früchten wie mit dünnflockigem Schnee bedeckt waren. Wie viel tausend Unkraut- Saamen weht so der Wind von den Strassen alljährlich über die Felder und wie leicht liesse sich diesem übers ganze Land ver- breiteten Missstande durchs rechtzeitige Abmähen der Unkräuter der Strassenränder und Gräbern abhelfen.
Auf einem ganz in der Nähe der Strasse bei Zanka sich hin- ziehenden kleinen Hügel, der sich schon von weitem durch seine rothe Farbe als aus rothem Sandstein bestehend bemerkbar machte, fand ich auf einer Weide: Cirsium lanceolatum, Artemisia Absyn- thium et scoparia, Filago vulgaris, Kentrophyllum lanatum, Lepidium gr amini folium, Marrubium vulgare et peregrinum, Micropus erectus,
Mentha arvensis, Ononis spinosa, Sambucus Ebulus, Stachys ger- manica, Verbascum nigrum et Thapsus zwischen Büschen von Quer- cus pedunculata, pubescens, Acer carnpestre et Crataegus oxyacantha.
Interessant war auch eine , Hunderte von Jochen umfassende mit niedrigem Buschwerk bedeckte Strecke in der Nähe von Akali. Nirgends sah ich den Nachtheil des Beweidens der mit Holzpflanzen bewachsenen Flächen mit Rindern, Schweinen, Ziegen und Eseln so auffallend wie hier. Die Sträucher von Prunus spinosa, Cra- taegus et Rosa waren 2—3' hohe zwergartige Krüppel geblieben und durch die oft unterbrochene und erneuerte Knospenbildung fast unkennbar geworden. Freilich mochten an diesem schlechten Wüchse auch zum Theil der magere, steinige Boden Schuld tragen, denn zwischen diesen ziemlich vereinzelten Sträuchern der Wüste fand sich ausser Andropogon Ischaemum, Cynodon Dactylon, Eryngium campestre, Euphorbia pannonica kaum eine andere Pflanze vor.
Längere Schatten warf schon die Sonne, als wir bei Aszofö die Strasse verlassend uns der Halbinsel Tihany zuwandten, von unga- rischen Dichtern wohl auch ungarischer Chersones genannt. Ziemlich tiefliegendes Land verbindet die Halbinsel mit dem nördlichen Ufer; einstmals war es unter Wasser und Tihany eine Insel. Zur Zeit des Türkenkrieges legte man hier, um Tihany künstlich in eine Insel zu verwandeln, einen mit starken Mauern versehenen Graben an, dessen Reste noch heute zu sehen sind. Allmählig nebt sich der Weg, denn die Halbinsel ist ein rings von Gebirgswällen umgebener Kessel mit einer Längsrichtung von Nordwest nach Südost. Eine weitere Ein- sattlung führt auf ziemlich steilem Wege nach Tihany, dem gleich- namigen Markflecken der Halbinsel mit etwa 1000 Einwohnern ; wir überschauen seine malerische Lage, indem wir den Nordrand des Walles erreichen, es liegt uns nun terrassenförmig auf der inneren Abdachung des Ostwalles gegenüber, überragt von der mit 2 Thürmen versehenen Kirche und dem daranstossenden grossen Gebäude der Benediktiner-Abtei, die hier schon im Jahre 1055 gegründet wurde.
Da es Sonntag ist und an diesen Tagen Badegäste von Füred herüberzukommen pflegen, ist der Eingang des Wirthshauses mit Dorfkindern besetzt, die den Ankommenden mit nicht geringer Aus- dauer ihre Muscheln anzubieten pflegen. Nicht unwillig Hess ich mir mit den weitbekannten Ziegenklauen Congeria triangularis , dem Cardium plicatum, der Paludina Sadleri die Säcke füllen , doch fand ich bald, dass letztere bei ihrer Gebrechlichkeit eine besondere Auf- merksamkeit in Anspruch nahmen, um sie unversehrt nach Hause zu bringen ; auch zogen uns einige Knaben trotz unserer Ermüdung am beträchtlich steilen östlichen Uferwalle hinab zum See, zum günstig gelegenen Badeplatze , wo die im gemächlichen Schwimmen sich streckenden Glieder in den lauen, klaren Fluthen des See's wunder- bare Erquickung fanden.
Auf dem Rückwege führten sie uns auch in die sehenswerthen in Fels gehauenen Eremitenwohnungen an der gegen Füred gerich- teten Uferwand und in den naheliegenden magischen Kreis , in
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welchem die vom gleichen Punkte ausgehenden von der Nordwand der 'etwa 400 Schritte weit entfernten Kirche zurückgeworfenen Schallwellen sich sammeln. Ihr Witz Hess sie ganz artig mit dem Echo, das 15 Sylben genau wiedergibt, verkehren , erst geben sie ihm leichte Aufgaben , wie: „Echo antworte!" „anworte lauter und deutlicher." „Ich kann nicht, denn es geht ein Wind." „Ist Füred's Sauerbrunnen weit? I" „Nein, nur der Weg ist weit." bis sie zu den eigentlichen Kunststücken kommen, unter welchen nebst ungarischen schwer schnell auszusprechenden Hexametern auch lateinische an die Reihe kommen, z. B.
Titire tu patule recubans sub tegmine fagi ! oder: Quae maribus solum tribuuntur, mascula sunto. Stiller, dunkler wurde es ringsum , das Echo wurde immer vernehmlicher und als die Knaben insgesammt mit Pfeifen und Peitschengeknall das Echo herausforderten , erinnerte man sich in dieser milden italienischen Nacht auch der nordischen wilden Jagd.
Die Halbinsel Tihany.
In den Wirthshäusern erwartet den müden Reisenden nicht selten statt erquickender Ruhe eine schlaflose Nacht, gar wenn unsere Schlafstube unweit der Schenkstube liegt und ein Sonntag- abend alle durstigen Kehlen des Ortes lauter als gewöhnlich stimmt. Die Bauern, die sich in der Wirthstube einfanden und zum grössten Theil ihren Erwerb darin finden, die Badegäste in Füred nach näheren und entlegeneren Punkten des Plattensee's zu fähren, kramten ihre Weg- und Ortskenntniss aus und schleppten mich um den ganzen See und von seinen Ufern weitab in's Land. So fand ich erst Ruhe als längst schon ein Kutscher-Ehrenmann den Morgen- stern angekündigt hatte. Sonst, war's auch ein Judenwirthshaus, das mich beherbergte, (in der ganzen Gegend gibt es keine anderen,) hatte ich doch über nichts zu klagen; mir schien es oft, als hätten sich die Juden hier mehr als anderswo den Sitten der Christen ge- nähert; rosselenkende , den Pflug führende Juden finden sich nicht selten.
Mein junger Reisegefährte, den halbwache Träume nicht so weit wie mich herumgeführt hatten, weckte mich schon mit erstem Tagesgrauen. Bald fanden wir uns auf dem Wege, denn wir wollten mit Müsse am heutigen Tage die Halbinsel kreuz und quer durch- wandern. Wir gingen durch die an den Rändern von Xanthium spi- nosum und Lappa vulgaris dichtbewachsenen Strassen des Marktes abwärts in den Thalkessel der Insel, dessen Sohle wohl 500—600° im Durchmesser haben mag. An seiner tiefsten Stelle findet sich ein mit Rohr umwachsener Sumpf von unbedeutender Ausdehnung; diesen umschliessen den frischeren Boden ausbeutend Küchengärten mit Kraut, Runkeln u. s. w. Der übrige Theil der ziemlich flachen Sohle des Kessels ist mit Mais , Kartoffeln und Stoppelfeldern be- deckt, bald weiter an den inneren Geländen hinaufziehend, bald nur dessen Saum erreichend. Die inneren Gehänge mit Ausnahme
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der südöstlichen und südlichen, die von Weinbergen bedeckt sind, dienen fast ausschliesslich zur Hutweide, der Baumwuchs ist desshalb hier sehr zurückgedrängt , nur vereinzelt stehen Stämme von Acer campestre, Ulmus campestris, Quercus Cerris, pubescens und Fraxi- nus Ornus mit ihren jungen Zweigen ausser den Bereich gefrässiger Weidethiere reichend.
Nach Ritter v. Zepharovich geologischer Beschreibung der Halbinsel Tihany wird dieselbe aus drei Gebirgsarten zusammen- gesetzt; — tertiärer Sand und Sandstein bilden das unterste Glied, es tritt an der unteren Hälfte zu Tage, die ausgedehnten am süd- östlichen Abhang gegen den See hin liegenden Weingärten fallen in sein Gebiet. Er führt die Versteinerungen, die von den Kindern angekommenen Badegästen angeboten werden und sich hauptsächlich in den Geschieben des östlichen Uferrandes vorfinden. Ihn über- lagert Basalt, der den ganzen nördlichen und nordwestlichen Theil der Halbinsel einnimmt und durch Verwitterung erst in groben Sand, dann im weiteren Verlaufe in eine rothe , thonige Dammerde umgewandelt wird.
An den höchsten Stellen der Halbinsel finden sich als oberstes Glied kieselreiche Kalksteine, selbst quarzige Massen mit einem nur geringen Gehalte von kohlensaurer Kalkerde. Besonders auffallend gestalten sie sich als gruppenweise geordnete , kahle mit Blöcken bedeckte Hügel , die Aschenkegeln vergleichbar der aus dem See sich erhebenden Halbinsel um so grössere Aehnlichkeit mit einem grossen Krater verleihen, eine Täuschung, die von den meisten Be- schreibern der Insel getheilt worden ist , bei dem ersten Blick auf die Süsswasserbildungen aber verschwindet. An vielen Stellen sind die kieselreichen Kalkblöcke und Quarze auf die Hutweide der Gehänge zerstreut, sie sind gewöhnlich voll grösserer und kleinerer Höhlungen, welche mit einer traubigen, milchweissen oder smalte- blauen Rinde von Chalcedon ausgekleidet sind. Vielfach sah man Arbeiter mit dem Zerschlagen und Aufladen derselben beschäftigt, man führt sie durch die an der Südspitze der Halbinsel befindliche Einsattlung nach dem Hafen Revhäz, von wo sie durch Schiffe an die südlichen Ufer des Plattensees zur Herstellung der Eisenbahn- Dämme überführt werden.
Hauptsächlich an den inneren Hängen des Kesselthaies, also auf Hutweiden und Weingartenrändern fand ich folgende Pflanzen, deren vollständiges Verzeichniss ich hier beisetze : Achillea millefolium und pectinata, Agrimonia Eupatoria, Ajuga Chamaepytis , Allium flavum, Andropogon Ischaemum, Artemisia austriaca, et camphorata, Aspe- rula cytianchica, Ballota nigra , Bromus arvensis, inermis , sterilis et tectorum, Bupleurum falcatum, Calamintha Acinos et ofßcinalis, Campanula rotundifolia , Carlina vulgaris, Centaurea paniculata, Cephalaria transylvanica, Chelidonium tnajus, Clinopodium vulgare, Convolvulus arvensis, Crypsis schoenoides, Cynanchum Vincetoxi- cum, Cynoglossum pictum, Echium vulgare, Eragrostis poaeoides, Erigeron canadense, Erodium cicutarium , Eryngium campestre.
Euphorbia Cyparissias, Gerardiana, pannonica et virgata, Dianihus proUfer, Diplotaxis muralis, Farsetia incana, Filago vulgaris, Galium Mollug o et verum, Gnaphalium sylvestre , Helianthemum vulgare, Hieracium Pilosella, Hypericum perforatum , Inula Oculus Christi, Kentr ophyllum lanatum, Linaria vulgaris, Elatine et genistaefolia, Linum austriacum et tenuifolium , Malta rotundifolia et sylvestris, Marrubium vulgare et peregrinum, Medicago falcata, Melica ciiiata, Micropus erectus , Molinia serolina, Nigella arvensis, Ononis spi- nosa, Onosma arenarium, Orlaya grandiflora, Phoenixopus vimineus, Plantago media et lanceolata, Potentilla argentea , recta, reptans'' Poterium Sanquisorba, Reseda luteola, Salvia pratensis, verticillata et sylvestris, Senecio Jacobaea, Seseli coloratum, Setaria glauca, verticillata et viridis, Sideritis montana, SUene Otites , Solanum niyrum, Stachys annua et recta, Thymus Serpyllum, Thrincia hirta, Teucrium Chamaedris et montanum , Tribulus terrestris, Trifolium arvense, procumbens et repens ,Tunica Saxifraga, Tragus racemosus, Urtica dioica, Verbascum nigrum et Thapsus , Xanthium spinosum, Xeranthemum annuum.
Tragus racemosus, von dem A. Neilreich in seiner Flora von Nieder-Oesterreich sagt, dass es fremden Ursprungs und erst in neuerer Zeit durch ungarisches Borstenvieh in Nieder-Oesterreichs Flora eingeschleppt worden sei, dürfte wohl als eine in Tihany ein- heimische Pflanze zu betrachten sein, da sie sich hier an den Orten, wo gewöhnlich Schweine hinzukommen pflegen, nicht vorfindet. Auf- fallend wird hier schon das Zurücktreten der Graser, daher der Grasteppich lockerer, unzusammenhängender wird und nur günstig gelegene Stellen mit einer ununterbrochenen Pflanzendecke über- kleidet sind. Noch mehr ist dies am südwestlichen und westlichen Abhänge gegen den See der Fall, wo sich die Pflanzendecke in Grasbüschel von Melica ciiiata, Molinia serotina, Andropogon Ischae- tnum, Bromus tectorum und Tragus racemosus auflöst , zwischen welchen Convolvulus Cantabrica und Tribulus terrestris am heissen Boden fortkriechen.
Die Ränder der Weingärten sind mit Hecken von Cornus mascula, Licium barbarum, Crataegus Oxyacanlha, Prunus spinosa und Rhus Cotinus umsäumt; innerhalb der Weingärten finden sich Obstbäume (Kern- und Steinobst) in grösserer Zahl als mit der erforderlichen Besonnung der Reben verträglich. Diese auf die Qualität des Weines jedenfalls ungünstig einwirkenden Baumpflan- zungen sind in den Weingärten der ganzen Plattensee-Gegend zu finden ; nebst der wenig sorgfältigen Auswahl der Rebensorten sind sie bei der unvergleichlichen Lage der meisten Weingärten Ursache, dass sich die Weine vom Plattensee nicht mehr Anerkennung und Verbreitung als bisher verschafft haben.
Die Bewaldung der südlichen und südwestlichen Spitze der Halbinsel ist eine höchst spärliche, der Bestand der zum Theil schon überständigen, gipfeldürren Bäume sehr gelichtet , das Aufkommen junger Stämmchen bei beständiger Beweidung unmöglich gemacht;
Oesterr. Botan. Zeitschrift 1. Heft. 1861. *
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am häufigsten kam Quercus Cerris et Robur, Acer campeHre, Ul- mus campestris, Fraxinus Ornus, Staphyllea pinnata, als Unterholz Evonymus europaeus et verrucosus, Rhamnus cathartica, Rerberis vulgaris, Colutea arborescens vor. Quercus Robur war mit eigen- thümlichen Auswüchsen ähnlich denen der sogenannten Schlafrosen auf Rosa canina übersäet, ich traf solche in grosser Zahl auf allen Traubeneichen des Szalader, Veszprimer und Stuhl weissenburger Comitats ; auch Cynips Quercus calycis hatte fleissig geschwärmt, man erwartete in den Stieleichenwaldungen allerorts eine vorzügliche Knoppernernte. In den an der Südwestseite gelegenen lichten Hol- zungen wuchern Carduus acanthoides und Onopordon Acanthium in solcher Menge und Höhe , dass sie dem Fortkommen bedeutende Hindernisse bereiten ; nur mit Mühe bahnten wir uns durch selbe den Weg zum höchsten Punkte der Halbinsel , dem sogenannten Spitzberg, der etwa 200' über dem Seespiegel den prachtvollsten Ueberblick über die Halbinsel und den ganzen See mit seinen Ufern gewährt.
Aber die Hitze war drückend, es war der heisseste Sommer- tag des Jahres, der 29» August ; kein Lüftchen regte sich , kein Wölkchen konnte sich am . tiefblauen Himmel bilden. So lagerten wir denn am schattigen Abhang unter einer vereinsamten Zerr- eiche, suchten den Wein und die Lebensmittel hervor, mit welchen uns des Morgens die Wirthin versah und vervollständigten die ge- habten Eindrücke durch flüchtige Skizzirung der lieblichen Halbinsel.
Tiefer stand schon die Sonne als wir nach längerer Rast auf den Spitzberg stiegen, um uns noch einmal an dem prachtvollen Ausblick zu laben. Zu unseren Füssen liegt der weite Kessel der Halbinsel, uns gegenüber der Markt Tihany in seiner malerischen Lage. Beide Hälften des Plattensee's überschauen wir von hier, west- wärts bis Keszthely, wo der See mit dem Horizont zusammenfliesst, mit seinen weiten rebenbepflanzten , mit Ortschaften dichtbesäeten Ufern, östlich das kleinere doch breitere Becken, das die vor uns liegende Halbinsel gleich einem Silberband umgürtet. Beide durch die Halbinsel getrennte Seebecken haben eine Länge von 10 Meilen und sind durchschnittlich eine Meile breit, die sie verbindende See- enge ist wenig über 500° breit. Nur ist wenig Leben auf dem See bemerkbar, einzelne Fischerkähne bemerkt das Auge , die auf den Fang der weitberühmten Fogase ausfahren, das Dampfboot Kissfaludy durchschneidet ihn seiner Länge nach nur zweimal in der Woche.
Es erleidet keinen Zweifel, dass die Feuchtigkeits-Verhältnisse der ganzen Gegend, namentlich die sommerlichen Niederschläge der benachbarten Comitate, durch diesen grossen Wasserspiegel, der das Vegetationsjahr hindurch reichlich über 2' verdunstet, bedeutend und gewiss vorteilhaft beeinflusst werden. Darum fragt sich wohl, ob nicht durch eine beträchtliche Senkung des Wasserspiegels wie sie gegenwärtig von Somogyer Gutsbesitzern auf der Südseite des Sees beabsichtigt wird, die Einbusse an günstigen klimatischen Faktoren grösser sein würde, als der Vorlheil , den etwa zu gewinnende
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sandige Ufer gewähren dürften. Abgesehen von der Einbusse der Landschaft würden mit zunehmender Trockenheit auch die Wälder der benachbarten Höhen, wie diess überhaupt in den letzten Jahr- zehnten der Fall war, mehr und mehr zusammenschrumpfen und so auch die Zuflüsse des Plattensees jährlich vermindert werden.
Als wir gegen Abend in's Wirthshaus zurückgekehrt waren, wollten wir vor Durst schier verschmachten, denn eben erst wurde der Esel mit zwei Fässlein am hölzernen Sattel zum einzigen Brunnen der Halbinsel geschickt um Wasser zu holen. Meist muss man sich mit Seewasser begnügen , das im Sommer in den Kellern abkühlen muss, um trinkbar zu werden. Erst ein Bad im See stellte das Wohl- behagen wieder her ; die lebhafter erregten Wellen spielten mir Potamogeton marinus und perfoliatus nebst einer unbestimmbaren Art [Pot. crispus ?) in die Hand.
Beim Ordnen unserer Sammlungen fand ich als Ausbeute meines Begleiters eine ziemliche Anzahl Insekten vor; von den Käfern seien erwähnt : Bembidium ephippium, Chlaenuis holosericeus, Chrysomela graminis, Chrysomela Megerlei, Chrysomela violacea. Cryptocephalus amoenus et laetus, Gymnopleurus pi/lularius, Hydrophilus flavipes, Onilicellus flaripes, Polydrusus micans, Sphenophorus piceus, Sta- phylinus murinus. Stenus biguttatus ; von Schmetterlingen : Coleas Hyale , Hesperia alceolus, Hipparchia Megaera, Licaena Betulae et Lucina ; von Netzflüglern : Myrmecoleon formicarius ; von Grad- flüglern : Locusta Ttridissima, Acridium migratorium. Truxalis na~ suta. Die Wanderheuschrecke kam im Zalader , Veszprimer und Stuhlweissenburger Comitate immer nur vereinzelt vor, die Schnabel- schrecke {Truxalis nasuta~) fand sich dagegen in grosser Menge auf der Südspitze der Halbinsel.
Von Füred aus gesehen macht die Halbinsel Tihany einen unvergesslichen Eindruck. „Ein stilles feierliches Bild" ragt sie in den See, vergoldet von der aufgehenden Sonne, Abends breite Schatten über ihn werfend. Als ich am Abend des anderen Tages in Füred von diesem Bilde Abschied nahm , wehte nach langen un- vergleichlich schönen Sommertagen ein Gewittersturm über'm See. Durch zerrissene vom Wind gepeitschte Wolken warf der Mond breite Lichtmassen auf den bewegten Wasserspiegel, um die schwarz sich vorlagernden Felsen der Halbinsel schwenkte mit Anstrengung des See's Dampfer.
Ung. Altenburg, im November 1860.
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Zur Flora von Siebenbürgen.
Von Dr. Ferd. Schur.
Berichtigungen und Nachträge
xa dessen von dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissenschaften zu
Hermannstadt pnblicirten Reisebericht.
VI.
67. Zu Seite 117, Nr. 45 : Solchen Einwürfen ist schwer zu begegnen, wenn man durch den Augenschein sich nicht verständigen kann. Diantims banaticus Griseb. & Schenk existirt gar nicht, wohl aber D. banaticus He uff, sec. Griseb. & Scbenk, iter hung. p. 301, welchen aber He uff. nicht anzuerkennen scheint, da derselbe in seiner Enumeratio 1859 fehlt. Er beschreibt eine Var. von Dianthus Carthusianorum L. y. banaticus He uff. & Wierzb., ohne jedoch der Syn. von Griseb. & Schenk zu gedenken, und so ist der Diantenknoten in dieser Beziehung noch mehr verwirrt. Dass mein Dianthus biternatus mit D. ati orubens B m g. identisch ist, bin ich bis heute überzeugt, eben so dass D. capitatus, Fuss zum D. Carthusianorum banaticus Heu ff. gehört, weil ich mich in dessen Herbar darüber belehrt habe , aber in weitere Identifizirungen der Syn. wage ich mich vorläufig nicht , weil kein Botaniker in dieses Labyrinth von Namen ungestraft sich wagen darf. Dianthus Carthu- sianorum, D. alr orubens und D. capitatus scheinen unter einem Zauber zu stehen, durch welchen die Augen des Botaniker geblendet werden, denn kaum fühlt man sich glücklich, die vermeintliche echte Art gefunden zu haben, so ist im nächsten Momente das Bild uns entrückt und wir tappen wieder im Dunkeln wie vorher. Und den- noch ist hier nicht alles einerlei Species, wie Einige meinen.
Mein Dianthus biternatus steht nahe dem bei Talmats, auf dem Ocsem Teteje, und auf dem Königstein gesammelten Dianthus Bal- bisii Sering., welcher sich unterscheidet: durch die ärmeren Köpfchen , grösseren Blüthen , krautartigen Hüllschuppen , welche meist das Köpfchen überragen, und spitzeren zahlreicheren äusseren Kelchschuppen. Der Habitus zwischen D. B/dbisü und D. biternatus ist zwar ähnlich, aber der erstere ist schlanker, anders gefärbt und gewährt, im frischen Zustande ein ganz anderes Bild als der letztere.
68. Zu Seite 122, Nr. 9: Diese von Herrn Fuss hier wieder- holt berührte Idee, dass die echte Cardamine pratensis^ L. für Sie- benbürgen zweifelhaft sei , mag wönl^seiineln1 Grund in der Viel- gestaltigkeit dieser Art haben, und dass wir, wie bei vielen Linne'- schen Arten dieses der Fall ist, in manchen Gegenden die echten Stammformen gar nicht kennen. In meinem Sertuin fl. Transs. p. 7, Nr. 209 habe ich sechs Formen aufgezählt, von denen z. B. d. C. Hayneana Welw. auch bei Wien und in Norddeutschland bis an der Nordsee vorkommt. Auch die Form: C. pratensis ß. dentata Koch Syn. ed. 2, p. 47 kommt bei Hermannstadt vor. In den Verhand-
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hingen und Alillheilungen des siebenb. Vereins 1853, p. 60 habe ich diesen Gegenstand im Sinne des Herrn Fuss besprochen, und es haben sich nieine Ansichten und Erfahrungen in dieser Hinsicht er- weitert und berichtigt.
69. Zu Seite 122, Nr. 15: lieber den hier besprochenen Dianthus bin ich insofern nicht im Reinen, als ich selbigen weder für den echten D. barbatus L. noch für D. compactes W. K., sondern für eine Miltelform zwischen beiden, welchen ich als „DLum thu& sub- b a r b a tus" aufbewahre. Vom D. compactus ist derselbe verschieden: durch den Standort, denn er wächst am Waldgebüsch in einer ge- ringen Höhe über den Szamosspiegel ; durch die längere und grössere Beschaffenheit aller Theile; durch den lockeren deutlich dreibüsche- ligen (nicht so compacten) Blüthenstand; durch den Mangel der zusammengedrängten zurückgeneigten Bracteen; durch die grösseren mehr hervorgezogenen Corollen und blassere Färbung derselben ; durch die etwas längeren und schmäleren Blätter, dei denen sich eine längere Zuspitzung und Neigung zur Blattstielbildung deutlicher aus- spricht, deren Breite zur Länge sich = 1 : 41/*, beim D. compactus = 1 : 31/* verhält. Doch alle diese kleinen Abweichungen berech- tigen jedoch nicht , diesen Dianthus von D. compactus \V. K. zu trennen, sondern wir müssen denselben als eineWaldform betrachten, welche zum echten D. barbatus den Uebergang bildet, den ich für distinctus von D. compactus W. K. halten muss. Die in alpibus Bar- censibus in graminosis montis Koenigstein von mir gesammelte Pflanze ist der echte D. compactus W. K. , und Herr Fuss mag insofern Recht haben, dass B m g. diesen als D. barbatus L. ge- nommen hat. Ich habe D. compactus auf dem ganzen von Hermann- stadt sich östlich ziehenden herrlichen Gebirgszug, so wie auf dem Kuhhorn bei Radna , zahlreich beobachtet, wo er einen Schmuck der Alpenwiesen bildet. Heuffel En. pl. banat. 1859 p. 32, führt ihn auf den Bistrizer Alpen und zwar auf der Alpe Szärko an, und behandelt ihn als Var. compactus von D. barbatus L. Man sieht aus dem Ganzen, dass zwischen!), barbatus L. , D. com- pactus W. K. und D. subbarbatus mihi kein bedeutender Unter- schied ist, und dass die verschiedenen Standorte Modificationen zwar verursachen, aber den Haupttypus von „D^ barbatus L. nicht ver- wischen können. Nach den vorliegenden Exemplaren von D. barbatus unterscheidet sich derselbe von den obgenannten: durch lockere Köpfchen, grün (nicht purpurrot!! oder braun) gefärbte Kelche, Kelch- schuppen und Bracteen , und dass die Kelchschuppen schmäler sind und in eine nervige pfriemenförmige gerade Granne verlaufen, welche kaum so lang als die Kelchröhre ist, (nicht länger und gekrümmt wie bei D. compactus^).
70. Zu Seite 123, Nr. 26 : Von Spergula pentandra L. kommen hier zwei Formen vor. Die eine mit breit weiss gerandeten die andere mit schmäler und braun gerandeten Samen. Die erstere entspricht der vSp er y ula p entandra" L. Spec. 630. Die zweite scheint die „Spergula Mörisonii* Bore au Regensb. Zeit. 1850.
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p. 451 zu repräsentiren. Sie kommen nebeneinander vor, und dürfen nur als Formen betrachtet werden.
71. Zu Seite 126, Nr. 67:
Hieraciumaretie u m Seh u r. Syn. : H. eriophyllum S cTffir non Lk. Rhizotnate repente vel praemorsa , monoeephala vel caules flagelliformes floriferes profei ente. Caule erecto quadoque a medio ramoso , l — 3 ped., sulcato-striato , pilis mollis longissimis demum fuscentis crispulis vestito, 1 — 5 foliis instrueto , raro, aphyllo vel squamis vel foliis 1 — 3 obliteratis linear ibus praedito, Foliis infimis oblongis ellip- ticisve obtus'iusculis, in petiolum desinentibus, undulato serratis, in nervo medio praeeipue longissime pilosis. Petiolo pilis longis demum fuscescentibus instrueto, folio dimidio breviore. Fo liis cau- linis iriferioribvs subconforimbus, mediis anguste oblongis, sitm- mis lineari-oblongis. In f lor escentia panicaluta vel subcorym- bosa, ramis curvato - erectis apice subtrifloris. P eduneulis ramulisque basi bracteatis , alaba stris globosis. Antho diis cyiindraceis , canescentibus , setisque atris glanduliferis vestitis. Phullis peranthodis lanceolato-linearibus a basi sensim atte- nuatis actitis. Flo sculis aureo-flavis anthodio duplo longioribus, 5 dentatis, dentibus subulatis glabris in var. 1 triangulari-subulatis. Fructibus fascis subtetragonis, nitidis, glabris, 10 sulcatis pappo albo persistente brevioribus, 1 lin. longis, x/\ latis. — Planta 1 — 3 ped. viridis, siccato interdum ßavo-fusca , folia cum petiolo 4 — 5 poll. longa 1 — lx/%poll. lata, anthodia vix 6 lin. longa, 8 lin. lata. Variat:
Var. 1. g enuinum. — Rhizomate repente monoeephalo, caule erecto 2 — 3 ped. subsex foliato, inßorescentia subpaniculata, caule füliisqne valde pilosis, dentibus jlosculorum latioribus lanceolato- subulatis. = Hieracium areticum Schur. = Hieracium erio- caule Schur. Seit. fl. Transs. p. 46, Nr. 1777, c. In Bergwal- dungen in lockerer Dammerde, anf dem Kuhhorn auch in den Grossauer Gebirgen bei Hermannstadt, auch in der Arpaser Tannen- region. Elevat. 4000 bis 5000'. Substr. Glimmerschiefer. Juli. —
Var. 2. oblongifolium — Differt : caule submonophyllo, foliisque minus pilosis, inßorescentia corymbosa. Syn. Hieracium oblongifolium Schur in litt. 1850. In Laubwäldern durch das ganze Gebiet, vorzüglich in der Bergregion.
Var. 3. Rhizomate subrepente caulesque subflagelliformis flo- rentes proferente; caule primario a basi feie ramoso subbifolio ramis longissimis, foliis brevius pilosis, pilis demum flaro-fuscis. — Syn. Hieracium eriophyllum Schur (non Lk.) Sertum fl. Transs. p. 46, Nr. 1777. = Hieracium trän ssilvanicum He uff. En. pl. banat. p. 115, Nr. 1097 (1859). In Gebirgswäldern auf dem Kuhhorn, Arpas und Butsan, am Fusse der Fromaasre , und nach Heuffel auch auf dem Retyczät. Juli August. Vorzüglich auf Kalksubstrat.
Var. 4. pl eiophyllum. — Omnibus in partibus minus. Caule 10—12 poll., foliis 1 — 2 minimis praedito ; inßorescentia rarißora subcorymbosa. Syn. Hieracium pleiophyllum S chur Sert.
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fl. Transs. 1853 p. 46, Nr. 1777, a. In den Wäldern um Hermannstadt
auf steinigem Boden hinter Hellau bis zur Hälfte des Götzenberges. Juni Juli. Elevat. 2500', Substr. Glimmerschiefer.
Var. 5. v i r % d e et in o 11 e. — A praecedente differt : colore intense viride et molletule foliorum. Ca nie 12 — 15 polt, interdum quadrifoliato; foliis majoribus a basicaulis usque ad apicem sensim decescentibus , antkodtis mitioribus, copiosioribus , phyllis peran- thadii atro-viridibus. In der Buchenregion des Arpas auf stei- nigem Boden im Schatten. Juli. — 4000'. — Glimmerschiefer.
Var. 6. s u b a p h y 1 1 u in. — Differt a praecedente. Caule aphyllo loco foliorum squamis longissimis linearibus pollicem longis notato. In der Kerzeschoner Tannenregien, Juli.
Diese Formen sind, was den Bau der Blumen betrifft , voll- kommen übereinstimmend; nicht so in der Gestalt und Anzahl der Blätter, und wenn man die „Varietät 1 und 6" nebeneinanderstellt, so muss man jede , wenn man die allmäligen Uebergänge nicht sieht, für eine distinktive Art halten. Da nur die von mir genannten sechs Varietäten nicht nebeneinander vorkommen , so ist es leicht möglich und verzeihlich, wenn solche vereinzelt stehende Form für eine neue Art genommen wird. Auch die Unterbringung dieses Hie- racium in eine systematische Abtheilung ist nicht leicht, denn wäh- rend die Var. 1 keiner recht entspricht, spielen die übrigen Var. in die Abtheilung „pulmonaroides" hinüber und nähern sich dem Typus von H. murorum und den hieher gehörenden Arten. Die Verbrei- tung dieser Art erstreckt sich auf Siebenbürgen, und nach Heuffel bis auf das Banat.
Wien, im Juli 1860.
Correspondenz.
E i b i s w a 1 d in Steiermark, den 8. December 1860. Beim Durchlesen des im Augusthefte 1860 der österr. botan. Zeitschrift, von H. Saut er meist er mitgetheilten Artikels „Stand- orte einiger seltener vorkommenden Farben -Abänderungen von Blüthen", wurde ich angeregt, Ihnen den Standort der Centaurea Scabiosa JL. a. scabra , flore albo mitzutheilen. Ich fand die Pflanze 1859 in Altenberg unweit Neuberg in Steiermark , auf den Feldern am Wege vom Wirthshaus des Peter Koller, vulgo Sagbauer, zu den Bohnkogler-Böstöfen, in mehreren Exemplaren. (Der Stand- ort liegt den über das Preiner Geschaid nach Altenberg Kommenden am wenigsten aus der Hand.) Ich lege desshalb einiges Gewicht auf die Auffindung dieses Standortes, da ich die Centaurea Scabiosa überhaupt auf der ganzen Tour von JVeuberg bis Altenberg nir- gends gesehen habe, aber da mit weissen Blumen. (Flora von Xieder- Oesterreich von Aug. Neilreich 1. Theil, p. 381. „Blumen hell- purpurn, sehr seilen weiss.) F. v. Feiller.
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Personalnotizen.
— Daniel Hooibrenk, Handelsgärtner zu Hietzing bei Wien, erhielt von der k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien, in Aner- kennung seiner Verdienste um die Förderung der Hortikultur in Oesterreich durch Einführung, Vervollkommnung und erfolgreiche Verbreitung höchst werthvoller Kulturmethoden in den wichtigsten Zweigen der Gartenbaukunst, die grosse goldene Gesellschafts- Medaille.
— JosefDalt. Hooker befindet sich seit November v. J. auf einer wissenschaftlichen Reise in Palästina.
— Franz Graf von Berol dingen, Präsident der k. k. Gar- tenbau-Gesellschaft in Wien, starb am 2. December v. J. , nachdem er ein Alter von 81 Jahren ereicht hatte.
— Dr. Anton Kerner, Professor am Josephs - Polytech- nikum zu Ofen , wurde zum ordentlichen Professor der Naturge- schichte zu Innsbruck ernannt.
— Dr. B. S e e m a nn befand sich, wie die Bonplandia meldet, seit Mitte Mai bis Ende Juni im besten Wohlsein auf den Fidschi- Inseln. Dr. Seemann, welcher bereits verschiedene Inseln besucht, und eine beträchtliche Anzahl Pflanzen nach Sydney expedirt hat, hofft bis September seine Arbeiten auf den Inseln beendigt zu haben, und wird derselbe, nachdem er Ceylon besucht hat, über Egypten nach Europa zurückkehren.
— Professor Dr. G ö p pe r t , Direktor des botanischen Gartens zu Breslau erhielt vom König von Baiern das Ritterkreuz 1. Klasse des St. Michaels-Verdienst-Ordens.
— Staatsrath von Brandt und Rad de befinden sich in der Krim , woselbst sie mit naturwissenschaftlichen Untersuchungen be- schäftigt sind.
— August Neilreich wurde von der kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher zu ihrem Mitgliede mit dem Beinamen „Clusiiis" ernannt.
— Dr. Johann Friedrich Klotzsch. Die Bonplandia, deren Mitredakteur Dr. Klotzsch wurde, nachdem Dr. B. Seemann seine jüngste Reise angetreten hatte, bringt in ihrer Nummer vom 15. November v. J. eine biographische Skizze dieses am 5. Nov. gestorbenen Gelehrten. Nach derselben war K. der einzige Sohn eines Kürschnermeisters in Wittenberg und daselbst am 5. Juni 1805 geboren. Im Jahre 1819 trat er als Lehrling in die Hennig'sche Apotheke zu Düben ein und vollendete später seine pharmaceutischen und bota- nischen Studien in Berlin. In den Jahren 1830 bis 1832 lebte K. in England und Schottland, wo er unter der Leitung von William Hooker sich für seinen späteren Beruf ausbildete. Im Sommer- Semester 1832 und im darauffolgenden Wintersemester hörte er in Berlin medicinische Collegia, das Sommersemester 1833 widmete er jedoch wieder den Naturwissenschaften, die nächst folgenden
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Semester hörte er abermals pharmaceutische und medieinische Vor- lesungen. Im Jahre 1834 wurde er als Assistent beim Herbarium in Berlin angestellt. Als solcher übernahm er auch den naturwissen- schaftlichen Unterricht in der Louisenstiftung und die Custosstelle an der königl. pharmakologischen Sammlung. Im Jahre 1838, nach Chamisso's Tod wurde er zum alleinigen Custos des k. Herbariums ernannt, welche Stelle er bis zu seinem Tode bekleidete. Im Jahre 1837 machte K. mit Dr. Opatowski eine Reise nach Mittel- und Süd-Deutschland. Im Herbst 1840 reiste er mit Link nach England und Schottland. Doktor der Philosophie und Medicin scheint er in den Jahren 1836 — 1838 geworden zu sein. Die betreffenden Diplome fanden sich in seinem Nachlasse nicht vor. Im Jahre 1851 wurde K. als ord. Mitglied in die königl. Akademie berufen und im Sept. v. J. zum Professor ernannt.
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— Die Monats-Sitzung der k. k. zool.-botanischen Gesellschaft fand am 5. December unter dem Vorsitze des Dr. Reissek statt. Nachdem dieser den anwesenden Ritt. v. Tommasini mit warmen Worten begrüsste, gibt der k. k. Oberlandesgerichtsrath A. Neil- reich Nachricht von dem Ableben F. Hill eb ran dt's mit fol- genden Worten : Abermals bin ich in die traurige Lage versetzt, die geehrte Versammlung von dem Ableben eines sehr verdienten Botanikers und Mitgliedes unserer Gesellschaft inKenntniss zu setzen. Franz Hillebrandt (geboren zu Eisgrub den 7. November 1805) seit 1834 k. k. botanischer Gärtner am Garten der Flora Oesterreichs nächst dem Belvedere ist nicht mehr , er erlag eben heute (den 5. December 1860) morgens nach kurzer Krankheit einer heftig aufgetretenen Complication von Lungenentzündung und Typhus. Der Tod hat so schnell sein Opfer erfasst und die Trauernachricht mich so unvorbereitet überrascht, dass ich im Augenblicke nicht im Stande bin, von dem Leben und Wirken des Dahingeschiedenen eine aus- führliche Schilderung zu geben. Ich muss mich daher begnügen, einfach hervorzuheben, wie er in zweifacher Richtung unsere Wis- senschaft gefördert hat. Der vorerwähnte Garten der Flora Oester- reich's, dessen Pflege ihm oblag, war vor ihm eine mit chinesischen Mauern umgebene Terra incognita , erst durch ihn wurde er zu- gänglich und für die Wissenschaft verwendbar, da Hillebrandt jeden Freund der Botanik zuvorkommend aufnahm, und sowohl die Benützung des Gartens als die Einsicht des dort aufgestellten Host'schen Herbars bereitwilligst gestattete. Wie nothwendig aber dieser Garten und das Herbar zur Aufklärung der vielen dunkeln oder verkannten Hos t'schen Arten sind, weiss Jeder, der sich mit der Kritik der Flora Oesterreichs befasst hat. Soweit es die geringen Mitteln erlaubten, war Hillebrandt auch fortwahrend bemüht, neue
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Arten anzupflanzen. Aber nicht bloss für die botanische Hortikultur, sondern auch für die Kenntniss der Alpenflora Oesterreichs, hat er thätig gewirkt. Die zahlreichen Ausflüge, welche er in den Jahren 1842 — 51 in Gesellschaft des Grafen Johann Zichy (seit dein Jahre 1847 zum Theil auch in der meinigen) auf die Alpen von Nieder-Oesterreich, Steiermark, Salzburg und Kärnthen unternahm, setzten ihn in den Stand, in dem Garten eine reichhaltige Kalk- und Schiefer-Fora anzulegen (welche leider in neuerer Zeit durch Miss- gunst der Verhältnisse sehr herabgekommen ist), und für die Pflan- zengeographie der Alpenländer werthvolle Beiträge zu liefern. Sein Herbar *} bewahrt die vielen von ihm früher auf den Alpen, später in den Komorner und Stuhlweissenburger Comitaten auf den Gütern des Grafen Zi chy gesammelten Pflanzen. Die Aufzählung derselben, insoweit sie alpine Gewächse betrifft, wurde von ihm in die Ver- handlungen des zool.-botan. Vereines 1853 II. p. 77—95 einge- rückt. **3 Zwei nach ihm benannte Arten Sedum Hillebrandtii Fenzl, Zool.-botan. Verein 1856, II. p. 449, und Semp er vivum Hü- lebrandtii Schott, Oesterr. botan. Wochenbl. 1852, p. 18, werden seinen Namen für kommende Generationen erhalten, für uns, die wir ihn persönlich gekannt und geachtet haben, wird er stets. unver- gesslich bleiben. Er hinterlässt eine trauernde Witwe , einen Sohn und eine Tochter, welche eben an jener Stufe des Lebens stehen, wo man der Leitung und Liebe eines Vaters am meisten bedarf. Rechtschaffen, bieder, gefällig und liebenswürdig im Umgange, ein sorgsamer Familienvater und gerne bereit, seine massigen Glücks- güter mit Hilfsbedürftigen zu theilen, möge er ausruhen von den Mühen des Lebens und in einem besseren Jenseits den Lohn finden, der hier auf Erden so selten dem Gerechten zu Theil wird. — v. Pelz ein hielt einen gegen die Schöpfungstheorie Darwin's ge- richteten Vortrag, in welchem er, gestützt auf die Lehren der Offen- barung ***) und unter Hinweisung auf mancherlei Erscheinungen in
*) Dasselbe ist bei der Witwe käuflich zu haben. **) Eine Aufzählung der bei Komorn in Ungarn von Hillebrandt beobach- teten Pflanzen befindet sich in der Oesterr. botan. Zeitschr. 1858, S. 279.
Anm. d. Red. ***) Bernhard C otta sagt in dem Vorworte zur dritten Auflage seines Com- mentars zu Alexander v. Humboldt'» Kosmos unter anderen : „Die Naturiorschung ruht auf reinmateriellen Grundlagen ; sie beschäftigt sich nur mit wahrnehmbaren Dingen, nicht mit Uebersinnlichem ; sie hat darum als solche eine ganz andere Basis als religiöse Ueberzeugung ; sie lässt diese unangefochten, wünscht aber eine gleiche Behandlung und nur läu- ternden Kampf auf ihrem eigenen Gebiete mit gleichen Waffen. Will die Naturforschung nicht von Haus aus die nothwendigen Bedingungen ihres Daseins aufgeben, so muss sie sich unabhängig bewegen von alle Dem, was auf irgend einem andern Wege als auf ihrem eigenen, d. h. auf dem der Beobachtung, gewonnen ist. Damit spricht sie keiner andern Sphäre der Gedankenentwicklung ihre Berechtigung ab. WTollte sie aber durch irgend ein Dogma von vornherein ihr Ziel feststellen lassen, so würde ihre For- schung eben keine solche mehr sein, wenigstens nicht in dem Sinne, in welchem sie es ist." Anm. d. Red.
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der Natur die Ansichten Darwin's als unhaltbar darzustellen ver- suchte. Dr. Jaeger entgegnete hierauf unter lautem Beifall, dass er entgegen der soeben von v. Pelz ein entwickelten Meinung, vollkommen Darwin's Ansicht theile, und bereit sei, bei nächster Gelegenheit diesen Gegenstand einer eingehenden Besprechung zu unterziehen, um die von v. Pelz ein vertretene Ansicht zu wider- legen. Vorläufig verweise er auf den Vortrag, welchen er am ll.Dec. im Akademie-Gebäude über Darwin's Theorie halten werde. — Der Vorsitzende Dr. Reissek legt schliesslich zwei für den Druck be- stimmte Man uscripte von Schulz er v. Müggen bürg vor, a. über ein Sclerotium des Agaricus tuberosus Bull., und b. über Aga- ricus horizontalis Bull. J. J.
— In einer Sitzung der naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover am 1. Novemb. 1860, besprach Hofgärtner Wen d- land die Palmen Amerikas, von denen er bemerkte, dass es gegen 440 Arten gebe, während in der alten Welt ca. 310 Palmen ver- zeichnet seien. Bis zu Humbold t's Veröffentlichungen (1815) habe man 70 Palmenarten gekannt. Humboldt und Bonpland ent- deckten 20 Arten. Der Redner selbst fand auf seiner Reise in Guate- mala und Costa-Rica gege^ 70 Palmenarten, von denen 15 von Oersted und ihm schon früher beschrieben waren, während der Rest neu war, so dass sich die Zahl der wissenschaftlich bestimmten Arten Amerikas gegen 420 herausstellt, ohne 20 Arten, welche nicht beschrieben sind. Erwäge man, wie oberflächlich Amerika im Ganzen durchforscht sei, so dünke es ihm wahrscheinlich, dass in diesem Jahrhundert die Zahl 1000 noch erreicht werde. Die geographische Verbreitung der Palmen Amerikas liege innerhalb der Wendekreise ; sie nehme gegen dieselben ab und überschreite sie nach Süd und Nord mit wenigen Arten. Die meisten Arten wachsen innerhalb der dem Aequator zunächst liegenden 15° nach S. und N. Ihr Vorkommen daselbst reicht von der Meeresküste bis zu einer Höhe von 12300' hinauf. Die Palmen gehören mit wenigen Ausnahmen zu den am meisten Wasser und feuchte Niederschläge liebenden Pflanzen; die Flussgebiete und die Ostseite Amerikas sind daher die palmen- reichsten Länder. An der Westküste auf der Spitze des todten Vulkans von Conchagua fand der Redner eine in Menge vorkommende 20' hohe Fächerpalme in Gemeinschaft mit einer unserer gewöhnlichen Föhre sehr ähnlichen Conifere. Während die sehr hoch vorkom- menden Palmen einen sehr niedrigen Wärmegrad auf kurze Zeit ertragen können, so gibt es andere Arten, die wiederum an bedeu- tende Wärme gebunden sind, so z. B. die Cocosnuss- und Oel- Palme, die nur in den niedrigsten und feuchtesten Küstenstrichen ge- deihen und sofort kränkeln, sobald sie in kältere Gegenden gebracht werden, und aufhören zu vegetiren, sobald sie weniger als 13 — 14° Wärme haben. Mehrere Palmenarten wachsen zerstreut, doch ist deren Zahl gering und bedeutender die Zahl der heerdenweis wach- senden Arten; die meisten Arten haben indessen nur einen be- schränkten Verbreitungsbezirk. Geschlossene Wälder bildende Palmen
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den Hut weniger fleischig, mehr gedrückt und rosenfarbig. Bo- letus vicosus (pileo glutine fusco secedente collinibus tubulis minutis ore luteis stipite crasso rubro, caro eoerulese.j. — Bole- tus citrinus (pileo pulvinato glabro molli tubulis semiliberis minutis rotundis, stipite obeso ovato ventricosus). Der Bol. mollis von Vittadini dürfte vielleicht hieher zu gehören. — Boletus monstruo sus , dies ist nichts als ein monströser Bol. calopus; — Boletus albus (pileo hemisphaerico expanso albo , stipite valido rubro, tubulis liberis minutis luteis); — Boletus rimosus (pileo pulvinato tomentoso umbrino-olivaceo rimoso , stipite obeso ovato bulboso, tubulis liberis rotundis virentibus). — Die Abbil- dungen der Pilze sind sehr naturgetreu gegeben und ein Querschnitt zeigt die innere Struktur derselben. — Vom besagten Verfasser haben wir noch andere Abhandlungen über Pilze, nämlich: 1. No- zioni organografiche e fisiologiche sopra gli Imenomiceti di Mon- tagne con note e tavole di A. Venturi. Brescia 1844. 2 Taf. 8. — 2. Delle fungaje artifiziali e dello priluppo dei funghi. Memoria di. A. Venturi. Brescia 1848. 8.-3. Sullo priluppo della Botrytis Bas- siana e di altri Miceti di A. Venturi. Brescia 1851. 8. — 4. Avve- lenamenti occorsi nell' autunno del 1855 in diversi paesi dell* Italia superiore per commissione di funghi, pregiudizii che li occasionarono e modo di prevenirli. Memoria di A. Venturi. Brescia 1856, in deren Wesen einzugehen wir uns enthalten, da selbe schon älteren Daseins sind, und daher der Gegenstand schon mehr weniger be- sprochen wurde. Wir können aber nicht unerwähnt lassen die von Venturi mit vollem Rechte aufgestellte Bemerkung, dass das Studium der Pilze allzuwenig berücksichtigt wird, dass man in allen Richlungen in wissenschaftlicher und populärer Weise die giftigen Schwämme durch Vorzeigen von Naturexemplaren und in Abbildungen bekannt geben sollte, und auch die erste Hilfe lehren sollte , um so vielen noch immer vorkommenden Giftungsfällen vorzubeugen. Sr.
— Als zweite Abtheilung seines Werkes „die bildende Garten- kunst", gibt Dr. R. Sieb eck jetzt heraus: „die harmonische Ge- staltung disharmonischer Verhältnisse in der bildenden Gartenkunst"; auf 20 color. Tafeln. Mit ausführlicher Erklärung und nöthigen Bei- spielen der am meist vorkommenden und schwierigsten Fälle, nebst einer kurzgefassten Erläuterung der bei Bildung und Beurtheilung von Gartenanlagen notwendigen ästhetischen Begriffe, so wie einer Abhandlung über das Harmonische und die Kunst.
— In den Sitzungsberichten der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften 1860, pag. 51, gibt Professor v. Leonhardi zur Nachricht, dass Dr. Karl Schimper in Schwetzingen die Chara tenuissima A. Br. wieder aufgefunden und in einer grossen Anzahl von Exemplaren aufgelegt habe. Es sei wahrscheinlich, dass diese oder eine ihr nächst verwandte Art, vielleicht abermals eine neue Species sich bei Föck in Ungarn finde.
— Als ein Beitrag zur vierten Secularfeier der Universität Basel ist von J. W. Hess erschienen: „Kaspar Bauhin's des ersten
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Professors der Anatomie und Botanik an der Universität Basel, Leben und Charakter.
— Eine Geschichte der kais. L. C. Akademie der Naturforscher, verfasst von Dr. Neige bauer, ist erschienen. Derselben beige- geben sind die Porträte von Neesv. Esenbeck und Dr. Kies er.
— Von 0. Sendtner erschienen in München 1854 die Vege- tationsverhältnisse von Süd-Baiern, als Theil einer von dem Könige von Baiern angeordneten, durch die Akademie zu besorgenden na- turwissenschaftlichen Erforschung des Königreichs Baiern. Jetzt nach dem Tode Sendtner's erschien von W. Gümbel und L. Radl- kofer das Ergebniss seiner Untersuchungen über den baierischen Wald, welchen er in den Jahren 1854 — 1857 untersucht hat, und zwar unter dem Titel : „die Vegetationsverhältnisse des baierischen Waldes nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie geschildert von Otto Sendtner. Nach dem Manuscripte des Verfassers voll- endet von W. Gümbel und L. Radlkofer." Das Werk im Umfange von 505 Seiten ist mit 8 Tafeln ausgestattet.
— In den Sitzungsberichten der Naturforscher-Gesellschaft zu Halle (Abhandl. V. Bd. 3, 4. Hft, 1860) gibt Direktor v. Schlechte n- dal mehrere sehr interessante Mittheilungen, so dass Pinus sylve- stris sich von den übrigen deutschen Pinaster-Arten dadurch unter- scheidet , dass die Blattschuppen von P. sylvestris während des Wachsthums der Achsen abbrechen und nur der untere Theil derselben an der Basis eines jeden Nadelpaares stehen bleibt, wäh- rend die übrigen Pinaster diese Verstümmlung nicht erleiden ; in Folge dessen ist Dr. S chlecht endal der Ansicht, dass P. Pumilio, Mughus , montana . uliginosa zu einer und derselben Species zu- sammenzufassen seien , die sich durch die ganzbleibenden Blatt- schuppen so wie durch ihre Zapfen von P. sylvestris unterscheidet. — v. Sc hl echten dal sprach dann über die Isoetes Malinverni, über das javanische Stinkholz, über Hydrilla verticillata, über Zi- zania aquatica u. s. f. Sr.
Botanischer Tauschverein in Wien.
— Send-ungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Schur, mit Pflanzen von Wien. — Von Herrn Burchardt in Eldena , mit Pflanzen aus Pommern. — Von Herrn Knebel in Breslau, mit Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Prof. Bilimek in Eisenstadt, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Kloeber in Brody, mit Pflanzen aus Galizien.
— Sendungen sind abgegangen: An die Herren : W i n k 1 e r in Giermannsdorf. Keck in Aistershaim. P a a 1 z o w in Priezen. Prof. Pur- k y n e in Weisswasser. K r a b 1 e r in Greifswald. Peterstein in Pfanberg. L a n g n e r in Waidenburg. Dr. H a 1 1 e r und Dr. Rauscher in Wien.
— Mehrere Sammlungen mit Alpinen vom Monte Stelvio, in einer Höhe von 1000 Meter bis 3900 Meter gesammelt, können um nachfolgende Preise abgegeben werden, i. Sammlung mit 100 Species um 6 fl. — t. mit 75 Species uin 4 fl. 50 kr. — 3. mit 50 Species um 3 fl. Oe. W.
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den Hut weniger fleischig , mehr gedrückt und rosenfarbig. B o- letus vicosus (pileo glutine fusco secedente collinibus tubulis minutis ore luleis stipite crasso rubre, caro coerulesc.J. — Bole- tus citrinus (pileo pulvinato glabro molli tubulis semiliberis minutis rotundis, stipite obeso ovato ventricosus). Der Bol. mollis von Vittadini dürfte vielleicht hieher zu gehören. — Boletus monstruo su s , dies ist nichts als ein monströser Bol. calopus; — Boletus albus (pileo hemisphaerico expanso albo , stipite valido rubro, tubulis liberis minutis luteis); — Boletus rimosus (pileo pulvinato tomentoso umbrino-olivaceo rimoso, stipite obeso ovato bulboso , tubulis liberis rotundis virentibus). — Die Abbil- dungen der Pilze sind sehr naturgetreu gegeben und ein Querschnitt zeigt die innere Struktur derselben. — Vom besagten Verfasser haben wir noch andere Abhandlungen über Pilze, nämlich: 1. No- zioni organografiche e fisiologiche sopra gli Imenomiceti di Mon- tagne con note e tavole di A. Venturi. Brescia 1844. 2 Taf. 8. — 2. Delle fungaje artifiziali e dello priluppo dei funghi. Memoria di. A. Venturi. Brescia 1848. 8. — 3. Sullo priluppo della Botrytis Bas- siana e di altri Miceti di A. Venturi. Brescia 1851. 8. — 4. Avve- lenamenti occorsi nell' autunno del 1855 in diversi paesi dell' Italia superiore per commissione di funghi, pregiudizii che li occasionarono e modo di prevenirli. Memoria di A. Venturi. Brescia 1856, in deren Wesen einzugehen wir uns enthalten, da selbe schon älteren Daseins sind, und daher der Gegenstand schon mehr weniger be- sprochen wurde. Wir können aber nicht unerwähnt lassen die von Venturi mit vollem Rechte aufgestellte Bemerkung, dass das Studium der Pilze allzuwenig berücksichtigt wird, dass man in allen Richtungen in wissenschaftlicher und populärer Weise die giftigen Schwämme durch Vorzeigen von Naturexemplaren und in Abbildungen bekannt geben sollte, und auch die erste Hilfe lehren sollte, um so vielen noch immer vorkommenden Giftungsfällen vorzubeugen. Sr.
— Als zweite Abtheilung seines Werkes „die bildende Garten- kunst", gibt Dr. R. Siebeck jetzt heraus: „die harmonische Ge- staltung disharmonischer Verhältnisse in der bildenden Gartenkunst"; auf 20 color. Tafeln. Mit ausführlicher Erklärung und nöthigen Bei- spielen der am meist vorkommenden und schwierigsten Fälle, nebst einer kurzgefassten Erläuterung der bei Bildung und Beurtlieilung von Gartenanlagen notwendigen ästhetischen Begriffe, so wie einer Abhandlung über das Harmonische und die Kunst.
— In den Sitzungsberichten der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften 1860, pag. 51, gibt Professor v. Leonhardi zur Nachricht, dass Dr. Karl Schimper in Schwetzingen die Chara tenuissima A. B r. wieder aufgefunden und in einer grossen Anzahl von Exemplaren aufgelegt habe. Es sei wahrscheinlich, dass diese oder eine ihr nächst verwandte Art, vielleicht abermals eine neue Species sich bei Föck in Ungarn finde.
— Als ein Beitrag zur vierten Secularfeier der Universität Basel ist von J. W. Hess erschienen: „Kaspar Bauhin's des ersten
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Professors der Anatomie und Botanik an der Universität Basel, Leben und Charakter.
— Eine Geschichte der kais. L. C. Akademie der Naturforscher, verfasst von Dr. Neige bauer, ist erschienen. Derselben beige- geben sind die Porträte von Nees v. Esenbeck und Dr. Kies er.
— Von 0. Sendtner erschienen in München 1854 die Vege- tationsverhaltnisse von Süd-Baiern, als Theil einer von dem Könige von Baiern angeordneten, durch die Akademie zu besorgenden na- turwissenschaftlichen Erforschung des Königreichs Baiern. Jetzt nach dem Tode Sendtner's erschien von W. G um bei und L. Radl- kofer das Ergebniss seiner Untersuchungen über den baierischen Wald, welchen er in den Jahren 1854 — 1857 untersucht hat, und zwar unter dem Titel : „die Vegetationsverhältnisse des baierischen Waldes nach den Grundsätzen der Pflanzengeographie geschildert von Otto Send tner. Nach dem Manuscripte des Verfassers voll- endet von W. Gümbel und L. Radlkofer." Das Werk im Umfange von 505 Seiten ist mit 8 Tafeln ausgestattet.
— In den Sitzungsberichten der Naturforscher-Gesellschaft zu Halle (Abhandl. V. Bd. 3, 4. Hft. 1860) gibt Direktor v. Schlech ten- dal mehrere sehr interessante Mittheilungen, so dass Pinus sylve- stris sich von den übrigen deutschen Pinaster-Arten dadurch unter- scheidet , dass die Blattschuppen von P. sylvestris während des Wachsthums der Achsen abbrechen und nur der untere Theil derselben an der Basis eines jeden Nadelpaares stehen bleibt, wäh- rend die übrigen Pinaster diese Verstümmlung nicht erleiden ; in Folge dessen ist Dr. S chlecht endal der Ansicht, dass P. Pumilio, Mughus , montana . iiliginosa zu einer und derselben Species zu- sammenzufassen seien , die sich durch die ganzbleibenden Blatt- schuppen so wie durch ihre Zapfen von P. sylvestris unterscheidet. — v. Sc hl echten dal sprach dann über die Isoetes Malinverni, über das javanische Stinkholz, über Hydrilla verticillata, über Zi- zania aquatica u. s. f. Sr.
Botanischer Tauschverein in Wien.
— Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Dr. Schur, mit Pflanzen von Wien. — Von Herrn Burchardt in Eldena , mit Pflanzen aus Pommern. — Von Herrn Knebel in Breslau, mil Pflanzen aus Schlesien. — Von Herrn Prof. Bilimek in Eisenstadt, mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn K 1 o e b e r in Brody, mit Pflanzen aus Galizien.
— Sendungen sind abgegangen: An die Herren : W i n k 1 e r in Giermannsdorf. Keck in Aistershaim. Paalzow in Priezen. Prof. Pur- kyne in Weisswasser. Krabler in Greifswald. Peterstein in Pfanberg. Langnerin Waidenburg. Dr. Haller und Dr. Rauscher in Wien.
— Mehrere Sammlungen mit Alpinen vom Monte Stelvio, in einer Höhe von 1000 Meter bis 3900 Meter gesammelt, können um nachfolgende Preise abgegeben werden, 1. Sammlung mit 100 Species um 6 fl. — t. mil 75 Species uin 4 fl. 50 kr. — 3. mit 50 Species um 3 fl. Oe. W.
Mittheilungen.
— Für die fast unverwüstliche Keimkraft des ßromus secalinus spricht folgende Thatsache: Ein Pferd wurde mit Trespekörnern gefüttert, die nicht zerbissenen und unverdauten Körner wurden aus dem Misle ausgeschieden und dann an einen Ochsen verfüttert, aus dem Miste des Ochsen gesammelt, wo sie dann ein Schwein zu fressen bekam. Auch dieses gab einen grossen Theil der Körner unverdaut wieder von sich, welche dann ein Huhn fressen musste. Die aus dem Miste des Huhnes noch sorgfältig zusammengelesenen Trespenkörner wurden endlich ausgesäet, und zeigte der Erfolg, dass sie in hier Keimkraft nicht im Mindesten gelitten, obgleich sie vier thierische Mägen, darunter den ungemein kräftigen des Huhnes passirt hatten; freudig gingen sie auf. (A. S. u. F. Z.)
— Die grüne Materie, welche sich an der Oberfläche von stehendem Wasser bildet," das längere Zeit der Luft ausgesetzt wird, enthält nach den Versuchen Priestley's und anderer Naturforscher die Keime sowohl zu vege- tabilischem als animalischem Leben und es ist die überraschende Wahrneh- mung gemacht worden, dass dieselben Keime sich zu Infusorien entwickeln, wenn die Masse in der Dunkelheit erhalten wird, dagegen pflanzenhaft sich ausbilden, wenn das Licht darauf einwirkt, (ßonpl.)
Correspondenz der Redaktion.
Herrn K. in B. .,Der 4., 5. und 6. Band zusammen kostet 4 Thlr. Pr. Cr.'1 — Herrn G. in H. „Die Bedingnisse des Tauschvereines sind die gleichen geblieben."
Inserat.
Samen und Pflanzen.
Mein Haupt- Verzeichniss für 1861 über Blumen-, Gemüse-, Feld- und Wald-Samen, sowie von Freiland-. Kalt- und Warm- haus-Pflanzen, Beeren- und anderem Obst, Ziersträucher und Bäumen liegt zur Ausgabe bereit und steht Interessenten auf franco Aufrage gratis und franco zu Diensten.
Bei der Ausdehnung desselben zählt es in Bezug auf Samen nur die wirklich distincten Varietäten und unentbehrlichen Sorien auf, welche mit grösster Sorgfalt in Hinsicht auf Qualität und Echtheit gezogen und gewählt sind, wodurch dem Liebhaber die Auswahl wesentlich erleichtert wird.
Die Pfanzen umfassen reichhaltige, auf die besten Sorten reducirte Collectionen von Azaleen, Camellien, Coniferen, Georginen, Pelargonien, Rosen, und reiche Auswahl von krautartigen Florblumen zum Auspflanzen für Gruppen etc. ins freie Land.
Ohne Rücksicht auf Kosten habe ich die we r th v o 1 1 s t e n Neu- heiten der Saison des In- und Auslandes acquirirt, unter welchen mehrere, die ich als alleiniger Besitzer zum ersten Male offerire. Einige der- selben sind durch colorirte und xylographische Abbildungen naturgetreu vorgeführt, in das Verzeichniss einverleibt.
Meine ebenfalls kürzlich erschienene Anweisung über die neueste ratio- nelle Kultur-Methode des Erfurter Riesenspargels wird auf Verlangen ebenfalls gratis beigefügt.
Erfurt (Preussen), Ende December 1860.
Johann Nicolaus Haage,
KuDSt- und Handels-Gärtner.
Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz. Verlag von t. Gerold. Druck von C. Ueberreuter.
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Ocsterrcichisclie
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für Die OateireichUciie Exemplare,
1,. u. im«. Im 7,v\ i s< !i rl i » RikillllL II Uli \\ t\ i •» II 1 L" O l« die Irel durch die Po^t be-
erscheint DOIdlllK I1I1U IHM <! II > U< I . ZOpen werden sollen, sind
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XI. Jahrgang WIES. Februar 1861.
INHALT: Ueber FilaraenTeV-Verlängerung. Von Dr. Alefeld. — Botanische Findlinge. Von Dr. Breitenlohne r. — Nachricht über Welwitsch. Von Pitloni. — Zur Flora von Siebenbürgen. Von Dr. Schur. — Nachtrag zur Flora des Niesen. Von Dr. Hess. — Botanische Notizen. Von Dr. Landerer. — Bitte.— Abies Reg. Amaliae. — 15. Jahresbericht des botanischen Tauschvpreins. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Millheilungen. — Inserat.
Ueber
Filaiueiitenverläiigeriiiig einiger Papilionaceen.
Von Dr. Alefeld.
Bekanntlich besitzt die bei weitem grösste Zahl der Leguminosen 10 Filamente, in zwei Kreise geordnet. Der äussere den Korollblältern zunächst stehende und mit ihnen alternirende Kreis besitzt in allen Fällen in der Knospe etwas längere Filamente; der innere dem Eierstock nächste , den Korollblättern opponirende Kreis , in der Knospe die kürzeren, so dass die Antheren der ersteren , wenn alle 10 ferlil, in einem höheren Kreise, die der letzteren in einem Kreise dicht darunter stehen. So fand ich es selbst noch bei den Mimosaceen, die nur 10 Filamente entwickeln und ist reichlich be- kannt. Dass sich aber bei vielen Papilionaceen ein Theil der Staubfäden beim Aufblüh en schnell verlängert, während der andere zurückbleibt v so dass die Antheren während der Blüthe ganz anders zu stehen kommen als in der Knospe ; diess fand ich mit Ausnahme von Scorpiurus bei D^jjk, in keinem der mir zugäng- lichen Werke bemerkt , währeiKl^Bfcfiir die Charakteristik der Gattungen doch .so wichtig ist. AnjMmTiillendslen und merkbarsten ist dies wohl bei Sarothamrms, dt^M^i allen Arien dieser Gattung die Blüthen so ansehnlich gross sn^ Aber nicht einmal von dieser
Oesterr. Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1861. **
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Gattung finde ich dos besagten Unistandes Erwähnung; weder in Koch's Synopsis, noch in Endlich er's gen. plant, oder De Can- dolle's prodr., noch in dem sonst so ausführlichen und genauen Leguminosenwerke von Brown, noch in den Schriften des ver- dienten Vogel; w esshalb ich die Herren Botaniker hiermit darauf aufmerksam machen möchte.
Bei den Cassiaceen*^) (Caesalpinieae R. Br.) ist diese Erschei- nung viel häufiger als bei den Papilionaceen , z. B. bei Cassia, Bauhinia, Intsia, Anthonota etc.; daher auch schon von den Syste- matikern beobachtet und benutzt ; doch auch hier nicht in dem Umfange als es der Gegensland wohl verdient. Wie in den bei weitem meisten Fällen im Reiche der Phanerogamen zeigt auch hier die Beobachtung, dass die zurückbleibenden Filamente , wenn sie nicht vollkommen antherenlos sind , Antheren tragen ohne Pollen, oder mit befruchtungsunfähigen oder doch wenigstens mit weniger reichlichen Pollen.
Ich fand bis jetzt bei den Papilionaceen sechs verschiedene Verlängerungsweisen. Die erste und, häufigste ist die, dass die fünf Staubfäden des äusseren Kreises , die also schon in der Knospe ohnehin etwas länger sind, als die des inneren, während der Blüthe sich bedeutend verlängern, so dass sie meist etwa doppelte Länge als die des inneren erlangen, auch länger vegetiren, als die des in- neren früher verschrumpfenden. So ist es bei den zahlreichen Arten der Gattung Lupinus, dann bei einer als Oxytropis bestimmt er- haltenen, aber Lupmus am nächsten verwandten, sehr ausgezeichneten neuen Leguminosengattung von Mexico; so ferner bei Lotus, Tetra- gonolobus und Indigofera; so bei Scorpiurus und Hippocrepis.
Die zweite ist die, dass die 5 Filamente des inneren , in der Knospe kürzeren Kreises sich in der Blülhe verlängern. So fand ich es allein bei Retama (monosptrma), wenn ich recht gesehen habe, da ich, als ich deren frische Blüthen untersuchte, meine Unter- suchungen darüber zuerst anfing.
Die dritte die, dass sich nur die 4 unteren Filamente des in- neren Kreises und zwar stark verlängern : alle Surothamnus.
Die vierte die, da&s sich das unterste Filament des äusseren und die 2 daneben stehenden des inneren Kreises, also zusammen die 3 untersten Filamente am stärksten verlängern und die bei weitem dicksten Filamente haben ; die 2 oberen Filamente des äusseren Kreises beim Aufblühen sogleich verschrumpften und die noch übrigen 5 Filamente sich nur sehr wenig verlängern, so dass eigentlich 3 Fila- mentenhöhen bestehen. So fand ich es bei Spartium juncum L.
Die fünfte die, dass sich 6 Filamente verlängern, nämlich die fünf des inneren Kreises und das unterste des äusseren Kreises. So ist es
Alan entschuldige, dass icli^HLBro \v n*schen Namon der Familie in Cas- sinceae umändere; da ic)4Q|^L die meisten jetzt lebenden Botaniker alle Namen der Ordines auf ac< <y|fcdigen lasse, so wird der Name Caesal- piniaceae gar zu schleppend ~EM ; "überdiess ist die Gattung Catsia die typische, nicht Caesalpinia. d. Verf.
boi allen genuinen Arten von Genista, so viel ich deren untersuchte (auch germanica).
Die sechste die, dass sich ausser den 5 Filamenten des inneren Kreises die 3 unteren des äusseren Kreises verlängern, so dass nur die 2 oberen des äusseren Kreises zurückbleiben. So finde ich es bei Genista sagittalis L. und Genista radiata Scop.
Ich glaube daher, dass es zweckmässig ist, die Gattung Sah- wedelia der Fl. Wett. wieder zu reactiviren. Zu Cytisus, welcher Gattung der ehrwürdige Koch die beiden Arten beigesellt, da ihm die Verlängerung mehrerer Staubfäden der Blüthe entgangen war und er die Narbe übereinstimmend mit ihr fand, können sie nimmer- mehr gezogen werden, da Kelch- und Karinalform, so wie die Ver- längerung einiger Staubfäden, sie weit von ihr entfernen. (Alle Arten von Cytisus haben in der Blüthe gleichlange Filamente.) Auf der anderen Seite unterscheidet sich Salzwedelia von Genista, der sie übrigens am nächsten steht, sowohl durch die auswärts schiefe Narbe als durch die Zahl (8) der sich verlängernden Filamente.
Der Gattungscharakter von Salzwedelia Fl. Wett. möchte also so lauten: Kelch glockig, 2lippig, Oberlippe 2-, Unterlippe 3spitzig ; Fahne kahl bis seidig; Flügel-Platte länger als der Nagel; Karinal- platten länger als die Nägel, stumpf, behaart; tubus stamineus ge- schlossen, nach der Blüthe bleibend; von den freien Staminaltheilen 8 sich in der Blüthe verlängernd, am meisten der untere, nur die 2 oberen Filamente des äusseren Kreises (mit grossen Antheren) nicht verlängert; Antheren kahl, ungleich; Ovarium wenig eiig; Griffel lang, am Grunde mit dem Ovarium in einer Flucht, an der Spitze all— mälig aufgebogen, pfriemlich; Narbe auswärts schief; Hülse flach länglich; Samen ohne Mantel.
Kleine Halbsträuchlein Mitteleuropas mit gegenständigen drei- zähligen oder wechselnden ganzen Blättern; mit gelben endständigen aufrechten Blüthentrauben.
1. S. sagittalis Fl. Wett. II. 498. [Genista sag. L.; Cytisus sag. Koch syn.; Genistella racemosa Mönch.) Stengel breit ge- flügelt; Blättchen eiförmig abwechselnd; Traube verlängert. — Vaterl. bek.
2. S. radiata [Genista rad. Scop., Spartium rad. L.) Stengel ungeflügelt; Blätter gegenständig, 3zählig; Traube verkürzt, kopfförmig. — Wallis, Tirol, Kärnthen, Dalmatien, Italien.
Var. 1. s chizo p et al a [Genista rad. Reichen b.) Deck- blättchen eiförmig; Fahne tief ausgerandet. Var. 2. holopetala [Gen. holopetala Reichenb., Cytisus holopet. Fleischmann bei Koch). Deckblätlchen lineal; Fahne oben abgerundet. Anmerkung. Die Reichen bach'sche holopetala kann ich als Art nicht bestehen lassen, obgleich sie Koch annimmt. Koch machte es hier , wie an vielen Orten seiner Synopsis, er nahm nur die Varietät als Art auf, um die,, Aufmerksamkeit der Botaniker mehr darauf zu lenken. Die radiata ist wie alle gemeineren Pflanzen
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sehr wandelbar. So haben z. ß. die mir vorliegenden Exemplare 10—12 Blüthen in einer Traube und nicht etwa 4, wie D. C- und Koch wollen. Sie haben auf der Fahne nur einzelne Härchen, -vahrend die Deckblättchen lineal und die Fahnen oben seicht ausgerandet sind.
Dass zwei Pflanzen von so verschiedenem Habitus zu c:ner Gattung vereinigt werden, kann nicht anstossen, da ja auch Genista fast ebenso viele 3zählige als ganzblätterige Arten enthält und die Gattungselemente bei den 2 Arten ohnehin völlig übereinstimmen.
Den Mönch'schen Gattungsnamen Genistella mochte ich nicht annehmen, da neben Genista Namen wie Genistella Mönch und genistoides Mönch von Niemanden geliebt werden; ebensowenig als neben Phaseolus : Phasellus Mönch und Phasiolus Mönch oder neben Vicia: Vicioides Mönch und viele ähnlich gebildete Mö nch'- sche Gattungsnamen.
Ob er am stadt bei Darmstadt, im November 1860.
Botanische Findlinge.
Eine Reihe von Betrachtungen über chorographisch
und floristisch fremdartige Lokalitäten.
Von Dr. J. J. Breitenlohner.
II.
Der Pfaflfeiistein nächst Weyer in Oberösterreich.
Diese Lokalität liegt hart an der Enns unweit der österreichisch- steierischen Grenze und so ziemlich in der Mitte zwischen Altenmarkt und Weyer. Der Pfaffenstein ist eigentlich eine Berglehne, die pa- rallel dem Ennslaufe, von der Einmündung des Rabischbachgrabens ungefähr eine viertel Wegstunde sich erstreckt und jener lang- gedehnten Gebirgskette angehört, die von der Esslinger Alpe bei Hol- lenstein 4949' ausgehend, einerseits über den Freithofberg bei Neustift sich verflacht, in der hieher gehörigen Richtung über den Höger- berg4354', Sauthalriegel 2678', Haizmannriegel 2362' mit dem Dürr- eck 2511' des Rappoldecks bei Weyer abschliesst. Gleichsam in der Convexität dieses letzteren Höhenzuges lehnt sich der PfafFenstein an den Haizmannriegel ohne dessen Höhe zu erreichen. Die Berge rücken an dieser Stelle ganz nahe an einander, und es erübrigte von der Thalsohle nicht genügend Raum für die Strasse, die eine längere Strecke und nur wenige Fuss über dem Niveau der Enns in Felsen gesprengt werden musste. Das felsige Terrain mit seinen schroffen Abstürzen und jähen Wänden verliert sich gegen die Kamm- höhe , deren Waldbestand bis gegen die Mitte der Lehne hinab- greift. Einen ungleich wilderen Charakter entfaltet die unter einem rechten Winkel einfallende Spake des Rabischbachgrabens. Die delta- förmige, liefausgenagte Ausmündungsstelle des Baches verengt sich
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nlsobald zu einer schmalen Schlucht, durch die sich mühsam der Giessbach zwängt , der oft längeren Strecken das eigentümliche Bild von fahrbaren -Ueberbrückungen darbietet , wie man ihnen in den Alpenlhälern nicht selten begegnet. Felsblöcke , losgetrennt von hochanstrebenden Wandungen und in ihrem Sturze vielfach zer- stückt und zerbröckelt, sperren die Thalenge, die durch ihre zahl- reichen Klüftungen und den Felsausfrass den in Zeiten mächtigen Eingriff der Elemente bekundet. Zur Zeit der Schneeschmelze und periodischen Regengüsse stürzen mehrere Nebenbäche zu, die öfters aus einer ßerstung hervorbrechen oder über aufgerichteten Schichten hübsche Wasserfälle bilden. In den Gesteinshöhlungen, Rissen und Felseinsenkungen , worin sich reichlicher Humus ansammeln konnte, hat sich eine üppige Flora angesiedelt, die das zertrümmerte und unwirkliche Ansehen der Landschaft einigermassen mildert.
Diese Kette, überhaupt die Höhen und Gebirge um Weyer nehmen grossentheils Oxfordkalke ein. Dolomitischer Kalk und wirk- licher Dolomit ist im ganzen Zuge nachzuweisen und erheben sich nicht selten mächtige Dolomitkegel, so auf der Höhe der Esslinger Alpe, der sogenannten Teufelskirche, dem Högerberg und dem Dürr- eck bei Weyer. Er schliesst oft unveränderte Lagen von Kalk ein, der dann deutliche Schichtung zeigt. Das Terrassendiluvium ist im Gebiete des Pfaffensteins weniger ausgebildet, als man es sonst vom Gesäuse an längs der Enns antrifft. Die enge Gebirgsspalte ge- stattete der rapiden Strömung nicht , den Gebirgsschutt und die Geröllmassen abzulagern , welche weiter stromabwärts die breitere Thalsohle um so mächtiger ausfüllten. Dieser Umstand setzt auch den Alluvialbildungen trotz den verheerenden Ueberschwemmungen der Enns eine Grenze. N
Die Bodenplastik ist, wie schon gesagt, eine von der Umge- bung wesentlich verschiedene. Die nachbarlichen Höhen gehören sämmllich der Region der Waldberge an ; sie sind meist mit Wald bestanden und beherbergen die gewöhnliche Wald-Flora des Kalks. Die alpine Pflanzendecke der Esslinger Alpe findet sich noch theilweise auf den Hüttgrabenbergen und dem Högerberge ver- treten ; alle den Pfaffenstein umgrenzenden Punkte blieben davon unberührt, und wenn ausnahmsweise eine alpine Pflanze vorkommt, ist sie hinwieder dem Pfaffenstein fremd. Er tritt hinsichtlich seiner Oberflächengestaltung und eigenthümlichen Flora isolirt in die Er- scheinung.
Unter den Nadelbäumen ist Pinus Abies vorherrschend , sehr vereinzelt auch Pinus Pumilio. Unter den Gesträuchern und strauch- artigen Gewächsen sind bemerkenswerth : Polygala Chamaebuxus, Genista pilosa, Rosa alpina, Lonicera nigra, alpigena, Erica car- nea, Rhododendron hirsutnm , Chamaecistus , Teucrium monta?ium, Globutaria cordifolia, Daphne Mezereum, Cneorum, Salix arbuscula.
Ein Bild der übrigen Flora geben: Anemone ranunculoides, Ranunculus anemonoidex, aconitifolius, montanus* Helleborus niger, Aconitum Lycoctonum, Dentaria bulbifera, Erysimum lanceolatum,
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Lunaria rediriva, Biscutella laevigata, Silene alpesfris, Moehringia mascosa, Orobus vernics , Potenlilla cau/escens , Sedum atratum, Saxifraga Aizoon, mutata, Burseriana, rotundifolia, Seseli glaucum, Athamanta cretensis, Valeriana saxatitis , Petasites albus, niveus, Carduus defloratus, Prenanthes purpureay Campanula pusilla, Gen- tiana acaulis, Veronica urticaefolia, Euphrasia salisburyensis, Thymus alpinus, Stachys alpina, Prunella grandiflora, Pinguecula alpina, Trimula, acaulis, Aurüula, spectabilis, Cypripedium Calceolus, Lilium Martagon, Anthericum Liliago, ramosum, Toßeldia calyculata,Carex digitata, ornithopoda, firma, Calamagrostis montana, Sesleria cae- rulea, Aira caespitosa, Avena alpestris, Molinia caerulea.
Es sollen nun jene Gewächse ausgeschieden werden, die dieser Lokalitat ausschliesslich eigen sind oder deren Auftreten , ent- gegengehalten den sonstigen Verhältnissen, anomal erscheint. Bereits wurde berücksichtigt, inwieferne sich die Flora der Gebirgskette, der der PfaiFenstein angehört , dabei betheiligen könnte ; es erübrigt noch, anzuführen, von welcher Tragweite die Einflüsse sind, welche aus dem Verkehr der Enns und ihrer Zuflüsse hervorgehen , die zur Zeit der Schneeschmelze und Ueberfluthungen aus den ent- legendsten Winkeln der Alpen eine fremde Flora herbeischleppen. Was diesen Wassertransport im Gebirge anbelangt, ist das Erscheinen neuartiger Pflanzen sehr vorübergehend. Die historische Zeit dürfte nur ephemere Erscheinungen aufzuweisen haben , Erscheinungen, die sich nur auf wenige günstige Punkte beschränken und die ein nachfolgendes Elementarereigniss , ehe sie sich weiter und fester angesiedelt und eingebürgert haben, wieder hinwegspült. Beispiel- weise diene folgender Fall. Nach einem hohen Wassergange zeigte sich hie und da an den felsigen Ufern der Enns Aethionema saxa- lite und verschwand ebenso spurlos. Diese Crucifere, der Flora vom Weyer fremd, konnte bis zu dem, vier Meilen entfernten Gesäuse,, wo sie wieder auftritt, nicht nachgewiesen werden. Aehnliche Er- scheinungen lassen sich häufig im Gebirge beobachten.
Durch die Häufigkeit des Vorkommens und dadurch, dass eim Theil derselben an der Enns und den anstehenden rothen Mauerni bei Weyer zu einem ähnlichen Florenbilde wieder zusammentritt, zeichnen sich aus : Erysimum lanceolatum , Biscutella laerigata, Silene alpestris, Genista pilosa, Potentilla canlescens, Bosa alpina, Sedum atratum , Saxifraga Aizoon , mutata , rotundifolia , Seseli gtaucum, Athamanta cretensis, Valeriana saxatilis, Campanula pu- silla, Erica carnea, Bhododendron Chamaecistus, Gentiana acaulis. Veronica urticaefolia , Euphrasia salisburgensis , Thymus alpinus. Prunella grandiflora, Pinguicula alpina, Primula spectabilis, Avri- cula, Globularia cordifolia, Daphne Cneorum, Carex firma, Avena alpestris.
Saxifraga mutata, für welche Pflanze schon Schult es Alten- I markt angab und hieher diese Lokalität zu verstehen ist, hat hiei gleichsam den Verbreitungsherd. Ihr häufiges Vorkommen beschränkt sich auf die Thalsohle und vornehmlich liebt sie die Wände dei
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Diluvialterrassen, in deren Aushöhlungen sie besonders üppig gedeiht. Nirgends steigt sie verfical auf oder verliert sich in die Querthäler. Nahmhaft und unter gleichen Verhältnissen tritt sie wieder bei Weyer auf und ist bis Steyer und darüber hinaus zu IrefFen.
Von der Flora von Weyer beschränken sich auf den Pfaffen- stein: Anemone ranuneuloides, Ranunculus anemonoides, Saxifraga Burseriana, Teucrium montanum, Primula Auricula, Daphiie Cneo- rum, Anthericum Liliago.
Das Vorkommen von Anemone ranuneuloides ist mir selbst über das Gebiet von Weyer hinaus unbekannt geblieben.
Ranunculus anemonoides, der auch bei Gössling am Fusse des Dürrensteins angetroffen wird , ist am Pfafl'enstein ziemlich häufig, am häufigsten, wenn man vom Rabischbachgraben den Weg über den Haizmannriegel einschlägt.
Bei Saxifraga Burseriana muss ich vorausschicken , dass sie unter ähnlichen Verhältnissen und in Gemeinschaft anderer alpiner Pflanzen auf Felsen an der Strasse nach Mürzsteg angetroffen wird. Der Schoberstein bei Steyer und der gleich interessante Schiefer- stein bei Losenstein sollen sie gleichfalls beherbergen, Sie kommt sehr vereinzelt vor und ist leicht zu übersehen.
Teucrium montanum wächst häufig auf den Alpen um Win- dischgarsten und ist die Irlalm am Fusse des Grestenbergs bei Win- dischgarsten, der nächste Standort für Weyer. Am PfaiFenstein kommt sie in der mittleren Höhe in einigen dichten Beständen vor und heisst unter den dortigen Köhlern der wilde Rosmarin.
Primula Auricula ist der eigentliche Leitstern analoger Lokali- täten. In den Gebirgen um Weyer ist sie nirgends anzutreffen; am Pfaffenstein ist sie ein häufiger Felsenschmuck. Wohl zerstreut sie sich etwas stromaufwärts gegen Altenmarkt, dürfte aber stromabwärts eine Seltenheit sein und tritt erst wieder an den Diluvialterrassen bei Steyer auf. Sie wird viel für Gärten geplündert.
Daphne Cneortim ist häufig an der Ypps bei Hollenstein; im Florengebiete von Weyer ist der Pfaffenstein der einzige Standort, und stehen einige kümmerliche Exemplare auf den rothen Mauern bei Weyer.
Für Anthericum Liliago ist in Maly's Flora von Steiermark Altenmarkt angegeben und sicherlich diese Localität gemeint. Sie kommt auch in Gesellschaft von Anthericum ramosum auf Felsen an der Strasse von Weyer nach Hollenstein vor, desgleichen auf der Voralpe, besonders wenn man vom Frozbach aus ansteigt.
Der Pfaffenstein, gleich interessant dem Geognosten wie dem Botaniker, steht in floristischer Hinsicht in unverkennbarem Zu- sammenhange mit den Ennsufern und den rothen Mauern bei Weyer, und werde ich Gelegenheit finden, bei einer pflanzengeographischen Skizze von Weyer noch einmal darauf zurückzukommen.
Chlumetz, im November 1860.
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Nachrieht über Dr. Wel witsch.
Von J. C. Ritter v. Pittoni.
Da ich in der Lage bin, Ihnen Einiges über das Leben und Wirken unseres ausgezeichneten vaterländischen Botanikers Herrn Dr. Friedr. Wel witsch mitzutheilen, hoffe ich vielen Lesern Ihrer Zeitschrift, bei denen Wel witsch aus seiner Studienzeit in Wien im besten Andenken sein wird, eine Freude zu bereiten, da derselbe, wie aus seinem Schreiben hervorgeht, seine volle Gesundheit wieder er- halten hat. —
Die von mir mitzuteilenden Notizen sind einem Schreiben ent- nommen , das Wel witsch unterrn 16. August 1860 von S. Paolo de Loanda in Angola an Sir William Hook er in London gerichtet und mir von dem bekannten Botaniker Dr. R. C. Alexander- Prior auszugsweise in Abschrift mitgetheilt wurde.
Welwitsch schreibt: „Meine letzte Reise nach den südlichen Distrikten der Provinz Benguela, Mossamedes und Huilla war für wenige Monate beanschlagt, da ich damals noch ziemlich leidend an den Nachwehen der Fieber, bloss dieLittoral-Region besuchen wollte, und nur im Falle einer gänzlichen Herstellung meiner Gesundheit in's Innere bis Huilla vorzudringen beabsichtigte. Dennoch ging ich Ende Juni 1859 von Loanda, Benguela berührend, nach Mossamedes, dessen herrliches Klima so vortrefflich und so schnell auf die Her- stellung" meiner zerrütteten Gesundheit wirkte, dass ich mich schon nach einem fünfwochentlichen Aufenthalte von allen Leiden frei und wie frisch geboren fühlte. Dergestalt dehnte ich meine Excursionen allmälig weiter und weiter aus , zuerst gegen Norden und Süden, dann längs der Küste bis über Cabo negro , dann mehr und mehr in's Innere, und als der Monat October herannahte, mit welchem der Frühling in dieser Zone eintritt, fühlte ich mich durch die gänzlich neue Vegetation , welche mir die Küste von Benguela und Mossa- medes, im Gegensatze jener von Loanda dargeboten hatte, veranlasst und aufgemuntert, nun auch das Innere von Benguela, nämlich jene Hochebene zu besuchen , die unter den Namen von Huilla in einer Entfernung von circa 80 Meilen von der Küste sich erhebt, und nach Osten hin gegen Quipungo , nach Norden und Nord-Osten gegen Quilengues und Caconda abdacht. Und wahrlich ich bin hocherfreut und hochbefriediget, diese Reise nach Huilla unternommen zu haben, denn ich bin nun überzeugt das Schönste und Herrlichste gesehen zu haben, was die Tropenländer Süd-Afrika's darbieten können.
Bevor ich über die Vegetation des Hoch-Plateaus von Huilla spreche , welches sich nahe an 5800 bis 6000 Fuss über die See erhebt, erlaube ich mir, Ihnen Einiges über die interessante Flora der Küste zwischen Mossamedes (das ist Little Fischbay) und Cabo negro mitzutheilen.
Schon in dem Bezirke von Benguela ist der Charakter der. Küsten-Flora Loanda's fast völlig verwischt; andere Species nebst
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anderen Gattungen, ja selbst neue Familien, wie Sanvagesieae, Se- sameae etc. treten auf, und die Vegetation wird viel bunter und mannigfaltiger, als an der langen Küstenstrecke zwischen der Mün- dung des Zaire und des Guanza-Stromes. Besonders auffallend war • mir am Benguela die grosse Menge von Loranthus -Arten , welche in den brennendsten Farben prangend , fast an allen Frutices , ja sogar an Fruticulis sich anhefteten, und nun meist in voller Blüthe standen.
In den Gärten Benguelas, besonders längs den Ufern des Flusses Cotumbella, gediehen alle europäischen Gemüse ganz herrlich , und gesellschaftlich mit und unter ihnen zugleich auch alle tropischen und subtropischen Früchte, wie Citrus, Olea europaea, Anacardium, Anamassa, Ficus Carica, Vitis vinifera, Efais, Musa paradisiaca, Punica Granatum , Anonae ,. Psidia etc. Vitis vin. gibt jedes Jahr 2-mal sehr schmackhafte Trauben!
In Mossamedes findet man schon eine ganz neue Küstenflora. Kaum dass die vielen Tribulus- Arten mit ihren goldschimmernden zahllosen Blumen an die Flora der Inseln von Loanda erinnern. Mehrere Arten von niedlichen Sesuvia und Mesembryanthema nebst Lineum und Gieseka zeigen sich schon im Sande des Ufers. An den nahen Sandhügeln bedeckt eine Euphorbia subarborea ganze Meilen weite Strecken , hie und da durch grosse Haufen eines Zygo- phyllvm, überall ein buntes Gemisch von verschiedenen Floren.
Einige Meilen bevor man an das Cabo Negro gelangt , erhebt sich die Seeküste auf circa 300 — 400 Fuss und bildet ein über sechs Meilen weit in's Land einlaufendes Plateau, ganz eben wie ein Tisch. Diese Hochebene, die aus Kalk, Tuf und Lehmlager besteht, ist über und über mit losem sandigen Gerolle bedeckt, und zwar nur mit wenigen aber durchaus höchst interessanten Pflanzen bewachsen, unter denen sich besonders ein Zwergbaum auszeichnet, welcher bei einem oft 4 Fuss messenden Diameter des Stammes, nie über einen Fuss hoch sich über der Erde erhebt, und während seines ganzen Lebens, welches nicht selten ein Jahrhundert überschreiten dürfte, immerfort die 2 ersten holzartigen Blätter behält, welche er bei seinem Emporkeimen angesetzt hat, (!!!) und fernerhin nie mehr ein anderes Blatl treibt!!! Das ganze Gewächs sieht wie ein runder Tisch aus, der einen Fuss hoch über den ziemlich harten Sandboden hervorragt , und von dessen Rändern sich die zwei gegenüber- stehenden Blätter (die oft Klafter lang und an 2 — 21/* Fuss breit sind) über den Sandboden ausbreiten, jedes derselben in viele band- förmige Streifen zerschlitzt.
Ich langte Ende October 1859, also in Mitte des Frühlings der südlichen Hemisphäre, auf dem Hochplateau von Huilla an. Alle Scenen der Landschaften, der ganze Anblick von Wald und Flur, ja der gesammte Charakter der Vegetation war wie durch Zauber auf einmal gänzlich verändert. Ich glaubte mich in einer fremden Welt zu befinden ! Alles rings um mich her hätte mich an die anmuthigen Vorgebirge der Schweiz erinnert, wenn nicht zahlreiche Melasto-
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maceae, Combretaceae etc. mich an die Tropenzone erinnert hätten. Die höchsten Berge dieser Hochebene erheben sich bis auf 6000 Fuss Seehöhe.
Ich denke Ende October laufenden Jahres in Lissabon anzu- langen. Freundliche Grüsse etc. etc."
Ist Welwitsch seinem Vorsatze treu geblieben, so müsste er bereits in Lissabon eingetroffen sein. Gratz, am 2. Jänner 1861.
Zur Flora von Siebenbürgen.
Von Dr. Ferd. Schur.
Berichtigungen und Nachträge
zu dessen von dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissenschaften zu llermannstadt pnblicirten Reisebericht.
VII.
72. Zu Seite 120, Nr. 128: Die hier als Ranunculus g er anifo lin s D. C. genannnte Form von R. lanuginosus L. ge- hört zu dem unter Nr. 65 ß. besprochenen R. constantinopo- li t a nus , nur bleibt zu erörtern, ob die siebenbürgische, hier in Rede stehende Pflanze, mit der von D. Cand. benannten identisch ist.
73. Zu Seite 129, Nr. 126: Die Anmerkung des Herrn M. Fuss hinsichtlich der Unterschiede von R. crenatusW. K. und R. alpestris L. liegen nicht im Bau der Petalen (denn ich besitze Exemplare mit „petalis crenatis" und mit „petalis cordato-emargi- natis cordatisve," und man kann dieses auf einer und derselben Pflanze beobachten), sondern : 1. im Standorte, 2. in der Form der Blätter, 3. im Bau der Frucht.
R. crenatus distinguendus •' foliis rotundo- reniformibus, crenatis, antice crenis 3 majoribus. Carpellis imarginatis laevibus, viridibus, ambitu semicordatis, rostro a basi lata compressa, apice tantam uncinato notatis. Receptaculo glabro scabiculato cylindra- ceo obtuso. Toro epileso teuue rugoso-punctato.
In pascuis alpium ad marf/ines nivis deliquescenlis. Glimmer- schiefer-Substrat. Elevat. 5000' — 7000'. Juni— August.
Es gibt Botaniker, welche R. alpestris und R. crenatus in eine Species werfen; aber so lange wir noch die Existenz von Arten anerkennen, dürfen diese beiden recht guten Arten nicht in eine Art vereinigt werden, selbst auch dann nicht, wenn ununterbro- chene Reihen von Uebergängen sich aufweisen Hessen, was aber nicht der Fall ist. Die Autoren verwechseln nicht selten den Begrilf von natürlichen Formenreihen einer und derselben Art und Ver- bindungs- oder Vermittelungs-Glieder zwischen zwei distinktiven Arten. Nach dem alten Spruche „natura fecit non saltusu
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und nach der natürlichen Methode bemühen wir uns ja, die Glieder der grossen Kette so nahe als möglich an einander zu reihen, und greifen im Nothfalle selbst zu den vorweltlichen Gebilden, um fühl- bare Lücken auszufüllen. R. Traunfeüneri, R. alpestris R. crenatus und wahrscheinlich auch R. vaginatus bilden eine so schöne kleine Reihe von Arten, deren Unterschiede zwar subtil, aber nichts desto- weniger konstant sind. Welchen Nutzen gewährt es, wenn wir die rein subjeetive Ansicht befolgen, und statt der drei oder vier Arten nur R. alpestris mit drei oder vier Unterarten, von denen eine oder die andere in manchen Florengebieten gar nicht existirt, annehmen? Auf dem Kuhhorn kommt eine 8 Zoll hohe 2— 3blätterige Form von R. crenatus vor, welche der Beschreibung nach mit Ranunculus vagina tu s, Sommerauer bot. Zeitschr. 1833, p. 177, übereinstimmt.
74. Zu Seite 129, Nr. 132: Aconitum Koelleanum Rchb. 111. t. 62, ist nicht Syn. mit A. Napellus B m g., sondern dieses Aconitum Napellus Dod. (oder L. sp. 751.) kommt auf dem angegebenen Standorte, und zwar auf der Fromvasze und den an- grenzenden Gebirgen zwischen Juniperus nana sehr zahlreich und in solcher Grösse vor, dass es diesen überragt, wovon Herr Fuss sich durch den Augenschein überzeugen kann.
75. Zu Seite 132, Nr. 169: Es ist hier am Platze auf ein Schriftchen von Janka : Geschichte des Sc ler anthus unci- natus, Oestr. bot. Zeitschrift 1859, Nr. 7, aufmerksam zumachen, — aus welcher hervorgeht , dass man in Frankreich fast zu der- selben Zeit, als ich den S. uncinatus in Siebenbürgen entdeckte und beschrieb, auch über einen Scleranthus aus den Pyrenäen sich den Kopf zerbrach, selbigen für Scleranthus uncinatus, und für iden- tisch mit S. uncinatus Schur hielt. Die definitive Bestimmung ist freilich, wenn ich nicht irre, ohne Vorlage der klassischen Exem- plare geschehen, aber das macht nichts , man muss der Phantasie auch etwas Spielraum einräumen. — Die Synonyma in chronolo- gischer Ordnung sind: 1. Scleranthus uncinatus Schur 1850. 2. Scleranthus polycarpus Gren. 1852 (non L.). 3. Scleranthus Martini Gren. 4. Scleranthus uncinatus Martin. 1855. 5. Scle- ranthus annuus var. uncinatus Boutigny 1857.
Eine wunderbar geschäftige Zeit die gegenwärtige. Kaum hat Flora dem Schoosse der Erde ein neues Töchterchen entlockt, so ist es auch schon fünfmal benannt.
76. Zu Seite 133, Nr. 185: Chrysosplenium alpinum Schur 1854.
Syn. Chr. transsilvanicum Schur 1853. Sertum florae Transs. p. 22, Nr. 1129, a. Dass Herr M. Fuss dieses Pflänzchen Chryso- splenium glaciale benannt hatte, ist mir bis jetzt gänzlich unbekannt gewesen , und es kann dieses wenigstens nicht vor 1845 der Fall gewesen sein , wo ich dieselbe als Chr. oppositifolium in dessen Herbarium vorfand, und ein paar Exemplare freundlich milgetheilt erhielt. Im Jahre 1846 sammelte ich dieses Chrysosplenium auf dem Arpäs und benannte es „C transsilvanicum", zog aber später
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die Benennung C. alpinum vor, um anzudeuten, dass dasselbe schon seines Standortes wegen nicht mit C. opposilifolium L. verwechselt werden kann. Ob das echte Chr. opposilifolium in Siebenbürgen einheimisch ist , kann ich weder behaupten noch verneinen, aber ich habe dort manche Pflanze wider Vermuthen gefunden, dass auch diese hier vorkommen könnte. — Durch freundliche Mittheilung des Herrn Dr. Kayser in Hermannstadt bin ich im Besitz von Chr. op- posilifolium L., nach welcher das Chr. alpinum mihi sich sehr leicht unterscheiden lässt. Ob das erstere aus Siebenbürgen ist, weiss ich nicht bestimmt.
Chrysosplenium alpinum Schur 1 854. Distinguen- dum: Caule diphyllo 2—3 poll. subtetragono, glabro, apice fur- cali. Foliis catilinis floralibusque conformibus , suborbiculatis subito in petiolum brevem desinentibus, crenulatis emarginatisque. F l oribu s octandris aureis uti folia floralia. Semina subglo- bosa nitida glabra. — Planta gracilis caespitosa-ftagellifera. 2 — 3 poll. alta, folia l1/i—2 lin. longa, lataqae , semina xfa lin. longa y.t lin. lata, versus basim paulo angustata. — In pascuis humidis glareosis ad nives deliquescentis alpium micoschistaceis. — Juli. Elcv. 6000'.
Chrysosplenium opposilifolium L. Sp. 569. Dif- fert: statu robustiore cauleque tetravel hexaphyllo, foliis basi truncatis in petiolum folium subaequante desinentibus.
Habitat rupes humides umbrosas montium, similibus in locis uti Chrysosplenium alternifolium.
Die Angabe Koch 's Syn. ed. 2, p. 306, dass es auch auf die Alpen steigt, dürfte vielleicht auf einen Irrthum beruhen, und auf unser Chr. alpinum sich beziehen, obwohl ich dieses nur als eine Vermuthung ausspreche, da ich Chr. opposilifolium von den deutschen Alpen nicht gesehen habe.
Eine grosse Uebereinstimmung hat das Chr. alpinum mihi, der Beschreibung nach, mit vChry sosplenium kamschaticum Schlechten d. ap. Ledeb. fl. Ross. 2, p. 227. ^Caule diphyllo, foliis caulinis ovata-cuneatis, sensim in petiolum altenuatis, obsolete crenatis vel subintegerrimis, oppositis."
77. Zu Seite 134, Nr. 193 : S enecio g l ab er r imu s Schur non D. Cand. Syn. S. Doronicum ß. glaberrimus Rochel pl. banat. f. 72. Da es schon einen S. glaberrimus D. C. gibt . so ist allerdings meine Benennung nicht anwendbar . aber es existirt auch schon ein S enecio transsilvanicus Schur Sert. fl. Transs. 1853, p. 42, Nr. 1644, und nach den Regeln der Nomen- clatur hätte Boi ssier diesen Trivialnamen ebensowenig wählen dürfen, wodurch ich jetzt gezwungen bin, meinen Senecio umzu- taufen. Also wieder ein Beitrag zur Namensverwirrung !
78. Zu Seite 134, Nr. 195: Anthem is tenuifolia Schur soll nach dem Bearbeiter der Cassiniaceen xAchillea (Ptarmica) Schurii Schultz Bip. sein. (Bot, Wochenbl. Jahrgang 1856, Seite 300).
79. Zu Seite 138, Nr. 224: Campanula Rochelii Schur Sert. fl. Transs. p. 47, Nr. 1807, wurde von mir seit 1846 theils unter diesem Namen, theils als Campanula Steveni M. Bieb. aus- gegeben. Diese letztere Benennung- kommt jedoch nicht dieser Pflanze zu, wie Griseb. und Schenk iter hung. in Wiegm. Ar eh. 1852, p. 333, Nr. 200, dargethan haben, sondern einer kaukasischen Cam- panula zu, welche in Siebenbürgen bis jetzt noch aufzufinden ist. Griseb. und Schenk nennen die siebenbürgische Pflanze: „Cam- panula abietina", weil selbige vorzugsweise in der Tannen- region vorkommt, während ich dieselbe dem ersten Unterscheider zum Andenken Campanula Rochelii nannte. Es ist eine sehr veränderliche Art, und sie kommt nackt und behaart, gross- und kleinblumig, gross- und kleinblätlerig , ein- und mehrblumig vor. Auch die Breite der Kelchlappen ist verschieden. Eine Eigenthütn- lichkeit dieser Campanula Rochelii ist , dass die Blumenkrone » im getrockneten Zustande ihre schöne blaue Färbung nicht nur behält; ja noch erhöht, während die ihr nahe stehende C.patula sehr bald, selbst bei der grössten Vorsicht im Trocknen, ihre blaue Farbe ver- liert. Die wichtigsten Synonyma dieser Campanula sind : 1. Campa- nula abietina Griseb. «Sc Schenk. 1852. 2. Campanula Rochelii Schur in litt. 1847. 3. Campanula Stevenii Rc h b. 1832, non M. Bieb. 4. Campanula patula b. pauciflora Rochel. 1828. Die weiteren von Rchb. fl. excurs. p. 858 angegebenen Synonyma be- ziehen sich auf Campanula Stevenii M. Bieb. fl. taur. 3, p. 138, welche ich von unserer in Rede stehender Campanula Rochelii kaum verschieden halte. Auch muss ich bemerken, dass die siebenbür- gische Campanula Rochelii nie ganz glatt oder unbehaart vorkommt, indem vorzüglich die jungen Wurzelblätter die unteren Stengelblälter und auch der Stengel mit weissen Haaren dünn be- kleidet sind, was wir bei der echten Campanula Stevenii ebenfalls antreffen.
80. Z u Seite 139, Nr. 237 : Vaccinium u l i g i n o s um var. aretica Schur. Sert. fl. Transs. 1853, p. 48, Nr. 1844, a.
Diese Pflanze ist im Habitus und in Hinsicht auf den Standort vom gewöhnlichen Vaccinium uliginosum der Torfmoore zwar ver- schieden, auch unterscheidet selbige sich durch kleinere led er artige Blätter und einzelne Blumen, allein speeifische Unterschiede konnte ich nicht auffinden. Vaccinium Myrtillus und V. Vitis idaea kommen hier auf den Kämmen der Alpen ebenfalls zwerghaft vor.
81. Zu Seite 139, Nr. 240: Das Rhododendron myrtifolium kommt hier, wie auf dem Butsets, mit kleineren weissen Blumen und 6" langen, 2" breiten Blättern vor.
Wien, im August 1860.
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Nachtrag zur FJora des Niesen
iiu Berner Oberlande.
Von Dr. Hess.
Zu Folge einer gütigen Mittheilung des Herrn Hofapothekers Dufft in Rudolstadt, welcher den Niesen ebenfalls und zwar in einer früheren Jahreszeit besuchte, auch die Ostseite desselben gegen das Kanderthal hin botanisch durchforschte, finden sich daselbst ausser den von mir im 3. Hefte des X. Jahrganges dieser Zeitschrift be- merkten Pflanzen noch folgende seltenere Species:
1. Im Aufsteigen von Wimmis aus: Trollius europaeus, Ra- nunculus aconitifolius, montanus, Geranium sylvaticum. Hypericum montanum, Astragalus glycyphyllos, Hieracium glaucum, Campanula glomerata, Digitalis lutea, Pinguecula of'ßcinalis, alpina.
2. In der mittleren Region : Viola calcarata mit der Varietät Zoysii, biflora, Helianthemum vulgare var. grandiflorum , Swertia perennis, Veronica alpina, fruticnlosa, Ajuga pyramidalis , Globu- laria cordifolia, Plantago alpina, Carex sempervirens.
3. Gegen die Spitze : Anemone narcissiflora, Ranunculus al- pestris, Draba frigida, Helianthemum alpestre, Cherleria sedoides Alchemilla vulgaris var. subseiicea, fissa, Saxifraga undrosacea Getitiana verna, Veronica saxatiiis, Androsace pubescens, Helvetica, obtusifolia.
4. Auf der Ostseite des Berges gegen Reichenbach, ausser vielen der schon Genannten: Polygala Chamaebuxus , Gypsophila repens , Cerastium alpinum, Pkaca frigida, australis , Saxifraga aizoides, Athamanta cretensis, Valeriana montana, Cineraria au- rantiaca, Sen-ecio Dorvnicum, Hieracium villosum, Phyteuma orbi- culare, Soldanella alpina, Globularia nudicaulis.
In meinem früheren Berichte endlich wurden zu erwähnen ver- gessen : Salix herbacea, retusa und Myrsinites, die häufig im Gerolle des Gipfels wachsen.
Gotha, im Januar 1861.
Botanische Notizen aus Griechenland.
Von Dr. X. Landerer.
— Eine derjenigen Pflanzen, die der Grieche in seinen Garten anbaut und zwar als Sommergewächs ist das Sesamum Orientale Zr]Gayiov Dioscorides. Zsoatu der heutigen Griechen. Auch in Egyplen ist diese Pflanze sehr bekannt, und der Same derselben dient zur Be- reitung des fetten Oeles, Sesamoladon genannt, und ausserdem ist Sesam-Same im ganzen Oriente das Hauptingredienz des so beliebten Chalko, d. i. der Confitür , die die Leute während der Fastenzeit und
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auch als Zuspeise mit Brot essen. Die Araber nennen diese Pflanze Semem. Auf das Brot und anderes Backwerk wird dieser Same ge- streut, um demselbe einen besseren Geschmack zu ertheilen. Unter dem Namen Mauro Sesami (schwarzer Sesamsamen) findet sich der Same von Nigella sativa. Die Leute nennen denselben MavQoxoxxo. Die Pflanze findet sich häufig- auf den Inseln des Archipels und deren Same wird gleich wie bei uns der Anis oder Fenchel auf das Brot gestreut. In Persien und auch in Egypten streut man diesen soge- nannten schwarzen Sesam-Samen auf das Backwerk, um dasselbe wohlschmeckender und leichter verdaulich zu machen. Auch mit Rahm, Kaimak, wird dieser schwarze Sesam-Same in der Türkei gegessen. Schon Dioscoridides , der diesen Samen Melanthion auch Melanosporum nannte, gibt an, dass die Griechen diesen Samen mit wirklichen Sesam unter das Brot backten, und Plinius sagt: Melan- thion quod odoratissimum et nigerrimum — Optimum.
— Der Gewinn , den die Cypressenbäume den Eigenthümern eintragen, hat dieselben aufgemuntert, der Vervielfältigung derselben mehr Aufmerksamkeit zu schenken als früher, indem ein 15— 20jähr. Cypressenbaum seines nutzbaren Holzes halber einen Werth von 18 — 20—25 Drachmen entspricht. Aus diesem Grunde werden seit mehreren Jahren Tausende, ja Millionen Cypressen geflanzt, die in einigen Theilen des Pelopones sehr gut gedeihen und in Cyparissia und auch in Elis finden sich eine Menge von Cypressenhainen, die die Alten Cupresseta nannten. Die Cypressenbäume werden auch den Mädchen zur Ausstatte als IJqölcp als Aussteuer mitgegeben. Im Pe- loponese existirt die Sitte, dass die Frerfndinen der Mutter, wenn selbe ein Mädchen zur Welt brachte, in den Gärten und in den Wein- bergen , besonders um dieselben in kleinen Gärtchen Cypressen- Samen ansäen und die Sorge für die kräftige Pflege der Bäumchen den Ellern überlassen. Das einjährige Cypressenbäumchen, kaum eine halbe Spanne hoch, gedeiht im guten Boden und bei einiger Pflege sehr gut, und bis das Mädchen 18 Jahre alt wird und man selbe zu verheiraten sucht, so findet selbe eine nicht unansehnliche Aus- steuer ilBOKp in dem für sie gepflanzten Cypressenhaine von einigen Hundert oder Tausenden von Bäumen.
— Eine gefürchtete Krankheit, die im Oriente vom Volke für unheilbar und auch für ansteckend gehalten wird , ist die Scrophel- Krankheit. Alle Pflanzen , die das Volk und auch die einpyrischen Aerzte dagegen anwenden , nennt man Chelonobotana , Chelonoriza, Chelonophyton, das sind antiscrophulöse Pflanzen. Manche dieser anti- scTophulösen Volks - Heilmitteln dürften nicht ganz zu verwerfen sein. Unter diesen erwähne ich die Wurzel von Ar um; da selbe die Form und Grösse von solchen Drüsen - Geschwülsten besitzt , so werden ihr besondere Heilkräfte zugeschrieben. Aus dieser Wurzel, die im frischen Zustand einen sehr scharfen Geschmack besitzt, be- reiten sich die Leute Absude und Cataplasmen mit MaU\ir] und Aacaadov Malven und Arctiam Lappa, und diese wunderwirkenden Cataplasmen hatten oft in kürzester Zeit die Geschwülste zertheilt.
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Unter Labathon ist Rumex crispus, aqnaticus etc. zu ferstehen und auch Absude dieser Pflanze sollen die Kur beschleunigen und die Krankheit gründlich heilen.
— Geron —Tsqov d. i. die Griese wegen der haarigen Beschaffen- heit der Pflanze, nennen die Landleute den Hyosciamus albus, der sich in Griechenland sehr häufig findet , während H. niyer zu den seltenen Pflanzen des Landes gehört. Dieser Geron ist ein Speci- ficum in vielen Theilen des Landes, theils im heutigen Griechenlande, theils auch im Oriente im Allgemeinen, und Cataplasmen unter allen Formen sind die Hauptheilmittel gegen die verschiedensten Ge- schwülste. Diese Pflanze, die auch bei den Alten Toanvapog hiess, d. i. Seebohne, hat seinen Namen von der Wirkung auf den mensch- lichen Organismus erhalten , indem der Genuss dieses rasend toll macht und dieser Zustand hiess bei den Alten voanvccfidca rasen, so wie der Name des Coni'im von KmvLuco sich im Kreise herumdrehen, ein Zustand, der dem des Trinkers ähnlich ist.
— Lagokoimitin , d. i. des Hasens Bett-Lager, indem derselbe unter dieser Pflanze schlafen oder sich verstecken soll und auch seine Jungen darunter versteckt, nennt das Landvolk den Teucrium Polium. IIoliov des Dioscorides sie dictum propter canitum, quae in capitulum, heutzutage Mutter Gottes Kraut, Panagrochoston vom Volke genannt. Dieser Pflanze schreiben die Leute grosse Heilkräfte gegen die Folgen des Schlangenbisses zu. Wird» ein Mensch oder auch ein Thier von einer Schlange, besonders von der höchst giftig gehal- tenen 0%iot E%i8va Viper gebissen, so wird sogleich diese Pflanze mit Milch gekocht und dieses Cataplasma auf die Wunde aufgelegt, um das Gift nach der Meinung der Leute aus der Wunde heraus- zuziehen.
Athen, im November 1860.
Bitte.
Dr. Kreutzer beschäftiget sich bereits seit einigen Jahren mit der Abfassung einer grösseren Schrift über Herbare, mit der er zwar zum Abschlüsse gekommen ist, jedoch noch einige Lücken aus- zufüllen wünscht, über die er bis jetzt keine genügende Auskunft erhalten konnte. Es betrifft die Beantwortung folgender Fragen : 1. Wer hat das erste Herbar angelegt '? — 2. Wo findet sich die älteste Nachricht darüber? — 3. Wer hat zuerst Bemerkungen über das Trocknen der Pflanzen bekannt gemacht und wo ? (Das in E. H. F. Meyer Geschichte der Botanik Bd. 4. S. 266 Geschriebene müsste weiter verfolgt werden). 4. Warum benannte Linne (Philos. bot.) die gewöhnliche Botanisirbüehse VasculumDillenianum, und Braune (Bot. Taschenbuch 1802, pag. 158) sie Burserische Büchse? — 5. Gibt es irgend ein wirklich erprobtes Mittel gegen den Insektenfrass ?
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Gleichzeitig ersucht er die Vorstände grösserer Anstalten um eine kurze, im Interesse der Sache liegende Notiz der unter ihrer Obhut stehenden Herbare, als Zahl der Species und Stücke, Art der Be- festigung, Anordnung und Aufbewahrung, Angabe der darin ent- haltenen Sammlungen bekannter besonders älterer Botaniker. — Mittheilungen über den einen oder den anderen Punkt wolle man gefälligst entweder an die Redaktion dieser Zeitschrift oder direkt an Dr. K. Kreutzer, Kustos in der Universitäts - Bibliothek in Wien senden.
Abies Reginae Auialiae.
Ueber die neue arkadische Tanne Griechenlands QAbies Reyinae Amaliae) ist dem kais. botan. Garten in St. Petersburg eine directe Mittheilung- von dort zugegangen, welche das Augustheft von Regel's Gartenfiora mit 2 Abbildungen mittheilt. Der Bericht enthält das schon Bekannte über diesen Baum *} und bemerkt, dass nach Versicherung v. Heldreich's, Direktor des botanischen Gartens in Athen, die dem Fundorte entnommenen Stämmchen in dem unter ihm stehenden Institute gut angewachsen sind, und da, wo deren Krone ausgehauen war, die kronleuchterartige Verästelung aus den hori- zontalen Zweigen sich zu bilden begonnen habe. Das Holz dieser Tanne sei fest, die kleinen Zapfen stehen aufrecht zu mehren bei- sammen, und der Baum selbst wächst namentlich in der Thalsohle in einem aus Lehm , Kalksand und Gerolle bestehenden Boden sehr üppig. Hofgärtner Bayer, der Samen und einige Exemplare zur Verpflanzung im Athener botan. Garten von seiner Unlersuchungs- Reise mitbrachte , bestätiget alle Angaben darüber, fand die ange- gebene doppelte Art der Verästelung an den abgehauenen Exemplaren und behauptet unter Anderem , an einem einzigen Wurzelstocke 33 starke Stämme von 30—36 Fuss Höhe gezählt zu haben.
Der Berichterstalter weist nun darauf hin, dass die ungünstige Aufnahme, welche die Nachricht über die Entdeckung dieser neuen Tanne in Deutschland gefunden habe, vornehmlich dadurch begründet sei, dass man nicht glauben könne, dass in dem vielbereisten kleinen Griechenland noch eine solche ausgezeichnete neue Tannenart ent- deckt werden könne. Es sei aber sicher, dass gerade die Lokalität, wo solche aufgefunden , bis auf die neueste Zeit als eine der gefähr- lichsten Räuberspelunken von allen Reisenden ängstlich gemieden worden sei. Derselbe sendete ausserdem eine kleine Quantität Samen und glaubt, dass diese Tanne wegen ihrer Eigenschaft, Stockaus- schlag zu bilden, für die Forstwirtschaft Europas von grosser Wich- tigkeit werden könne.
Dr. Regel fügt dieser höchst interessanten Mittheilung hinzu, dass die in München angestellten Untersuchungen es wahrscheinlich
*) Oesterr. botan. Zeitschrift J. 1860, Seite 78 und 124.
Oeiterr. Botan. Zeitschrift 2. Heft. 1861.
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machen, dass diese Tanne eine Form der Pinus (Abies) cephalo- nica Endl. ist, welche in einer Höhe von 4—5000 Fuss über dem Meere auf dem Berge Enos entdeckt wurde und dort als stattlicher Baum von der Tracht einer Araucaria die Höhe von 60 Fuss erreicht. In der Schweiz und in den weniger rauhen Lagen Deutschlands ist diese Tanne noch vollkommen hart, im Klima von Petersburg muss sie aber als schöne Kalthauspflanze erzogen werden. Bestätigt sich diess, d. h. ist diese Tanne wirklich von P. cephalonica nicht ver- schieden, dann ist es wenigstens von grossem Interesse, dass dieselbe geköpft eine so ungemeine Reproduktionskraft besitzt , die in dieser Weise bis jetzt bei keiner anderen Tannenart beobachtet ward.
XV. Jahresbericht
des
botanischen Tausch Yereius iu Wien, im Jahre 1860.
Bis zu Ende des Jahres 1860 sind 335 Botaniker mit der Anstalt in Verbindung getreten. Von diesen haben sich im Laufe des Jahres 44 mittelst Einsendungen an derselben betheiliget , und es wurden von diesen im Ganzen über 30000 Pflanzen - Exemplare eingesendet, namentlich haben die Herren: Andorfer Alois, Pharm. Mag. in Langenlois. — Eingesendet 500
Exemplare aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Bayer Johann, Eisenbahn-Oberinspector in Wien. — Eingesendet 144
Exemplare aus der Flora von Ungarn und dem Banat. liilimek Dominik, Professor in Eisenstadt. — Eingesendet 1070 Expl.
aus der Flora von Nieder-Oesterreich und Ungarn. liraun Dr. Karl, Professor in Bayreuth. — Eingesendet 150 Exempl.
aus der Flora von Baiern. Braunstingl J. in Wels. — Eingesendet 1137 Exemplare aus der
Flora von Ober-Oesterreich. lirittinger Christian, Apotheker in Steyer. — Eingesendet 115 Expl.
aus der Flora von Ober-Oesterreich. liulnheim Otto, in Leipzig. — Eingesendet 550 Exemplare aus der
Flora von Sachsen und Helgoland. liurchardt W., Akademiker in Eldena. — Eingesendet 720 Exempl.
aus der Flora von Pommern und Rügen. Enderes Carl Ritter v., Ministerialrath in Wien. — Eingesendet 860
Exemplare aus der Flora von Wien. Feichtinger Dr. Alexander, in Gran. — Eingesendet 806 Exemplare
aus der Flora von Ungarn. Graf Ferdinand, Beamter in Gratz. — Eingesendet 342 Exemplare
aus der Flora von Steiermark und Krain. Griewank Dr. in Sachsenberg. — Eingesendet 227 Exemplare aus
der Flora von Mecklenburg.
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llampe Ernst. Apotheker in Blankenburg a.H. — Eingesendet 175
Exemplare aus der Flora des nördlichen Europa. Ilaynald Dr. Ludwig, Bischof von Siebenbürgen, k. k- wirklicher
Geheimer Rath in Karlsburg. — Eingesendet 2310 Exemplare
aus der Flora von Siebenbürgen. Ifazslinszky Friedrich , Professor in Eperies. — Eingesendet 925
Expl. aus der Flora von Ungarn. Hegelmeier Dr., Regiments-Arzt in Ulm. — Eingesendet 238 Expl.
aus der Flora von Württemberg, Jabornegg Markus Freiherr v., in Klagenfurt. — Eingesendet 862
Exemplare aus der Flora von Kärnthen. Janka Victor v., in Sl. Georgen. — Eingesendet 119 Exemplare aus
der Flora von Siebenbürgen. Jechl Dr. Franz, Professor in Budweis. — Eingesendet 114Exempl.
aus der Flora von Böhmen. Keck Karl in Aistershaim. — Eingesendet 4450 Exemplare aus der
Flora von Ober- Osterreich, Kloeber Ernst, in Brody. — Eingesendet 811 Exemplare aus der Flora
von Galizien. Knebel Dr. Josef, Wundarzt in Breslau. — Eingesendet 295 Expl.
aus der Flora von Schlesien. Krabler Paul, in Greifswald. — Eingesendet 1573 Exemplare aus der
Flora von Aachen. Krzisch Dr. Jos. Friedr., Comitats-Physikus in Tirnau. —Eingesendet
1300 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Lagger Dr. Franz, in Freiburg. — Eingesendet 648 Exemplare aus
der Flora der Schweiz. Langner H., Bergamts-Assistent in Waidenburg. — Eingesendet 390
Exemplare aus der Flora von Schlesien. Leonhardi Dr. Herrn. Baron v., Professor in Prag. — Eingesendet
141 Exemplare aus der Flora von Böhmen und Heidelberg. Matz Maximiliam, Pfarrer in Höbesbrunn. -*■ Eingesendet 594 Expl.
aus der Flora von Nieder-Oesterreich. Monheiiii Victor, Apotheker in Aachen. — Eingesendet 1069 Exempl.
aus der Flora von Aachen. Paalzow J., Pfarrer in Priezen. — Eingesendet 1000 Exemplare aus
der Flora von Brandenburg. Pavai Dr. Alexis v., Professor in Nagy-Enyed. - Eingesendet 255
Exemplare aus der Flora von Siebenbürgen. Preuer Friedrich in Hofgastein. — Eingesendet 980 Exemplare aus
der Flora von Gastein. Rauscher Dr. Robert, k. k. Beamter in Wien. — Eingesendet 1070
Exemplare aus der Flora von Ober- und Nieder-Oesterreich. Reichardt Dr. Heinrich, Docent in Wien. — Eingesendet 150 Expl.
aus der Flora von Wien. Saxinger Eduard, Handelsmann in Linz. — Eingesendet 266 Expl. aus der Flora von Ober-Oesterreich.
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Schauta Joseph, Revierförster in Hüflitz. — Eingesendet 625 Expl.
aus der Flora von Böhmen. Schlichting, Freiherr v., in Gurschen. — Eingesendet 831 Exempl.
aus der Flora von Posen. Sonder Dr. W. 0. Apotheker in Hamburg. — Eingesendet 800 Expl.
aus der Flora von Hamburg. Thiel Dominik, Kaplan in Wissoczan. — Eingesendet 194 Exemplare
aus der Flora von Böhmen. Val de Lievre Anton, k. k. Beamter in Innsbruck. — Eingesendet
152 Exemplare aus der Flora von Tirol. Veselsky Friedrich, k. k. Oberlandesgeriehts-Rath in Eperies. — Ein- gesendet 70 Exemplare aus der Flora von Ungarn. Vukotinovic Ludwig v., Obergespan in Kreutz. — Eingesendet 442
Exemplare aus der Flora von Kroatien. Weiss Emanuel in Wien. — Eingesendet 321 Exemplare aus der Flora
von Wien. Fräulein Elise llraig in Triest. — Eingesendet 185 Exemplare aus der
Flora von Istrien.
XIV. Continuatio. JEMencHi dMppiicntorMvn.
Aesculus flava A i t. Aira Wibeliana S o n d. Allium obliquum L. Alopecurus nothus Arndt. Carex Laggeri W i m m.
„ loliacea L.
„ pommeranica Arndt. Cotula coronopifolia L. Cy dornen repandum S b t h. Fumaria muralis S o n d. Heleogiton pungens V a h 1. Hier actum atratum Fr.
„ floribundum W. & Gr. „ hirsutum Bern. Paeonia tenuifolia L. Planta go P o i r. sibirica Polygala alpestris R c h b.
Potamogeton Berchtoldi F i e b. Pterotheca nemausensis C a s s. Rosa lucida Ehr. Rubus canescens D. C.
„ Pseudo-Idaetis Lej.
„ pygmaeus Whe.
„ Sprengelii Whe.
„ silvaticus Whe.
„ umbrosus Rchö. Scutellaria lupulina L. Senebiera didyma Pers. Setaria decipiens Schmpr. Silene portensis L. Spiraea cana W. K. Thlaspi cochleariforme D. C. Zannichelia major Böen.
Kryptogamen.
Nomenclatur nach Dr. Rabenhorat.
Lichenes.
Bacidia
effusa H e p p.
Le c a nor a badia.
JVep hro m a
resupinatum a. mentosum.
Algae.
Ce r amium
diaphanwm.
Ch a r a to~\ crinita.
intermedia A. Br. \Ch or dar ia I ßagelliformis.
,Conferva | crystallina.
53
Conferva
fracta C. prolifera Cy st oclonium
purpurascens. Del es s eri a
sanguinea. D es mar esti a
aculeata. D e sm i d i u m
Swartzii, JE et o c ar p us
litoralis.
ramellosus K tz. Encyonema
Auersivaldii. E p ith emi a
constrieta S m. E unoti a
Westermanni b. Sorex.
Fuc u s
serratus. Für c eil ar ia
fastigiata. Ha li dry s
siliquosa. Hy poglossum
alatum. Li cm op hör a
Habellata. Phyc o s eri s
Lima.
Plocamium
cocchieum. Polysiphonia
nigrescens.
vulgaris A g. P o r phy r a
vulgaris.
Wien, (Wieden, Nr. 331,) 1. Jänner
R i v u l a r i a
gigantea c. Spren- geliana. Spiro g y r a
inflata. Syne dr a
familiaris. T ab eil ar i a
ßoeculosa. To lypothrix
tenuis. Ul othrix
pallide-virens K t z.
Masci.
Hy p num
giganteum S c h p. praelongiim.
1861.
Dr. AI. Skofitz
Personalnotizen.
— Franz Maly, Adjunkt am k. k. Hofgarten in Schönbrunn, erhielt die Stelle eines botanischen Gärtners im kais. Privat-Garten des oberen Belvedere, welche bisher der kürzlich verstorbene Gärtner Fr. Hillebrand versah.
— Paalzow, Pfarrer zu Priezen in der Mark Brandenburg, wurde zu einem Pfarramte nach Frankfurt a. d. Oder berufen, und übersiedelt zu Anfang des künftigen Monates nach seinem künftigen Wohnort.
— Ljudevit von Farkas-Vukotinovic wurde zum Ober- Gespan für das Kreutzer Comitat ernannt und ist als solcher von Agram nach Kreutz in Kroatien übersiedelt.
— Dr. Steudner begleitet als Botaniker und Geognost die Heuglin'sche Expedition nach Inner -Afrika zur Aufhellung der Schicksale des Dr. Ed. Vogel.
Vereine, Gesellschaften, Anstalten.
— In der Monatsitzung der k. k. zool.-bot an i sehen Ge- sellschaft am 2. Jänner besprach 0. L. G. Rath Neilreich einen vom k. k. Regimentsarzte Herrn Dr. Herbich eingesendeten Auf- satz über die Verbreitung der in Galizien und in der Bukowina
wild wachsenden Pflanzen. Galizien wird in diesem Aufsätze in drei Vegetationsgebiete , jedes Gebiet in kleinere Bezirke eingetheilt. I. Das westliche Gebiet reicht von Schlesien bis an die Hochebene von Podolien bei Lemberg und wird nördlich von der Thalfläche der Weichsel begrenzt. Es besteht theils aus dem Hügellande und dem Vorgebirge , theils aus dem westlichen Karpatenzuge (Beskiden, Pieninen, Tatra, karpat. Waldgebirge). Diese aus Sandstein, Kalk und Urfels gebildete Bergkette erreicht eine durchschnittliche Höhe von 3 — 5000', nur die Kuppen der Tatra reichen bis 7000'. Die Vegetation hat mit jener Deutschlands weit mehr Aehnlichkeit als mit der osteuropäischen Flora, von der blos wenige Arten herüber- greifen. II. Das Ufergebiet der Weichsel, des San und des Bug dehnt sich in einer Länge von 45 Meilen längs der nördlichen Grenze aus und erhebt sich nur zu einer Höhe von 600'. Aus Alluvien ge- bildet , theils sandig , theils sumpfig und stellenweise mit ausge- dehnten Föhrenwäldern bedeckt, ist es reich an Cyperaceen, schwim- menden Hydrophyten und Torfpflanzen. Das III. Gebiet Osfgalizien und die Bukowina begreift 1. die tertiäre podolische Hochebene, die von Bessarabien durch Podolien, Volhynien und das nordöstliche Galizien bis Lemberg zieht. Sie ist ein von tiefen felsigen Spalt- Thälern durchzogenes Steppenland , durch seine Gypshügel und Gypstrichter ausgezeichnet. 2. Das subkarpatische Hügelland und das Salzquellengebiet zwischen der podolischen Hochebene und den östlichen Karpaten, dann 3. die Pokutischen und Bukowina-Karpaten, die die Verbindung mit Siebenbürgen herstellen , aber nicht höher als 6000' steigen. Die Flora des III. Gebietes trägt schon den Charakter einer russisch-pannonischen Vegetation an sich, doch ist derselbe minder scharf ausgedrückt als in Siebenbürgen. Ohne Vor- arbeiten und fast ohne fremder Beihilfe hat Dr. Herb ich blos durch eigene Anschauung und eigene Forschungen der Erste eine Pflanzengeographie von Galizien geschaffen und abermals den Beweis geliefert, dass deutsche Bildung und deutsche Kenntniss überall, wohin sie dringen , den befruchtenden Samen der Wissenschaft ausstreuen. — Unter den von dem Sekretär R. v. Frauenfeld vorgelegten Manuscripten befindet sich ein Beitrag zur Moosflora des nordöstl. Banates von Dr. J. Pancic. Die Zahl der vom Autor in den Jahren 1844 und 1845 gesammelten und hier aufgetührten Moose, welche von Hampe bestimmt würden, beträgt 103 (nämlich 12 Leber- und 91 Laubmoose), unter welchen die bemerkenswerthen sind : Targionia hypophylla, Dissodon Hornschuhii und Fröhlichia- iius, Orthotrichum rirulare, dann eine Angströnria nov. spec. fohne Name und wahrscheinlich nur im Sinne C. Müller's eine Ang- strömid). J. J.
— Die k. k. Gartenbau -Gesellschaft in Wien hat in diesem Winter wieder einen Cyklus von populären Vorträgen über verschiedene mit Pflanzenkunde in Verbindung stehende Gegenstände veranstaltet. Bereits sprach Prof. Schrötter am 15. Jänner im che- mischen Hörsaale des Polytechnikums über Kohlenhydrate. Die wei-
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tcrcn Vorträge finden im grossen ständischen Saale in der Herrngasse statt. Den nächsten derselben, „Neuholland in Europa", wird Prof. Unger am 19. Februar halten. Dr. S. Reissek wird am 19. März über Palmen und endlich Frauenfeld am 16. April über Parasitismus sprechen.— Auch das Programm ihrer nächsten, der 37. Blumen-, Pflanzen-, Obst- und Gemüse-Aussellung hat die Gesellschaft bereits veröffentlicht. Diese wird am 24. April eröffnet und endet am 29. Apr. Da für diese Ausstellung eine ungewöhnliche Anzahl von Preisen ausgeschrieben wurde, so dürfte sie auch glänzender als je sich ge- stalten und es wäre nur zu wünschen, dass die Gesellschaft den Besuch derselben durch einen erhöhten Eintrittspreis nicht be- schränken möchte, wie dies im vergangenen Jahre geschah, wo die Blumenfreunde die Bequemlichkeit einer ihnen in die Nähe gebrachten Blumenausstellung durch ein mehr als verdoppeltes Entree büssen inussten. Sollen doch die Blumenausstellungen den Zweck haben, die Pflanzenkultur zu heben und den Sinn für die Blumen zu wecken, nicht aber der k. k. Gesellschaft eine ergiebige Einnahmsquelle zu eröffnen.
— In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften, math.-naturwiss. Classe, am 6. December 1860, legte Dr. Julius Sachs durch Prof. Unger der Akademie eine pflanzen- physiologische Abhandlung unter dem Titel : „Ueber die Durch- leuchtung der Pflanzentheile" vor. Der Verfasser weiset zuerst auf die Wichtigkeit der Frage des Lichteinflusses auf das Pflanzenleben hin, indem er zeigt, dass eine Menge Erscheinungen, wie z. B. die Bildung des grünen Farbstoffes, die Zersetzung der Kohlensäure in den Blättern, die Eigenthümlichkeit von Licht suchenden und Licht fliehenden Pflanzen nur in der Einwirkung des Lichtes und in der Natur seiner verschiedenen Strahlen gesucht werden können. Eine Untersuchung wie weit das direkte Sonnenlicht und das von den Wolken und der Athmosphäre reflektirte Licht in die Pflanzensubstanz eindringt, welche Veränderungen dasselbe dabei in Bezug auf seine verschieden brechbaren und verschieden wirksamen Elemente erfährt, wie weit die chemischen, violetten, blauen, grünen, gelben, orangen und rothen Strahlen gelangen, sei vorerst zu wissen nöthig. Zur Erforschung der ersten Frage wendet der Verfasser ein selbst con- slruirtes Instrument an, das er Diaphanoskop nennt und welches er ausführlich beschreibt. Versuche mit demselben, an verschiedenen Pflanzengeweben angestellt, zeigen, dass noch 5 — 8 übereinander- gelegte Blätter derselben Pflanze, welche von membranöser Beschaf- fenheit waren, einiges rothes Licht durchliessen , ebenso erwiesen sich selbst noch 3 Cent. Met. dicke Scheiben von Früchten, Kohlrüben und Kartoffeln durchscheinig. Damit begnügt sich jedoch der Ver- fasser nicht und sucht vielmehr in einem ähnlichen Instrumente, wo das durch die zu prüfenden Pflanzentheile durchgehende Licht durch ein vorgelegtes Prisma zu gehen genöthigt wird, in Erfah- rung zu bringen, welche von den eingedrungenen Strahlen zuerst vom Pflanzenparenchyme absorbirt werden, welche weiter gelangen und
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welche endlich am tiefsten in dasselbe eindringen. Ohne in ein Detail einzugehen, wird, wie zu vermuthen war, gezeigt, dass die chemischen Strahlen zuerst absorbirt werden , die violetten und blauen weiter vordringen und die Strahlen von grösster Wellenlänge, nämlich die rothen am tiefsten in die Pflanzensubstiinz eindringen. Es wurden nun schliesslich diese Resultate mit einigen bekannten Erfahrungen zusammengestellt, woraus hervorgeht, dass die chemische Charakte- ristik der verschiedenen Schichten des Pflanzengewebes offenbar hierin ihren Grund hat und mit der Wirksamkeit des Lichtes im Zusammen- hange steht. Eben so sei auch die im Schatten des Hochwaldes eigen- thümliche Vegetation ohne Zweifel mit wenigen brechbaren Licht- strahlen zufrieden gestellt als die campestre Vegetation, die volles Licht bedarf. Die Lichtbedürfnisse der Pflanzen sprechen sich daher auch in ihren Vorkommens-Verhältnissen aus.
— In einer Versammlung des Vereins für Naturkunde zu Press bürg am 24. Novemb. 1860, hielt Direktor J. v. Bolla einen Vortrag über die Flechten im Allgemeinen und speciell über jene der Umgebung von Pressburg. Endlicher zählt in der Flora posoniensis aus der Klasse der Lichenen 44 Species auf, welche fast alle auch schon in Lumnitzer's Flora aufgeführt sind. Bolla ist es nun ge- lungen, die Kenntniss unserer heimischen Kryptogamengewächse, wozu er schon durch seine früheren .Mittheilungen über die Pilze in so erfreulicher Weise beigetragen hatte , auch bezüglich der Flechten zu erweitern , indem er 80 in der bisherigen Literatur noch nicht verzeichnete Species als im Pressburger Comitate vor- kommend constatirte. Als Beleg seiner Angaben widmete er eine mit gewohntem Fleisse und besonderer Geschicklichkeit angelegte Sammlung getrockneter Flechten, jene neuen Arten umfassend. Der Vortrag über die Flechten im Allgemeinen war eine lichtvolle, erschöpfende Darstellung des Baues dieser interessanten Pflanzen, ihrer Lebensweise, ihrer geographischen Verbreitung und ihres Nutzens im Haushalte der Natur, sowie für den Menschen. In Folge eines bedeutenden Geschenkes von Naturalien und Büchern, welche der Verein vom Apotheker Lang erhielt, ist derselbe in die Lage ge- setzt, eine Anzahl von Exemplaren von Rochel's Werk „Plantae banatus rariores" um den Preis von 2 Gulden für ein Exemplar ab- zugeben.
— In einer Sitzung der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Kultur zu Breslau am 1. Novemb. 1800 berichtete Dr. Colin über die in Schlesien seit Jahren unternommenen For- schungen über die Bacillarien von Seiten der Herren Lehrer Hilse und Kreisphysikus Bleisch in Strehlen und Hüttendirektor J anisch in Gleichwitz , welche die Wissenschaft bereits durch Entdeckung mehrerer neuer Arten bereichert haben. Der Letztere hat eine Sammlung präparirter, meist schlesischer, doch auch exotischer und fossiler Bacillarien zusammengestellt , wovon die erste Lieferung (50 Präparate) von demselben auch käuflich zu beziehen ist. Der Sekretär hielt darauf einen Vortrag übeV contractile und irritabile
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Gewebe der Pflanzen. Der Vortrag knüpfte sich an die im ver- flossenen Sommer vollendete Untersuchung- eines strebsamen jungen Botanikers, Herrn Pharmaceut Kabsch, über die Reizbarkeit der Staubgefässe und Pistille, durch welche insbesondere die schon von Kölreu t er und Morren genauer untersuchten, aber seitdem fast in Vergessenheit gekommenenen Reizbarkeits - Erscheinungen in den Blüthen der distelartigen Gewächse, so insbesondere der Centau- reen, wieder bestätigt und zum Theil erweitert wurden. Die eigen- thümlichen Bewegungen der Blüthchen auf mechanische Berührung werden veranlasst durch eine Verkürzung der Filamente, deren Gesetze vom Vortragenden festgestellt wurden. Es hat sich dabei ergeben : 1) Dass die Staubfäden sich auf mechanische Berührung augen- blicklich in ihrer ganzen Länge verkürzen, auch wenn nur ein Punkt gereizt wurde, und zwar in allen Theilen ziemlich in gleichem Ver- hältniss, im Durchschnitt um */] ihrer Länge, doch unter Umständen wohl um y5 und darüber. Gleichzeitig scheint der Staubfaden im Ver- hältniss dicker zu werden; 2) Dass nach dem Maximum der Verkürzung der Faden sich wieder auszudehnen beginnt , und zwar in einer ähn- lichen Curve, wie ein gereizter Muskel; nach etwa 10 Minuten hat der- selbe wieder seine frühere Länge erreicht; 3) Dass auch andere Reize, insbesondere auch ein elektrischer Strom beim Durchtritt durch den Faden augenblicklich eine Verkürzung (Zuckung} veranlasst; 4) Dass die Reizbarkeit in den Fäden nach einiger Zeit von selbst erlischt, was in der lebendigen Blüthe etwa um die Zeit eintritt, wo die Griffeläste sich auseinanderbreiten und die Narben befruchtungsfähig werden. Gleichzeitig aber verkürzt sich der Staubfaden fortdauernd, so dass er sich endlich beim völligen Erlöschen der Reizbarkeit auf die Hälfte der Länge (im ausgedehnten Zustand während der Reizbarkeit) zu- sammengezogen hat. 5) Diese stetige Verkürzung, die mit der durch Reize momentan erfolgenden , aber vorübergehenden Contraction nicht zu verwechseln ist, ist ein Symptom des Absterbens, aber kein hygroskopisches Phänomen, indem sie auch in derselben Weise in kürzester Zeit eintritt, wenn die Reizbarkeit des Fadens durch Aether- Dämpfe , durch Ertränken im Wasser, durch starke elektrische Entladungen vernichtet wird. 6) Die Verkürzung beim Absterben ist vielmehr eine Wirkung der Elasticität, der im reizbaren Staubfaden eine expansive Kraft das Uebergewicht hält; die elastischen Kräfte des Fadens ändern sich beim Absterben derart, dass das Maass der Elasticität zwar abnimmt und die Dehnbarkeit zunimmt , dass aber auch der auf die Hälfte verkürzte Faden noch eine, zwar geringe, aber höchst vollkommene Elasticität, gleich einem Kautschukfaden, besitzt. 7) Das der Verkürzung fähige Gewebe des Staubfadens ist das Parenchym , welches vom gewöhnlichen Zellgewebe keine be- sonderen Unterschiede zeigt; das Gefässbündel verhält sich wenig- stens beim Zusammenziehen passiv. 8) Diese so wie eine Reihe analoger Beobachtungen, welche in einer in Kurzem erscheinenden Abhandlung des Vortragenden ausführlich dargelegt werden, sprechen dafür, dass dein Zellgewebe der Filamente von Centaurea eine
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Irritabilität (im Sinne Haller's), so wie eine motorische, im Gewebe selbst fortgeleitete Kraft innewohnt, welche die wesentlichsten Ueber- einstimmungen mit den in dem contractilen und irritabilen Gewebe der Thiere thätigen Kräften zeigt. Diese Analogien lassen sich aller- dings nicht sowohl auf die von Nerven abhängigen Muskeln der höheren Thiere, welche durch die aufs Höchste ausgebildete physio- logische Arbeitstheilung auch zu den vollkommensten Leistungen qualificirt sind, als vielmehr auf das reizbare und contractileParenchym der niedersten Thiere, welche weder Muskeln noch Nerven besitzen, begründen. 9) Insofern es höchst unwahrscheinlich ist, dass die für das Zellgewebe der Filamente bei Centuurea erkannten Gesetze eine isolirte Ausnahme darstellen sollten, so ist vielmehr anzunehmen, dass die gleichen Kräfte alle auf Reize erfolgenden Bewegungs-Erschei- nungen im Pflanzenreiche veranlassen. Nehmen wir hierzu die zweck- mässigen Bewegungen aller jüngeren Pflanzentheile nach dem Lichte, so wie die von Hofmeister nachgewiesenen Beugungen derselben durch mechanische und elektrische Erschütterung, so werden wir zu dem Schlüsse gedrängt, dass Irritabilität und Contractilität, d. In die Fähigkeit, durch äussere Reize zu vorübergehenden Formver- änderungen veranlasst zu werden, sich nicht auf das Thierreich be- schränkt, sondern gleich der Assimilation , Respiration, Saftleitung, Fortpflanzung etc., eine Lebensthätigkeit der Zelle als solcher sei, wenn sie auch im pflanzlichen Gewebe wegen einfacherer Organisa- tion und geringerer Lebensenergie nur ausnahmsweise in energi- scheren Bewegungen sich manifestirt. 10) Teleologisch genommen, vermittelt die Irritabilität der Filamente bei den Cynareen zweck- mässige Bewegungen , insofern die Blüthen dieser Pflanzen , wie vielleicht aller Compositen, sich als dichogamisch herausgestellt haben, wie das häufige Vorkommen der Bastarde bei Cirsium und Hieracium schon hätte vermuthen lassen; die durch besuchende Insekten ge- reizten Filamente veranlassen bei ihrer Verkürzung in Folge eines eigenthümlichen Mechanismus ein Austreten des Pollens aus der Antherenröhre, welcher von dtese,n Thierchen selbst wieder auf die Narben anderer Blüthen gebracht werden muss , da die Narben in Blüthen mit reizbaren Staubgefässen noch nicht befruchtungsfähig sind.
— In einer Sitzung der naturhisto ris ch e n Gesellschaft in Hannoveram 11. Decemb. 1860, theilte Medicinalrath Hahn seine persönlichen Erfahrungen über die Entdeckungen der Tochter Linne's mit, dass den Blüthen des» Dictamnus albus L., wenn man Licht in die Nähe derselben bringt, ein rothes Flämmchen entfährt. Durch vielfältige Versuche hat sich der Redner überzeugt , dass dies keineswegs durch den Dunstkreis der Blüthen , wie man früher annahm, bedingt wird, sondern dadurch, dass die an den Blüthen- stielcn und Kelchen vorhandenen Drüsen zu der Zeit, wo die Blume anfängt abzublühen, sehr reichlich einen wahrscheinlich harzartigen Stoff absondern, der, von unten her entzündet, mit stark russender röthlicher Flamme unter Entwickelung eines sehr intensiven Aromas aufflammt.
— Die vier Universitäten Schottlands, voran Edinburg mit Sir David Brewster an der Spitze, haben eine Einladung- zu einem allgemeinen wissenschaftlichen Congress, bestehend aus Vertretern aller Wissenschaften , erlassen. In der Reihe der Unterzeichner finden sich Engländer aus allen Welttheilen, ein Deutscher und ein Franzose. Der erste Congress soll dieses Jahr in Paris stattfinden, sodann in Berlin, St. Petersburg, Wien, Konstantinopel, Stockholm, Neapel, Brüssel, Madrid, Haag, Kopenhagen, Lissabon, München, Bern, Dresden, Turin, Hannover, Dublin, Stuttgart, und 1880 in Edinburg. Haben sich mittlerweile die Reisegelegenheiten beschleunigt, so können die darauf folgenden Congresse in Newyork, Gotha, Calcutta, Frank- furt, Washington, Darmstadt, Bogota oder Karlsruhe gehalten werden. In den allgemeinen Sitzungen darf nur deutsch, französisch und englisch gesprochen werden. Geldbeiträge werden nicht gefordert, Geschenke dagegen mit Dank angenommen. Prof. Simpson erbot sich vorläufig als Präsident, Dr. St ruthers als Sekretär zu fungiren; zu allererst aber muss entschieden sein , ob der Vorschlag und in welchem Umfang Anklang findet.
— Die werthvolle Biblio thek Alexander v. Humboldt's, über welche die königl. preuss. Akademie der Wissenschaften ein Urtheil abgab , das die preussische Regierung zum Ankauf nicht geneigt machte, und bekanntlich von der Buchhandlung Ascher & Comp, auf der Auction für 12000 Thlr. erstanden wurde, ist von dieser für 30000 Thlr., wie öffentliche Blätter melden, leider in's Ausland an einen sehr reichen Engländer verkauft worden. Auch die kolossale Marmorbüste Humboldt's von David d' Angers, die Ascher ebenfalls für 2000 Thlr. an sich brachte, da auf der Auction kein anderes Angebot, auch nicht, wie es Anfangs hiess, von der Stadt Berlin — der sie als Vaterstadt Humboldt's vor allen Anderen überlassen worden wäre — gestellt wurde , hat derselbe Käufer für 5000 Thlr. erworben. Desgleichen gingen die zahlreichen (über 160 Stück) Ehrendiplome von wissenschaftlichen Instituten und Gesellschaften, welche Asher mit 200 Thlr. bezahlte, für eine ziemlich hohe Summe käuflich in dieselbe Hand.
— Für das Herzogthum Nassau ist von der Regierung die Creirung eines Verdienstkreuzes und einer Medaille für Kunst und Wissenschaft in Gold und Silber angeordnet worden.
— Bei der allgemeinen Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte, welche im vorigen Jahre in Königs- berg stattfand , ist bekanntlich die Stadt Speyer zum diessjährigen Versammlungsorte gewählt worden. Nicht allein sind bereits die Geldmittel bewilligt, welche der wissenschaftliche Congress zur Er- reichung seiner Zwecke erfordern wird, sondern es werden auch die pfälzischen Eisenbahnen während der ganzen Dauer der Versamm- lung die Mitglieder derselben nach allen Richtungen frei befördern. Durch diese liberale Bewilligung ist die Besorgniss gehoben, dass möglicherweise die Stadt Speyer nicht die erforderlichen Gelegen- heiten darbieten könnte , so viele nalurforschende Gäste ange-
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messen zu beherbergen. Die benachbarten Städte Landau, Neustadt, Kaiserslautern, Ludwigshafen, Mannheim u. s. w. werden in dieser Rücksicht Vorstädte von Speyer abgeben und die Nachtquartiere für die Naturforscher und Aerzte darbieten, insoweit die Räumlichkeiten in Speyer nicht ausreichen möchten.
Literarisches.
— In den Memoires der kais. Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg (Bd. III. Nr. 1, 1860.) gibt Hr. Borszczow Be- schreibung der Aralo-caspischen Calligoneen, deren erste Art im Jahre 1701 am Fusse des Ararat von Tournefort entdeckt war. Das Vorkommen dieser Pflanzeist für den Reisenden im central- asia- tischen Tieflande, bei der dort herrschenden Wassernoth, von grosser Wichtigkeit, denn wo Calligoneen wachsen, da hat man immer Hoffnung , irgend welche Brunnen aufzufinden , da die unterir- dischen Wasseradern an solchen Stellen häufig sehr nahe zur Ober- fläche liegen. Borszczow gibt die Geschichte, Entwicklung und geographische Verbreitung (1 Art charakteristisch für Afrika und Asien, und 22 für Asien allein), dann Beschreibung der 23 Arten mit Angabe der Literatur, Vorkommen , Diagnosis u. s. w. und endlich Abbil- dung der betreffenden Früchte. Neue Arten sind Calliginum aralense, acanthopterum, Rotula, macrocarpum, densum , platyacanthum, eri- naceum, colubrinum, microcarpum, paniculatum.
— Frau Gräfin Fiorini Mazzanti aus Rom hat neuerdings die Kryptogamen-Flora dortiger Gegend mit drei neuen Microphy- ceen bereichert, u. z. Oedogonium Montagnei Fi or. Mazz. (Pallide lulescens filis cylindraceis rectis aut flexuosis subachromaticis vel substantia genimica irregulari repletis ; articulis diam. Omm- 020 — 28 sub duplo triplore longioribus ; fructiferis inflatis, ellypticis; spo- rangiis globosis, aurantiacis; diam. Omm- 056 — 60 melientibus.) In den Klüften der Gesteine, in der Olivenpflanzung von Monticchio. Nahe- stehend dem Oedog. crythrospermum Ment. aus den Anden. — Oedog. Monticchi Fior. Mazz. Aureo flavescens; Alis cylindricis im— bricatis, hie illic cingulo calcareo verrueoso conformi concelerique incrustatis; (ut in Psicormio.) articulis diam. Omm- 006 — 8 triplo quadruplove longioribus; sporangiis depresso sphaericis flavescen- tibus; diam. Omm- 024 aequantibus. Vorkommen wie oben. — Die dritte neue Art ist ScytonemaAsphalti Fior.Mazz. aus denApenninen Die Diagnosis: Filis rigidis simplieibus ad instar straguli supra rupes protensis ; vaginae diam. Omm- 024, maleri genimica multiformi , hinc inde anulis spermaticis distinetis sub microscopio color melleus. (Alle drei Species sind beschrieben und abgebildet in den Atti der Aca- demia ponlilicia. di nuovi Linnei. A. XIII. Marzo 1860, S. 259).
— Von Dr. Bonorden findet sich eine Abhandlung über einige der wichtigsten Gattungen der Coniomyceten und Kryptomyceten in
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den Abhandlungen der Naturforscher-Gesellschaft zu Halle (5. Band, 3. und 4. Heft 1860, pag. 169). Dr. Bonorden bemerkt, dass die Benennung der Coniomyceten nach den Pflanzen , worauf sie para- sitisch leben, wie es Link gethan, sehr fehlerhaft sei, da ein und derselbe Staubpilz auf verschiedenen Pflanzen vorkommt ; es sei nöthig Form, Farbe der Sporen und den den Pilzen eigenthümlichen Charakter zu berücksichtigen. Es werden beschrieben die Gattungen Caeoma (darunter begreift Link die Ustilagines und Uredines und Aecidium , (Leveille stellte später selbe als Trichobasis auf), Eranium (früher Physiderma Bon.), Coleosporium , Podocystis, Ustilago, Uredo, Physonema, Epilea, Aecidium, Puccinia und Phray- tnidium. Die meisten neu aufgestellten Arten kommen schon in Ra- benhorst's Fung. europ. edit. nova vor, daher wir diese auch als schon bekannt nicht aufführen. Bei jeder Gattung und Artistgenaue Beschreibung, Diagnosis, Vorkommen und sonstige Bemerkung ge- geben. 3 Tafeln bringen die Abbildung der wichtigeren Species. Bei Caeoma pusillum ist als Synonym Ramularia pusilla Ung. mit der Bemerkung, dass die Unger'sche Gattung ganz einzugehen habe, da auch Cor da schon sie unter den Namen Didymaria ab- zweigte. — Sonstige neue Arten sind : Caeoma aculealum, Coleo- sporium ochraceum, miniatum, minimum etc., Podocystis angulosa, Ustilago purpurea, Uredo minima, f'ormosa etc.
— Von dem rühmlichst bekannten Reisenden Peter v. Tchi- hatchew ist schon vor ein Paar Jahren das Werk über physische Geographie und Climatologie von Klein-Asien erschienen; jetzt sind 2 Bände (Asie mineure, Partie botanique. I. II. 8. et alias in 4to. Paris 1860.) neuerdings erschienen, welche die Botanik umfassen und eine Aufzählung geben aller in Klein-Asien von ihm selbst oder von anderen Botanikern gesammelten und beobachteten Pflanzen. Als Mitarbeiter finden wir bekannte Namen, einen Fenzl, Bois- sier und Fischer, und namentlich von Ersterem finden wir im 1. Bande nämlich Monographien über die Alsineen, dann Erläute- rungen über Alyssum, Lobolewihia und Buphurum; dann Beschrei- bung der neuen Pflanzengattung Physalidium, und im 2. Bande voll- kommene Beschreibungen von Centaurea, Achillea u. a. Compositen. Die Pflanzen von Klein-Asien belaufen sich nach Tchihatchew auf 6803 Species , wovon auf 44 Tafeln die wichtigeren abgebildet sind.
— Eine vollständige Flora von Italien haben wir , bezüglich Phanerogamen, vom Professor B e rt olo n i in 10 Bänden; vom Par- iatore ist indem eben verflossenen Jahre 1860 erst die 2. Ab- theilung des 3.* Bandes erschienen mit höchst detaillirten Beschrei- bungen von Orchideen , Irrideen etc. ; diese Flora wird aber in Ausdehnung um vieles die von Bertoloni überragen. Den Bota- nikern mangelt es aber noch immer an einer Flora eines mehr weniger begrenzten Landesgebietes ; — um diesem Bedürfnisse ab- zuhelfen hat Hr. Theodor Caruel angefangen, eine Flora von Toseana zu bearbeiten, gestützt auf sein eigenes reichhaltiges Herbarium und
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auf seine eigenen Beobachtungen und dann mit Beihilfe der in Florenz vorfindlichen zahlreichen Sammlungen. Das vor Kurzem er- schienene 1. Heft Prodromo della Flora Toscana di T. Caruel, in 8. fasc. 1. Firenze 1860, umfasst die Dicotyledonen , Thalamifloren und es ist mit solch' einer sorgfältigen Genauigkeit verfasst, dass der Botaniker dieser Flora alle Zuversicht schenken darf.
— In dem 10. Jahresberichte der Naturforscher-Gesellschaft von Hannover von 1859 — 60 wird erwähnt pag. 337, dass Sagina ci~ liata um Hannover auf Aeckern sowohl im Sande , als auf Lehm- und Kalkboden sehr häufig ist, dass selbe wegen der in Beziehung auf die Bewimperung vielfach eintretenden Uebergänge zu Sag. procumbens, nur als eine Varietät dieser Species anzusehen sei. Auffallend ist, dass die bewimperte Form besonders auf Aeckern, die unbewimperte hingegen in Gräben und schattigen Stellen vor- kommt und nur in der langblätterigen, dunkelgrünen Form der echten S. procumbens. Zu entscheiden bleibt noch, ob die bewimperte Form wirklich die echte S. ciliata , und ob diese wirklich von S- pro- cumbens verschieden sei. — Sonstige interessante im Laufe dieses Jahres in der Umgebung von Hannover aufgefundene Pflanzen sind : Lysimachia thyrsiflora, die seit längerer Zeit wieder zum ersten Male blühte, Galium tricorne, Myrica Gale, Stachys ambigua, Sedum reflexum, Specularia Speculum , Alopecurus tttriculatus , Trifolium resupinatum, Valerianella carinata und F. olituria, letztere in einer Missbildung, welche die von einigen Botanikern angenommene Iden- tität beider Species zu beweisen dienen kann , indem die Blüthen bei einigen ganz, bei anderen so umgebildet , dass dieselben gras- grün und sehr gross geworden waren. Die Blüthen wuchsen fort, ohne abzufallen, die Fruchtknoten zeigten ganz die Form der Frucht- knoten von V. carinata, auch da wo normale Früchte von V. oli- toria dazwischen standen.
— Von Dr. Regel, Direktor des kais. botanischen Gartens in St. Petersburg, ist so eben erschienen: Catalogus plantarum quae in horto aksakoviano coluntur. 1860. Dieser in alphabetischer Ord- nung geführte Catalog bietet eine unzählige Menge von seltenen Pflanzen, die in obbenanntem Garten cultivirt werden, bei jeder Art ist das Vaterland bezeichnet, die bezügliche Literatur, Kultur etc. angegeben.
— Unser rühmlichst bekannte Algeolog Hr. Dr. Zanardini in Venedig hat schon vor 20 Jahren in seiner Synopsis die Schätze des adriatischen Meeres zur öffentüichen Kenntniss gebracht; im Jahre 1842 hatte auch Professor Meneghini, ebenfalls ein in der Algenkunde berühmter Name, das erste Heft seiner ^Alghe italiche e dalmatiche" herausgegeben, aber letzteres fand mit einem Theile des 5. Heftes sein Ende, das Jahr 1848 trat ein und Meneg hini hatte mit der Uebersiedlung an die Universität nach Pisa auch diesen Zweig der Naturwissenschaft verlassen, um sich der Geologie zu widmen. Um diese Zeit herum hatte Zanardini einen Aufruf ergehenlassen zur Subscription an eine Iconographia physiologica adriatica , aber
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theils die politischen Verhältnisse und theils aber auch die wenige Neigung zu derartigen Studien hat alle Pläne vereitelt. Um aber das reichhaltige Material, welches Z. besitzt, dem wissenschaftlichen Publikum nicht vorzuenthalten , hat er sich entschlossen, dasselbe jetzt zu bearbeiten und in den Onemonie deh" J. R. Istituto veneto di seienze, lettere ed arti nach und nach zu veröffentlichen, und in dem eben erschienenen IX. Bde. derselben finden wir schon damit den Anfang gemacht. Bei dieser Gelegenheit fügt aber Z. die Bemerkung bei, dass unter den von Botteri, Vidovich und Sandri in Handel gebrachten Algen sehr viele Arten mit fehlerhaften Namen erscheinen, wie Z. sich namentlich in den von Frauenfeld im Jahre 1855 mittelst Naturselbstdruck herausgegebenen „Algen der dalmatischen Küste" überzeugen konnte , wo unter vielen anderen Lingbia phytonomoides, Chendrothamnion brachyarkena u. a. Species vorkommen, die dem Autor wohl wenig zur Ehre gereichen. Za- nardini erhielt von oben erwähnten drei fleissigen Naturforschern 1 oder 2 Exemplare von allen gesammelten Algen ; diese verblieben jedoch in Händen Zanardini's und dieser gab die Bestimmung der Arten nur durch Mittheilung der betreffenden Nummer, so dass eine Bestimmung der andern Exemplare von Botteri, Vidovich und Sandri selbst vorgenommen wurde, die wohl sehr oft fehler- haft ausfiel. Zu dieser Erörterung glaubt sich Z. genöthigt zu sehen, um allen allfälligen Missdeutungen vorzubeugen. In der gegenwär- tigen Abhandlung finden wir die Beschreibung folgender Arten: Porphyra vticrophylla, Stilophotia calci fera Z., Calithamnion fragi- Ussiimim u. m. a. mit Angabe der Synonymen, Vorkommen, kri- tischen Bemerkungen u. a. nöthigen Erläuterungen sammt Abbildung jeder Art in natürlicher Grösse und Farbe und bezüglichen mikro- skopischen Details behufs Erkennung der organographischen Structur.
Sr.
— Der letzterschienene Jahrgang 1859 der Verhandlungen der k. schwedischen Akademie der Wissenschaften in Stockholm bringt folgende botanische Aufsätze: Vegetation der Pyrenäen von J. E. Zetters tedt (p. 23); über die nord. Moosvegetation von S. 0. Lind berg, (p. 205); S. 293 spricht S t enh a m m ar über das 2. Heft der 2. Auflage der Lichenes Sueciae exsiccati; von Ze Her- st edt über eine botanische Excursion in den Norden Schwedens, (p. 407).
— Im 15. Bande der Memoires de la Societe de physique et d'histoire naturelle de Geneve (1860. S. 434) findet sich eine Arbeit des Ende 1859 verstorbenen Professors Choisy über die Gattung Discostigma aus der Familie der Clusiaceen. — Hr. Prof. De Can- dolle hat in der Notice biographique sur J. D. Choisy ein Ver- zeichniss aller von diesem letzteren veröffentlichten botanischen Arbeiten gegeben.
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Mittheilung.
— A. Winter in Mühlberg in Baden berichtet über einen Farbstoff von Sorghum sacharatum im alk'. d. Telegr. Es ist schon längere Zeit bekannt, dass die*Zuckermoorhirse und deren Verwandte einen rothen Farbstoff enthalten; dass aber aus der ganzen Pflanze und namentlich aus dem vom Saft befreiten Stensel dieser schöne karminrothe Farbstoff gewonnen werden kann, ist die Erfindung Winter's. Im Wesentlichen geht derselbe auf folgende Weise zu Werke. Die entblätterten Stengel fies Sorgho, welcher nicht vollständig reif zu sein braucht, werden mittelst einer starken Rappe gerappt und ausgepresst ; oder aber man lässt die Stengel durch ein System von Walzen gehen, um den Saft, welcher Zucker oder Branntwein gibt, so vollständig als möglich zu ge- winnen. Jene Pressrückstände, oder die auf letztere Art entsafteten Stengel werden unter Dach auf regelmässige, einige Fuss hohe Haufen gesetzt und deren schnell eintretende Giihrung durch stärkeren oder verminderten Luft- zutritt, auch wohl Umarbeiten, so geleitet, dass keine zu starke Erhitzung und in Folge dessen Faulgährung eintritt. Wenn der Gährungsprocess gut verlief, so ist die Masse in circa 14 Tagen durch und durch roth bis rolhbraun geworden. Es ist nur» Zeit die Gährung der Stengel durch Trocknen zu unterbrechen. Nach vollständigem Trocknen werden sie auf einer Mühle gemahlen oder sonst zer- kleinert, was zur Extraction des Farbstoffes erforderlich ist. Neuesten Nachrichten zufolge soll in China die Bereitung dieser Farbe bekannt sein und di< selbeviel- fältige Anwendung finden. Es steht zu erwarten , dass diess letztere auch hei uns bald der FalT sein werde, da ein n. ö. Joch ä 1600 Quadratklafter 35—47 Zollpfund trockenes Sorghofarbholz zu produciren vermag.
Correspondenz der Redaktion.
Herrn Prof. B. in E. „An die zool.-botan. Gesellschaft, 4 fl. gezahlt." — Herrn W. in G. ,,An die zool.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt." — Herrn v. B. in B. „Sie können eine Sammlung griechischer Pflanzen mit 500 Arten um den Preis von 28 Thalern Pr. Cour, von mir erhalten." — Herrn R. v. T. in T. ,.An die zool.-botan. Gesellschaft 5 fl. gezahlt." — Herrn Dr. H. in G. „Erhalten und an Br. L. abgegeben." — Herrn Prof. H. in B. „Wird mit Dank benutzt." — Herrn V. in E. „An die zoul.-botan. Gesellschaft 4 fl. gezahlt."
Inserat.
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Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skotitz. Verlag von C Gerold. Druck von C. l/eberreuter.
üesterreichische
BOTANISCHE ZEITSCHRIFT.
Gemeinnütziges Organ
für
in.- SsterreichUche Exemplare,
botanische Zeitschrift Itikt'tiliL Ilnil II i\i'i || l L'iH» die frei durch die Post be-
erscheint DOiaillK UHU IHM «MI I HCl. ZOgen werden sollen, sind
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XI. Jahrgang. WIM. März 1861.
INHALT: Aus Hooker's „The Botauy of tlie Antarctic Voyage." — Beiträge zur Flora von Wien. Von Dr. Schur. — Zur Flora von Lesina. — Von Alschinger. Correspondcnz von Fei II er, B r e i n d I , T h ü m e u. — Personalnotizen. — Vereine, Gesellschaften, Anstalten. — Literarisches. — Mitlheilungen. — Inserate.
A u s
Dr. Jos. Dalton Hooker's
„The Bolanyofthe Antarctic Voyage of H. M. Discovery Shyps Erebus
and Terror etc. Part III. Flora Tasmaniae. Vol. I. Dicotyledones
Introductory Essay. London 1860.
Uebersetzt
von A. Fr. Grafen Marschall.
Vorwort
von D. Stur.
Ilerr A. Fr. Graf Marschall hat abermals einen Beweis seiner grossen Freundlichkeit mir gegenüber, als auch seiner Wirksamkeit für den Fortschritt der Naturwissenschaften in Oesterreich geliefert, indem er mit grossem Fleisse die Vollendung der nachfolgenden Uebersetzung betrieb und rechtzeitig vollbrachte. Sie war, ebenso wie eine seiner frühern Arbeiten *), zu meinem persönlichen Ge- brauche angefertigt, ich kann mir jedoch Angesichts der Wichtigkeit
*) Ueber den Zusammenhang zwischen der gegenwärtigen Fauna und Flora der britischen Inseln und den geologischen Veränderungen, welche deren Oberfläche, besonders während der Epoche der nördlichen Ueberflutliung, erlitten hat, von Ed. Forbes, übersetzt von A. Fr. Grafen Marschall, .lahrb. der k. k. geol. Reichsanstalt IX. 1858, p. 575.
Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1861. 5
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der OriginaWAbhandlurig nicht versagen, dieselbe, bei sich darbieten- de* Gelegenheit, allen Freunden der Botanik, die sie im Originale nicht lesen können, zuganglich zu machen, und somit ein ganzes Heer von Naturforschern dem geehrten Uebersetzer dankbar zu ver- binden.
Die „geistreichen und originellen" Theorien der Herren Wal- lace und Darwin, denen auch bei uns in Oesterreich die regeste Theilnahme und allgemeine Aufmerksamkeit zu Theil wurde, haben den grossen englischen Botaniker Dr. Jos. Dalton H oo k er bewogen, die Eindrücke, die ihm von einem 20jährigen Studium der Pflanzenwelt zurückgeblieben, zu recapituliren, um zu sehen wie weit seine reichen,
— arctische, temperirte und tropische, continentaleund insulare Floren,
— umfassenden Erfahrungen die Annahmen Darwin's und Wal- lace's rechtfertigten.
Diese ausserordentlichen Untersuchungen unter dem Einflüsse der Ansichten und Beweisgründe Darwin's, haben Dr. Hooker bestimmt, seine früheren, damals herrschend gewesenen Annahmen über den Ursprung der Arten fallen zu lassen und in dem Nach- folgenden gerade den Gegensatz zu behaupten. Wir finden hier somit eine weitere Begründung und eine Ausdehnung der Darwin- schen Theorie auf das Pflanzenreich, ausgeführt von einem der ersten Meister in der Botanik.
Diese hochwichtige Arbeit zur Veröffentlichung rechtzeitig er- möglicht zu haben, ist ein bleibendes Verdienst des Herrn A.Fr. Grafen Marschall als Uebersetzer, der gewiss allgemeine Anerkennung linden wird.
Wien, den 16. Februar 1861.
§. 1. Vorläufige Bemerkungen.
In meinem „Introduetory Essay to the New Zealand Flora stellte ich einige allgemeine Sätze über den Ursprung der Arten auf, ohne mich selbst zum Glauben daran zu bekennen; u. a. auch die noch immer vorwaltende Lehre, dass sie — nach dem gangbaren Sinn des Wortes, als solche geschafTcn worden und unveränderlich bleiben. Hier werd' ich im Gegensatz behaupten, dass die Arten ableit- bar und veränderlich sind, und dies vorzüglich desshalb , weil jeder Unbefangene — mögen seine Ansichten hierüber wie immer beschaffen sein — nothwendig zugeben muss, dass seine Gründe und Schlüsse einer Revision bedürfen, seit die „Linnaean Society * die geistreichen und originellen Theorien der Herren Wallace und Darwin veröffentlicht hat.
Ausser mir selbst mögen noch viele Andere , welche bis nun ihr Urtheil zurückbehalten haben, nach genauer Einsicht in die eben- genannten Theorien, den Stand der Frage wesentlich verändert und
sich selbst dadurch freier finden , die Theorie anzunehmen, welche am besten ihren eigenen Erfahrungen entspricht.
Australien scheint der beste Prüfstein für eine solche Theorie zu sein . indem seine Gestaltung vergleichungsmässig einförmig und seine Flora sehr verschiedenartig ist, und seine Fauna und Flora in Vergleich mit jenen anderer Erdstriche auffallende Eigentümlich- keiten zeigt. Ich verfasste demnach ein classificirtes Verzeichniss aller australischen Arten des Herbars , nebst ihrer Ausbreitung in Länge, Breite und Seehöhe, soweit ich sie feststellen konnte, und nahm die fehlenden Angaben aus Büchern auf. Zugleich studirteich sorg- fällig die Verwandtschaften und Vertheilung aller tasmanlischen Arten und aller jener australischen, von denen ich annehmen konnte, dass sie auch in andern Erdstrichen vorkommen. Endlich bestimmte ich möglichst genau die Gattungen der übrigen Pflanzen (vorzüglich jener, deren Gattungsgenossen auch in anderen Erdstrichen vor- kommen) und bestimmte die Arten innerhalb der noch nicht geord- neten Gattungen. Ich habe dargethan , dass nahezu 8000 Phanero- gamen in Australien gesammelt oder beobachtet worden, von denen ich selbst mehr als 7000 gesehen und verzeichnet habe. Davon sind Vj ziemlich genau der Art nach bestimmt; der Rest ist mit minderer Gewissheit von einander unterschieden und in Gattungen vertheilt, indem er entweder unbeschrieben oder unter verschiedenen Be- nennungen beschrieben ist. Einige Pflanzen gehören höchst ver- änderlichen Gruppen an, über deren Anordnungen ich im Zweifel bleibe.
Manchen, die sich mit engeren und besser bearbeiteten botani- schen Gebieten beschäftigen, mögen die Materialien, die ich über Austra- lien gesammelt habe, nicht geeignet scheinen, daraus über die Ver- wandtschaften der dortigen Flora Schlüsse zu ziehen. Solche Probleme lassen sich aber nicht durch speeifische Einzelnheiten lösen, wenn auch diese als Beweise der vorgeschlagenen Lösungen dienen können, Die meisten Arten sind so wenig bestimmt abgegränzt, dass wenige Naturforscher darüber einstimmig sind *) und je mehr wir ver- wandte Formen kennen lernen, um so verschiedener werden die An- sichten; kurz der Fortschritt der systematischen Wissen- schaft widerspricht der Ansicht, dass die Arten sich durch Beschreibung oder Charakteristik abgrenzen lassen, es sei denn, dass man für Abänderungen sehr weite Gränzen stecken wolle. Hat man mit Gattungen oder anderen Gruppen und Arten zu thun, so kömmt es nur darauf an, sie in naturgemässe Gruppen zu vertheilen, welche die wahren Exponenten der natür- lichen Verwandtschaftsbeziehungen sind. Die Ausdehnung, Verwandt- schaft und Verhältniss dieser natürlichen Gruppen geben die Züge einer Flora und, wenn für den vorliegenden Fall die ausländischen Arten gehörig sichergestellt sind, so kömmt wenig darauf an, ob
Am meisten spricht dafür die Thatsaclie, dass die Angaben über die Anzahl der bekannten Phanerosamen zwischen SO, 000 und 150,000 schwanken.
5 *
die inländischen für jeden Fall mehr oder minder genau von ein- ander unterschieden werden.
Bei einer so ausgedehnten Flora wie die australische, werden, wenn ein Einziger die Arten abgegränzt und abgeschätzt hat, die bei jeder Gattung vorgefallenen Fehlgriffe einander so weit aut- heben, dass das mittlere Ergebniss aus diesen Gattungen und Ord- nungen kaum darunter leiden wird.
Betreffend meine Ansichten über die Veränderlich- keit jetzt lebender Arten und über die Trüglichkeit der Annahme, als Hesse sich durch diese allein etwas über ihre Abkunft oder über die ursprünglich geschaffenen Typen feststellen, so sind sie, nach- dem ich die australische Flora geprüft habe, dieselben geblieben, die ich in der „Introduction to the Flora of New Zealand" aufgestellt habe. Jeneüber denUrsprung und die end giltige B eh a rr- lichkeit der Arten haben den Einfluss der obenangeführten An- sichten und Beweisgründe der Herren Darwin und Wallace erfahren, so dass ich der V orauss e t zung, dass die verschie- denen j e tz t lebenden Formen, welche wir Arten nennen, Insofern sie ihre Charaktere auf viele Generationen nacheinander zu übertragen streben, durch Abände- rungen entstanden seien, mehr Beifall zolle. Doch muss ich hier wiederholen, was ich schon anderwärts ausgesprochen: dass diese Hypothesen keinen Einfluss auf unsere Behandlungsweise der Arten nehmen dürfe , sei es, dass wir sie beschreiben, sei es, dass wir uns ihrer bedienen, die Erscheinungen der zeitlichen Auf- einanderfolge der organischen Formen oder ihrer Vertheilung und Vertretung im Räume zu erforschen. Jedenfalls führt uns obige Ansicht zu einer philosophischeren Auffassung der Fragen und treibt uns an, Zusammenstellungen von Charakteren aufzusuchen , welche uns fähig machen, sie besser zu classificiren und ihrem Ursprung bis zu einem Zeiträume vor ihrer jetzigen Erscheinung und Be- schaffenheit nachzugehen. Dabei muss der, welcher Arten als Reihen verwandter Formen annimmt, dieselbe Methode nach gleichen Grund- sätzen befolgen, wie jener, derderen unmittelbare Schöpfung behauptet, indem Letzterer voraussetzt, dass Arten mit wechselseitigen V erwan d schaffen, ähnlich jenen, die bei einer, von Einer Reihe Vorfahren abstammenden Familie bestehen, erschaffen worden seien, und dies ist in der That der Grundgedanke aller natürlichen Systeme.
Andererseits stehen der regellosen Abänderung so viel Schranken entgegen, so viele unverletzliche Gesetze ordnen die Entstehung von Abarten, die zur Hervorbringung weiterer Abänderungen eines spezifischen Typus erforderliche Zeit ist so lang und die Zahl der Arten und Abarten, von denen man weiss, dass sie durch unbestimmt lange Perioden eine Reihenfolge vollkommen identischer Glieder hervorbringen, ist so gross, dass alle Naturforscher darin übereinkommen, für descriptive Zwecke müssten die Ar- ten so behandelt werden, als wären sie ursprünglich unterschieden und müssten es für immer bleiben. Der
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beschreibende Naturforscher, der alle Arien für abgeleitet und ver- änderlich annimmt, unterscheidet sich ({tatsächlich von seinen Gegnern nur darin, dass er erwartet, die Nachkommenschaft der Organismen, die er als Arten beschreibt, werde nach einem unbestimmbar langen Zeiträume der Gegenstand abermaliger Beschreibungen werden müssen.
Der hierin Frage stehende Gegenstand kann nur allein auf dem Weg der classificirenden Botanik in Angriff genommen werden, ind em ein gutesSystem auf der richtigen Werthsehätzung aller Merkmale der einzelnen Pflanzen beruht, auf einer Er- wägung ihrer morphologischen, physiologischen und anatomischen Beziehungen in allen ihren Wachsthums- Perioden. Durch Uebereinkunft gelten die Arten als die im Ganzen einförmigsten Vertreter des niedersten Grades dieser Beziehungen, und die Thatsachen, dass Individuen sich leichter in charakteristisch begränzte Arten als in Abarten zusammenstellen lassen, und dass diese Zusammenstellung weniger Schwierigkeiten hat, als die Bildung begränzbarer Gattungen und höherer Gruppen aus einzelnen Arten, endlich die in die Augen fallende erbliche Uebertragung der Art- Verwandtschaften, sprechen deutlich dafür, dass Arten ursprüng- lich erschaffen und Gattungen u. dgl. nur willkürliche Zusammenstellungen von Arten sind.
Die Verschiedenheit gewisser Arten und Abarten in Betreff ihrer ausdrückbaren Abgränzung beruht indess nur auf einem Mehr oder Weniger, und wenn der Zuwachs an Material und Beobachtung den von mir vor vielen Jahren aufgestellten Satz: dass es viel mehr veränderliche und viel weniger abgränzbare Arten gibt, als man gewöhnlich annimmt, bestätigen sollte, so würde dadurch die An- nahme: dass die Arten nur willkührlich abgegränzte Gruppen von Abarten sind, zugleich an Haltbarkeit gewinnen. Um zur Gewissheit zu gelangen, wie weit meine eigenen Erfahrungen über Classification eine solche Annahme rechtfertigen, werde ich — ohne Bezug auf meine früheren Folgerungen — die Eindrücke durch- gehen, welche mir von einem 20jährigen Studium der Pflanzenwelt zurückgeblieben sind.
Während dieser 20 Jahre habe ich viele grosse und kleine Floren
— aretische, temperirte und tropische, continentale und insulare — geordnet, so dass die daraus gezogenen Schlüsse — wie mir scheint
— auf das gesammte Pflanzenreich anwendbar sein dürften. Ich werde zuerst die aus dem Studium der Classification ableitbaren Thatsachen, dann die aus der Vertheilung, endlich die aus der fossilen Flora zu folgernden aufzählen und mit der Prüfung der zur Erklärung dieser Thatsachen aufgestellten Theorien seh Hessen.
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§. 2. Allgemeine Erscheinungen der Abänderungen im Pflanzenreich.
1. Alle Pflanzenformen sind in ihren sinnlich wahr- nehmbaren Eigenschaften mehr oder minder zur Ab- änderung geneigt, oder wie Herbert Spe ncer den Satz in Bezug auf alle Organismen (Essays: Scientific, Political and Speeulative, p. 280) sehr glücklich ausspricht „sie sind alle im Zustande des unbeständigen Gleichgewichtes." Kein Organ ist streng symetrisch, nie Eines genau der Abdruck des Andern, nie sind zwei Individuen einander vollkommen gleich, noch entsprechen einander genau je zwei Theile desselben Individuums, nie haben je 2 Arten dieselben Unterscheidungsmerkmale, nie zeigen je zwei Länder die- selben Abarten Einer Art, noch besitzen je zwei Länder dieselben Arten in gleicher Anzald.
2. Die Abänderung der Pflanzen geht stets lang- sam vor sich und die Ausdehnung und der Grad der- selben schreitet stufenweise vor. Spielarten — selbst die der Farbe — sind vergleichungsweise selten und im Allgemeinen zeigen sich die hervortretendsten Abarten zunächst der Gränze des geographischen Verbreitungsgebietes ihrer Stammarten. Das ostindische Rhododendron arboreum, z. B. bewohnt den ganzen Himalaya, die Khasia-Berge, die der vorderindischen Halbinsel und Ceylon und gerade im Mittelpunkte seines Verbreitungsgebietes (Sikkim und Khasia) kom- men jene Miltelformen vor , welche durch eine stufenweise Reihe die rauhe, rostigblättrige Form von Ceylon mit der glatten silberblättri- gen des NW. Himalaya zu Einer veränderlichen Art verbinden. Weisse und rosenfarbene Spielarten findet man dort überall zugleich mit der scharlachrothen , nur in viel geringerer Anzahl. An allen diesen Orten blühen einige Individuen früher als andere und einige mit- unter — wie ich glaube — zweimal im Jahre.
3. Ich finde, dass in jeder Flora alle Gruppen von Arten im Ganzen in drei grosse Abth eilungen gebracht werden können : eine deren Arten offenbar sich nicht verändern; eine zweite, deren meiste Arten auffallend veränderlich sind; eine dritte, innerhalb derer Unveränderlichkeit und Veränderlichkeit gleichmässiger vorkommen. Die nicht der Aenderung unterworfenen Arten erscheinen von ein- ander so verschieden, dass die meisten Botaniker in deren Begrän- zung übereinstimmen und ihre Nachkommen auf den ersten Blick ihre Abstammung verrathen; jede Art hat mehrere ihr eigene Kenn- zeichen und ein stufenweiser Uebergang von einer zur andern könnte nur durch eine lange Reihe von Mittelformen stattfinden. Die veränderlichen Arten dagegen verlaufen so in einander, dass die Botaniker in ihrer Abgränzung nicht übereinkommen und nicht selten in der Ableitung der Nachkommen von ihrer Stammpflanze irren, indem sich jedes Individuum von einem oder mehreren andern durch einen oder mehrere Neben-Merkmale unterscheidet; so dass die
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ganze Gruppe als eine stelige Reihe von Abarten erscheint, zwischen deren Endgliedern sich kein Mittelglied einschieben liesse. Bei- spiele davon sind die Gattungen Rosa, Rubus, Salix und Saxifraga Vergleichungsweise artbeständig sind die Gattungen Veronica, Cam- panula und Lobelia.
4. Einige Gruppensolcher beständiger und wandet- barer Arten sind gross, andere klein. Ebenso verschieden- artig sind sie in den Classen, Ordnungen und Gattungen des Pflanzen- reiches vertheilt , doch mag als allgemeine Regel gelten , dass die wandelbaren Arten verhältnissmässig am zahlreichsten sind in den Classen. Ordnungen und Gattungen, deren Bau der einfachste ist. *) Mit einem verwickelten Bau tritt auch meist eine grössere Neigung zur Stetigkeit der Form hervor: so bilden, in Bezug auf Compli- cation des Baues und Stetigkeit der Form, Acotyledonen , Mono- cotyledonen und Dicotyledonen eine aufsteigende Reihe. Unter letzteren sind Salicineae, Urliceae, Chenopodiacea und andere Ord- nungen mit unvollständiger oder ganz fehlender Blumenhülle im Ganzen mehr als Leguminosae, Lythraceae, Myrtaceae oder Rosaceae, wenn auch Letztere in allen Erdstrichen Gruppen von notorischer Wandelbarkeit zeigen (Rosa in Europa, Eucalyptus in Australien, Lotus, Epilolium , Rubus in Europa und Australien). Aber auch in der Gattung zeigen sich Unterschiede: von den letztgenannten 3 Gattun- gen sind alle oder doch die meisten Arten wandelbar; von anderen (Epacris , Acacia und die Mehrzahl der Gattungen mit mehr als 6 — 8 Arten) sind nur mehr oder weniger Arten wandelbar. D i e
*) Hr. Darwin hat durch sehr mühsame Analyse vieler Floren heraus- gefunden, dass die Arten grosser Galtungen verhältnissmässig mehr wandel- bar sind, als jene kleinerer Gattungen; ein Ergebniss, das ich lang zu be- zweifeln geneigt war, wegen der vielen wandelbaren kleinen Gattungen und weil die Abänderungen monotyper Gattungen selten in systematischen Werken erwähnt werden. Nach genauer Prüfung seiner Angaben und Methode muss ich indess seinen Behauptungen beipflichten. Bory de St. Vincent (Voyage aux 4 lies del'Al'rique) hat die Bemerkung aufgestellt, dass insulare Arten wandelbarer seien, als festländische; hierin aber kann ich kaum mit ihm übereinstimmen, da die von Hrn. Darwin angefühlten T hatsachen dagegen sprechen, insofern Insel-Floren eigentümliche Gattun- gen und, im Verhältniss zu den Gattungen, nur wenige Arten aufweisen. Zweigeschlechlige Bäume und Sträucher sind meist wandelbarer als Ein- geschlechtige, was sich schon aus dem vorgegangenen Satz über die mit der Einfachheit des Blüthenbaues zunehmende Wandelbarkeit folgern lässt. Im Ganzen halte ich krautartige Gewächse für wandelbarer als strauch- artige und perennirende für beständiger als jährige.
Es wäre interessant , über die verhältnissmässig« Wandelbarkeit geselliger und verstreuter Pflanzen sichere Angaben zu erlangen. Die Individuen der ersteren sind meist innerhalb jenes Flächenraumes, den sie gemeinsam bewohnen, sehr beständig, unterscheiden sich aber merklich von anderen gleichartigen, welche andere Flächenräume bedecken. Bei- spiele sind: Pinus sylvestris, P. mughus und P. uncinata, (so fern man sie als Aharten einer Art annimmt), dann auch die Gederu vom Atlas, vom Himalaya und von Algerien.
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hervortretende Thatsaehe ist jedenfalls, dass dies Element der Wandelbarkeit sich über das ganze Pflan- zenreich, bis auf wenige sehr artenarme Classen, Ord- nungen oder Gattungen erstreckt, dieHauptsummeder wandelbaren Formen, die allgemein für Arte n' gelt en, aber wahrscheinlich die Anzahl der formstetigen ü b ertrifft.
5. Die eben angeführten Bemerkungen passen auf alle höheren Abtheilungen des Pfanzenreichs. Einige Gat- tungen und Ordnungen sind eben so naturgemäss und durch Kenn- zeichen abgränzbar, als es einige Arten sind; andere, mit vielen gut abgetrennten Unterabtheilungen, sind durch Zwischenformen mit an- deren, sonst sehr verschiedenen Gattungen und Ordnungen verbunden, dass deren naturgemässe Abgränzung unmöglich wird. So wie nun einige der bestabgegränzten und gekennzeichneten Arten aus einer Reihe undeutlicher und unbegränzbarer Abarten bestehen, so können auch manche der naturgemässesten *} und begränzbarsten Ord- nungen und Gattungen ausschliesslich unbegränzbare Gruppen von Gattungen und Arten umfassen. Die Gras e r und C o inposita e z. B. sind — so weit wir sie bisher kennen — zugleich höchst naturgemässe und festbegränzte Ordnungen; ihre Gattungen aber sind ausnehmend willkührlich abgegränzt und ihre Arten höchst wandelbar. Im mindern Grad sind auch Orchideae und Leguminosae gut abgegränzte Ord- nungen, dagegen umfassen beide vergleichungsweise sehr scharf
Es ist nicht zu übersehen, dass der Ausdruck „naturgemäss" mit Bezug auf Ordnungen oder andere Gruppen, oft einen zweifachen Sinn hat. Eine Ordnung ist naturgemäss, sofern als jedes ihrer Glieder Einem oder meh- reren derselben Gruppe näher verwandt ist, als irgend einem Glied aus einer andern; oft aber bedeutet dieser Ausdruck eine leicht abgränzbare natürliche Ordnung, d. h. eine, deren Glieder einander so nahe verwandt sind durch augenfällige Eigentliümliclikeiten , dass der unterscheidende Charakter ausdrückbar und jederzeit erkennbar ist. Beispiele solcher „objectiver" Ordnungen sind Gräser und Orchideae. Jeder mit ge- nügender Gabe der Beobachtung und Generalisation ausgerüstete Natur- forscher wird die nahe Verwandtschaft zwischen einer epiphytischen pseudo-bulhosen, und einer terrestrischen, knollenvvurzlichen Orchidee, uder gewisse Bambus und Weitzen erkennen, so gross die Unterschiede im Habitus und in den negativen und reproductiven Organen sein mögen. Andere ,,sub j ective" Ordnungen sind ebenso naturgemäss und genügend abgränzbar, besitzen aber kein augenfälliges gemeinsames Kennzeichen und zeigen eine Anzahl deutlicher untergeordneter Structur-Verhältnisse. Beispiele davon sind die Ranunculaceae und Leguminosae , welche ein Botaniker speciell und in ausgedehntem Massslab studirt haben muss, ehe er dazu gelangt, eine grosse Anzahl ihrer Glieder zu erkennen. Mit allem natürlichen Scharfsinn wird kein Nicht-Botaniker die nahe Verwandtschaft zwischen Ranunculus und Clematis, oder zwischen Acacia und Cytisus erkennen, obwohl sie in der That eben so eng ist, als die, welche die oben genannten Orchideen und Gräser an einander knüpft. Warum einige Ordnungen subjectiv sind, andere objectiv, wissen wir nicht ; die Lösung dieser Frage hängt zunächst von der Bichtigkeit der Theorie ab, welche die Entstehung der Arten aus wandelbaren Grundformen herleitet.
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bezeichnete Gattungen und Arten. Melanthaceae und Scrophulari- tieae, viele Gruppen von unterschiedenem Bau umfassend, lassen sich als Ordnuntren schwer abgranzen ; ihre Gattungen aber, und grossen- theils auch ihre Arten, sind scharf bezeichnet und abgränzbar. Eine Gruppe mag vereinzelt oder in mannigfacher Verwandtschaft mit anderen stehen, so folgt noch nicht daraus, dass ihre Glieder sich in gleicher Weise verhalten müssen.
Bei Arten, wie bei Gattungen und Ordnungen, finden wir, dass im Ganzen, die aus Pflanzen mit verwickelten Blüthenbau bestehenden auch die festabgegränzten sind; die Ordnungen der Dicotyledonen besser als die der Monocotyledonen und die Gattungen der Dichla- mydeae besser als die der Monochlamydeae *).
Ich hebe diesen Parallelismus zwischen der Charakteristik von Individuen in Bezug auf Arten, von Arten in Bezug auf Gattungen und von diesen den Ordnungen gegenüber darum hervor, weil ich der Ansicht bin (Introd. Essay to Fl. 127), dass es uns nur durch das Erlöschen von Arten und Gattungen möglich geworden ist, das gesammte Pflanzenreich in abgränz- bare Gattungen und Ordnungen aufzulösen- Diese Ansicht ist, glaube ich, nunmehr allgemein angenommen; auch von Jenen, für welche die unveränderlichen Einheiten der Pflanzenschöpfung gelten, und so bleibt uns nur noch übrig zu untersuchen, in wie fern wir berechtigt sind, dieselbe auf die Begränzung der Arten durch Aus- merzung ihrer Abarten in Folge natürlicher Vorgänge auszudehnen. **)
*) Diese Thatsachen zeigen zu viel Ausnahmen, als dass wir geradezu ein einfaches und allgemeines Gesetz für Abänderungen daraus ableiten dürfen ; doch lassen sie sich durch die Annahme erklären; dass zu verschiedenen Epochen der Existenz einer Gruppe sich auch der Grad oder Betrag der Wandelbarkeit verschieden geäussert habe. Wenn z. B. eine Gattung an Zahl der Individuen zunimmt und demnach in Abarten ausläuft , so muss sie eine Gruppe von Arten mit verwickelten wechselseitigen Verwandt- schaften darstellen; nimmt sie dagegen an Zahl der Individuen ab, so müssen einige Abarten erlöschen und der Rest muss eine festere Ab- gränzung erlangen. Wende man diese Annahme auf die Thatsache an, dass die bestbegränzten Gruppen am meisten in den höheren (d. h-. zu- sammengesetzten organisirten; Gassen hervortreten , so würde dies einen scheinbaren Grund gegen das Fortschreiten („progression'') abgeben; man muss aber bedenken , dass die höheren Abtheilungen des Pflanzenreiches in anderer Hinsicht ihre bevorzugte Stellung kund gegeben haben, sowohl durch ihren grösseren Reichthum an Gattungen, Arten und Individuen als durch ihren höhern Wuchs und ihre grössere Körpermasse. Da endlich, alle höchsten Ordnungen der Pflanzen zahlreiche Arten — und olt Gattun- gen — in sich begreifen, deren Organisation eben so einfach ist, als die mancher Pflanzen niederer Ordnung, so folgt daraus, dass das physische Uebergewichl, welches sich in ausgedehnterer Abänderung, in besserer Sicherung der Racen-Abstammung, in schneller Vermehrung der Individuen und selbst in Zuwachs an körperlichem Umfange kundgibt, gewissermassen eine höhere Bedeutung hat, als jene, die sich nur durch Complication oder Specialisirung von Organen äussert.
**) Aus dein Satz (dass Arten etc. nriturgemäss begränzbar gemacht werden, durch das Absterben von Abarten) folgt als Nebensatz, dass zwischen
6. Die Beweise der Wandelbarkeit, welche wir in Obigem aus einer schnellen Haupt-Uebersicht der vorragendsten, sich aus dem Studium der Classifications-Grundsätze ergebenden Thatsachen ab- geleitet haben, werden bis zu einer gewissen Gränze auf die Probe gestelt durch das Verhalten der angebauten Ge- wächse, indem die Cultur (durch schnelle Hervorbringung von Abänderungen) den natürlichen Vorgang beschleunigt oder demselben (durch Spielarten, d. h. durch besser bezeichnete Abarten ohne Zwischenformen) vorgreift, oder endlich die Pflanze in Lagen bringt, in die sie bei dem natürlichen Laufe der Dinge nie gerathen wäre und die entweder deren Untergang herbeiführen oder eine Reihe von Abänderungen hervorbringen, die unter anderen Bedingungen nie entstanden wären *).
7. Ihrer Art und ihrem Umfange nach sind die Erscheinungen, welche sich bei angebauten Arten äussern, denen analog, welche wir aus einer Uebersicht der Verwandtschaften der Pflanzen im Natur- zustand abgeleitet haben: eine grosse Anzahl verbleibt augenscheinlich dauerhaft und unabänderlich und eine
dem Mass der Vermehrung und der Dauer von Gattungen (oder auch anderer Gruppen) einerseits und der Abgränzbarkeil ihrer Arten andererseits eine innige Beziehung vorwallen müsse. Wenn mithin eine Gattung aus einer Menge unabgränzbarer Formen besteht, so mögen wir mit Recht daraus schliessen, dass es im Anwachsen begriffen ist, weil noch keine Zwischenformen er- loschen sind und die Erzeugung von tndividuen, wie die Entstehung neuer Formen verhältnissmässig kräftiger vorschreitet, als in einer gleich umfang- reichen Gattung mit abgränzbaren Arten. *) Mein Freund Hr. Wallace spricht von den Hauslhieren, nicht nur als stünden sie unter ganz andern Verhältnissen als im Naturzustande, sofern bei wildlebenden Thieren alle Sinne und Fälligkeiten (deren einige in den Hausthieren nur latent, vorhanden sind) fortdauernd und vollständig geübt werden, sondern auch als ständen sie unter vom Grund aus verschiedenen Gesetzen. Er sagt: „Aus den Abänderungen, welche Hausthiere erleiden, lässt sich kein Schluss auf jene ziehen, die im Naturzustand vorkommen. Beide Zustände sind einander so entgegengesetzt, dass das, was auf den einen davon passt, sich fast gewiss nicht auf den andern anwenden lässt." Unter den wildlebenden Thieren müssen innerhalb derselben Art einige Familien an Oertlichkeiten gewiesen sein , an denen gewisse Fähigkeiten und Sinne mehr in Uebung kommen als andere, und hierin ist der Unter- schied in den Lebensbedingungen vieler wilder Familien so gross als der zwischen manchen wilden und gezähmten Familien. Andererseits äussern und entwickeln sich im gezähmten Zustande andere Sinne und Fähigkeiten, die bei wilden gleichartigen Individuen verborgen und unbekannt, aber dennoch der Art ebenso eigentümlich sind, als irgend welche, die es im wilden Zustand ausübt. Ein Thier im natürlichen Zustand ist demnach nicht, wie Hr. Wallace annimmt „in voller Ausübung jedes Theiles seines Organismus"; wäre es so, so könnte es sich nicht ändern oder entarten unter veränderten Umständen, und es bliebe keine Fähigkeit über, welche durch Zähmung in Thätigkeit gebracht werden könnte. Die Richtung einer sich veränderten Art kann nicht dahin gehen, im wilden Zustand vom Ur-Typus abzugehen und als Hausthier zu diesem zurückzukehren; und der Mensch kann natürliche Vorgänge zwar beschleunigen oder hemmen, nicht aber die natürliche Ordnung umkehren.
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nicht geringe Anzahl ist unbestimmt wandelbar, lieber Erstere ist wenig zu sagen, es sei denn, dass sie zu mannigfachen Pflanzenordnungen gehören und zwar nicht gerade immer zu jenen, die sich im wilden Zustand beharrend zeigen. Viele allgemein , als Abarten anerkannte Gewächse lassen sich durch Samen oder auf andere Weise fortpflanzen *und ihre Nachkommen behalten durch eine lange Reihe von Geschlechtsfolgen die Kennzeichen der Abart bei. Andere Arten , welche unter Einfluss der Cultur durch eine lange Reihe von Geschlechtsfolgen unverändert geblieben, fangen endlich an sich zu verändern und werden dann besonders geneigt, noch weiter abzuändern.
8. Die abänderlichen Arten von Culturpflanzen ;bieten uns die wichtigsten Erscheinungen zur Ermittlung der Gesetze der Wandelbarkeit und der Beharrlichkeit; diese Erscheinungen sind aber so mannigfach, so verwickelt und scheinbar so widersprechend, dass es unmöglich scheint, die Geschichte irgend eines einzelnen Falles von Wandel nur allein durch das Studium seiner Phasen auf- zuhellen. Es scheint oft zweifelhaft, ob die natürliche Lebensthätig- keit einer Pflanze mehr der Veränderung zu-, als ihr entgegen gerichtet sei; und daher äussern hierin die Anhänger der ur- sprünglichen bleibenden Schöpfungen und die der veränderlichen Arten diametral entgegengesetzte Ansichten; wie mich bedünkt. Beide mit gleichem Recht. In der natürlichen Ordnung der Schöpfung ist für die Möglichkeit unbedingter Abänderung gesorgt, aber diese ist ihrem Umfang und ihrer Dauer nach geordnet; weder ist eine Schwächung oder Erschöpfung der Arten durch unter- geordnete Bastardirung oder fortdauernde Abänderung ge- stattet, noch darf eine neue Verknüpfung äussere r Ums tände eine dieser Abarten vertilgen, bevor nicht (wo es nöthig) für deren Ersatz gesorgt ist. Desshalb vererben einige Arten ihre Un- veränderlichkeit auch so lange Zeiträume , dass man daraus den Schluss zog, dass diess auch für alle anderen der normale Vorgang sei, während die auffallende Wandelbarkeit anderer zur entgegen- gesetzten Annahme unaufhörlicher regelloser Veränderung führte.
9. Eine Analyse der Erscheinungen an Culturpflanzen, insofern sie die Aeusserungen der Wandelbarkeit im Naturzustand erläutern, würde hier viel zu weit führen. Einige auffallende Thatsachen in Bezug auf Abänderung durch gekreuzte Befruchtung und Bastardirung sollten wir indess im Auge behalten.
10. Abänderungen geschehen durch stufenweise 3Iodificationen und — im natürlichen Zustand wie unter Einfluss der Cultur — streben die Abarten, bei ihren weiteren Modificationen, eher nach Ent- fernung vom, als nach Rückkehr zum Ur-Typus. Die best charakterisirten Abarten wilder Arten finden sich an den Gränzen des Wohngebietes der Arten und die charakteristischesten Abarten an- gebauter Arten sind jene, welche zuletzt aus der Hand des Gärtners hervorgehen. Ich weiss wohl, dass man im Allgemeinen dafür hält, cullivirle und eigentlich alle Abarten überhaupt hätten eine starke
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Neigung zu ihrem Ur-Typus zurückzukehren, und ich selbst (Fl. New Zeal. Introd. Essay, p. X. und Flora Indica, Introd. p. 14) habe diese Ansicht aufgeführt, ohne ihre Genauigkeit in Frage zu stellen, in- dem sie für den Lehrsatz der permanenten Arten spricht. Eine nähere Einsicht in die Erfolge des Gartenbaues veranlasst mich nunmehr eine solche centrip etale -Rieht un g der Abarten zu verneinen, wenigstens zu glauben, dass der Ausdruck „Rück- kehr zum wilden Typus" sehr verschiedenartige Erscheinungen um- fasst. Vorerst zeigt die Mehrzahl der angebauten Pflanzen und Cerealien, wie Kohl mit seinen zahlreichen Abkömmlingen und die Abarten des Spalier-Obstes („wall -fruit"), wenn sie sich selbst überlassen bleiben, keinerlei Neigung, die Charaktere ihrer wild- wachsenden Typen anzunehmen. *) Sie entarten allerdings und würden eingehen, wenn natürliche Vorgänge nicht jene Bedingungen herbei- führen, für welche der Mensch (durch Vorgreifen natürlicher Einflüsse oder auf irgendeine andere Art) gesorgt hat; sie werden zwergig, hart und holzig und ihren wilden Voreltern insofern ähnlich , als über- haupt verkümmerte Culturpflanzen wilden Pflanzen im gleichen Zu- stand ähnlich sehen. Dies ist aber keine Rückkekr zum Ur-Typus, indem die meisten Culturpflanzen nicht allein reicher entwickelte Formen ihrer wilden Vorfahren sind. In verwahrlosten Gärten und Feldern sehen wir Individuen des schottischen Kohles, der Brüsseler Sprossen oder der Kohlrübe, welche ihrer gemeinsamen Stammart, der wilden Bradca oleracea, eben so wenig gleichen, als sie unter einander selbst ähnlich sind ; so entarten die meisten unserer feinen Apfelsorten, wenn man sie aus Samen zieht, und werden Holzäpfel ; sie bleiben aber immer nur Wildlinge der Abarten, denen sie an- gehören und kehren nie mehr zu dem Ur-Typus des wilden Apfel- baumes zurück. Dasselbe gilt in ausgedehntem Mass für Garten- rosen, Johannisbeeren, Erdbeeren , für viele Abarten von Bäumen, für die Mehrzahl der Gartengewächse.
Man hat auch geglaubt, dass man durch Nachahmung der Um- stände, unter denen die wilde Urform einer angebauten Abart ge- deiht, diese zu ihrer Urform zurückführen könnte; Thalsachen aber sprechen schwerlich für diese Annahme, ausser etwa in Fällen von Rückkehr , das Wort in der oben erklärten unrichtigen Bedeutung genommen. Kohl, an dem Meeresstrand gezogen, ist dem wilden Kohl nicht ähnlicher, als der anderwärts gezogene, und wenn an- gebaute Formen sich längs einer Küste verstreuen, so behalten sie dort ihre durch Cultur aufgeprägte Form. Solche Fragen würden einen ganzen Band füllen und lassen sich durch Vorgänge aus dem Thierreich unendlich besser erläutern, als durch Thatsachen aus der
Hierin liegt der Grund, dass — wie bekannt — die wilden Stammarten der meisten unserer angebauten Obstbaume, Cerealien, so schwer zu er- mitteln sind. Dies gilt von nahe zu allen unseren angebauten Nahrungs- gewächsen und verhielte sich nicht so, wenn in der Thal die angebauten Formen eine Neigung hätten , durch Verwahrlosung zu ihren wilden Ur- formen zurückzukehren.
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Pflanzenwelt. Diese Fragen sind von grosser Tragweite in Bezug auf die Lehre von den Abänderungen, insofern die Versuche zu ihrer ^tatsächlichen Lösung darthun . dass die Naturgesetze weit- gehende Abänderungen Mandelbarer Formen gestalten, bei denen sich indess geringe Neigung zur Rückkehr auf die Urform äussert *). Hiermit stimmt Hrn. Vilmorin's Vermulhung, dass. wenn die Selbst- ständigkeit einer Pflanzenart so gebeugt ist, dass Abänderungen ein- treten , die Abarten in aufeinander folgenden Generationen leicht vervielfältigt werden können, ganz gut überein.
Dieser Schlussfolgerung könnte entgegengehalten werden, dass unsere Culturpflanzen, ihrer Beschaffenheit nach, in einer künstlichen Lage sich befinden und unfähig sind, sich ohne Beihilfe selbst fort- zupflanzen; ein künstlich herbeigeführtes Lebensverhällniss ist darum nicht nothwendig ein krankhaftes oder naturwidriges, und, was un- sere Culturpflanzen betrifft, so thun wir nichts, als sie unter Um- stände zu bringen, in welche sie nach dem gewöhnlichen Lauf der Dinge zu eben dieser bestimm mten Zeit und an dersel- ben bestimmten Stelle nicht gerathen wären. Dass dieselben Umstände ohne menschliches Zuthun zu anderen Zeiten oder an anderen Stellen wirklich eintreten konnten, ergibt sich schon dar- aus, dass sich die Pflanze diese Umstände, wenn sie ihr wirklich geboten werden!, zu Nutzen macht und ihre Lebensverrich- tungen dabei ungeschmälert beibehält, ja in manchen Fällen noch kräftiger entwickelt.
Wir können keine Verletzung der Naturgesetze darin sehen, dass wir eine neue Abart von Weizen hervorgebracht haben , wir sind ihnen nur vorausgeeilt, noch ist die Beschaffenheit der Urform verringert,, weil die Abart der Beihilfe zur Fortpflanzung bedarf; sie lebt, ebenso wie irgend eine wilde Abart, in voller Kraft und Gesund- heit fort, nur dass auf ihre Nachkommenschaft so viele feindliche Potenzen einwirken , dass deren Fortpflanzung im Laufe der Zeit unmöglich wird. Bei jährigen Pflanzen können nur jene die Fort- dauer ihrer Art sichern, welche alljährlich mehr Samen hervorbringen, als von Thieren verzehrt oder durch elementare Einflüsse zerstört werden können. Angebauter Weizen wird fast in allen Bodenarten und Himmelsstrichen gedeihen und seine Samen zur Reife bringen und, da diese sehr zahlreich sind und unter gleichem Clima durchlange Jahre in jeder Menge am Leben erhalten werden können, so folgt daraus, dass das alljährliche Absterben der Pflanze selbst nicht von ihren künstlichen oder sonst eigenthümlichen — noch weniger von mensch- licher Einwirkung — herrührt, sondern Ursachen hat, die auf ihre
Damit soll nicht gesagt sein, dass ein Merkmal irgend einer Art, nachdem es einer Abart abhanden gekommen, nicht wieder bei deren Nachkommen sich zeigen könne; dies geschieht vielmehr mit unter in sehr entschiedener Weise. Der eigentliche Sinn ist: dass die neu hinzugetretenen Charaktere der Abart nie so vollständig verschwinden, dass sie nicht mehr als Ahart selten könnte.
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eigene Beschaffenheit nicht einwirken und denen ihre eigene be- sondere Beschaffenheit nichts entgegenzusetzen hat.
11. Zufolge Hrn. Darwin's genauen Beobachtungen scheint man die Phänomene der gekreuzten Befruchtungen zwischen Individuen aller Arten bisher — sowohl ihrer Ausdehnung als ihrer Wichtigkeit nac]\ — viel zu sehr unterschätzt zu haben. Die augenfällige That- sache , dass Staubfäden und Griffel so oft in Einer und derselben Blume enthalten sind und gleichzeitig zur Beife gelangen, hat zu der Annahme geführt, dass Blumen sich in der Begel selbst befruchten und eben damit die Fortdauer der specifischen Gestaltung gesichert bleibt. B. Sprengel's u. A. Beobachtungen haben indess erwiesen, dass dies nicht immer der Fall ist, und dass die scheinbar beab- sichtigte Selbstbefruchtung, oft durch Xebenumstände gehemmt wird; sei es dadurch, dass in denBlumen. vorhandene Lockspeisen fürlnsecten, diese anziehen, und so eine Artenkreuzung hervorbringen, sei es durch unübersteigliche Hindernisse, welche der Bau der Blüthentheile dem Zutritt des Pollen zur Narbe der eigenen Blume entgegenstellt *). In jedem dieser Fälle spricht sich ein doppelter Zweck des Schöpfers aus; denn Selbstbefruchtung (Inzucht) sichert zwar die Erblichkeit bleibender Formen, führt aber zugleich Schwächung herbei und endet in Entartung und Aussterben; wogegen gekreuzte Befruchtu g auf Abänderuno- der Form in der Nachkommenschaft , mithin auf Ver- schiedenheit und sichtliche Wandelbarkeit hinwirkt und durch diese gestärkte Nachkommenschaft auf längere Lebensdauer und Beharr- lichkeit des Art-Typus hinwirkt. Zuletzt sprechen natürlich die Er- folge aller dieser Vorgänge zu Gunsten der Annahme, dass Wandel- barkeit die Begel und Beharren die Ausnahme — und jedenfalls nur eine vorübergehende Erscheinung - — sein müsse.
12. Bastardirung oder gekreuzte Befruchtung gewisser Arten oder deutlich gekennzeichneter Abarten ist eine von obiger wesent- lich verschiedene Erscheinung, wenn auch derselben in ihrem Vor- gang und Zweck scheinbar sehr ähnlich. Baslardirungsfähige Gattungen sind viel seltener, als man gemeinhin annimmt, sogar in Gärfen, wo man so oft darauf hinwirkt . und zwar unter Umständen eben so günstig für Bastardirung als hemmend für Selbstbefruchtung. Bastarde sind fast beständig unfruchtbar und ihre Charaktere sind ganz an- dere, als die neu entstandener Abarten. Die augenfällige Bichtung der Bastardirung zwischen Abarten oder sonst sehr nahe verwandten Formen (wo dann die Nachkommen fruchtbar sein können) geht dahin, die Gränzen der Abänderungen enger zu ziehen, nicht sie zu er-
Bei Lobelia fuloensz. B. ist der Bau der Blumentbeile so, dass das Pollen unmöglich zur Narbe der eigenen Blume gelangen kann. Bei den Garten- bohnen fKidney beans) findet die Befruchtung nur unvollkommen statt-, wenn nicht zugleich der Kiel der Blumen auf und nieder bewegt wird. Dies geschieht durch Bienen . welche so die Blume mit ihrem eigenen Pollen oder mit dem aus einer andern Pflanze hergebrachten befruchten können. Beide diese Thatsachen verdanke ich Hrn. Darwin's Mitthei- iungen 'Gardener's Chronicle, 1858. p. 828;.
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weitem ; wo sehr verschiedenartige Femen sich haslardiren. ver- schmelzen siesich in einander. Dass einige gegenwärtig angenommene
Arten ursprünglich durch Bastardiruncr entstanden sein mögen . ist nicht zu laugnen ; v. ir haben es aber hier mit Erscheinungen im grossen Massstabe zu thun. welche gewissen einförmig wirkenden
Ursachen entgegen arbeiten . deren Wirkungen unverkennbar sind und deren Spuren sich durch das gesammte Pflanzenreich hindurch nachweisen lassen. In Garten ist die Anzahl der bastardirten Gat- tungen klein, ihre Nachkommenschaft fallt dem Absterben anheim und. da sie sich durch das Pollen einer oder der anderen ihrer Stamm- arten leichter befruchten lassen, als durch ihr eigenes oder durch jenes irgend einer anderen Pflanze *). so kehren sie unter Umstanden zu einer ihrer Stammformen. Da^e^en ist die Zahl der Abarten un- berechenbar gross, die Fähigkeit sich weiter abzuändern, geht un- geschmälert auf ihre Nachkommen über, welche das Streben behalten. sich von ihren Stainmältern in Bezug auf wahrnehmbare Eigen- schaften stets weiter und weiter zu entfernen.
An meinem Vorhaben festhaltend, ton dem Veränderlichen und nicht von dem Bleibenden in der N~atur auszugehen, hab" ich nun. von diesem Gesichtspunkt aus. die hervorragenden Züire des Pflanzenreichs dargestelL Aus dem Vorhergegangenen neigt sich die Wahrscheinlichkeit gewiss zu Gunsten des Strebens der Individuen nach Abänderung und zur Annahme, dass dies« Streben erst mit deren Leben zu Ende geht. Wir mü>>en nun noch die Kränzen, innerhalb derer diese Veränderungen sich bewegen, und die Gesetze, die ihre Ausdehnung und ihre Weise ordnen, in Betrachtung ziehen. Arten sind weder aus der Luft gegriffene noch auch willkührliehe Schöpfungen der Naturforscher, sondern etwas wirklich Bestehendes. sei es nur zeitweise oder für immer.
13. Zugegeben, das Streben der Xaturkräfte gehe dahin, zu- erst die Gestalten bestehender Pflanzen durch stufenweise Ver- änderungen zu vervielfältigen, dann, durch Zerstörung Einiger, die übrig bleibenden in ihren Merkmalen und ihrer Verbreitung- zu ver-
Hr. Naudin. ein Sihr geschickter und sorgfaltiger Experimentator, führte im Pariser ..Jardin des Plant es-- eine Reihe von Versuchen durch, iu der Absicht, die Dauer der Nachkommenschaft fruchtbarer Ba^arde fest- zustellen. Er schliefst aus dem Eriolg. dass die fruchtbare Nachkom- menschaft der Bastarde erlischt . um der reinen typischen Form dereinen od. r der andern Stammpflanze den Platz zu räumen. Hr. Naudin sagt \ des des Sc. aator. Ser 4. T. IX. : nMöglichwase hat dies Gesetz der Rückkehr seine Ausnahmen und gewisse, zughieb sehr fruchtbare und sehr stark ausgesprochene Bastarde mögen auch den Grund zu neuen Arleu legen; dies ist jedoch bei weiten "nicht ((tatsächlich bewiesen. Je mehr wir die Erscheinung der Bastardirung beobachten , um so mehr neigen wir uns zur Ansicht, dass in er Gesammlheit der geschaffenen Dinge die Arten untrennbar an eine bestimmte Verrichtung gefunden sind und dass die Gestalt, die Ausmassen und die Dauer jeder Pflanze der ihr zugewiesenen Verrichtung entsprechen.
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einzeln, so sind wir in der Lage, eine theoretische Begründung des Verfahrens aufzusuchen, durch welche für eine Zeitlang jene Ab- änderungen mit beharrlichen Charakteren begabt werden. Hier müssen wir uns der Theorie oder der Speculation zuwenden; denn unsere Kenntniss von der Geschichte der Pflanzenarten in ihren Wechsel- beziehungen und von der Einwirkung des unaufhörlichen Wechsels der sie umgebenden physischen Bedingungen ist viel zu beschränkt und unvollständig, als dass wir daraus Beweise für den Einfluss dieser Bedingungen auf Hervorbringung irgend einer Art in ihrem Naturzustand entlehnen könnten.
Unter allen solchen Speculationen ist die bei weitem wich- tigste und philosophischeste jene über Abgränzung der Arten durch natürliche Auswahl („natural selection", die wir zwei ganz unabhängigen und originellen Denkern: Hrn. Darwin und Hrn. Wallace (Journal of the Linnean Society of London Zoology; Vol. III, p. 45) verdanken. Diese Schriftsteller nehmen an, dass alle thierischen und pflanzlichen Formen wandelbar sind, dass der durchschnittliche Betrag von Raum und jährlicher Nahrung für jede Art (oder irgend eine andere Gruppe von Inviduen) begränzt und beständig ist, dass aber die jährliche Vermehrung aller organischer Wesen in geometrischer Pro- gression vorzuschreiten strebt und dass, da die Summe organischen Le- bens auf der Erdoberfläche nicht zunimmt, die Zahl der alljährlich zu Grunde gehenden Individuen unberechenbar gross sein muss, indem jede Art, in stetem Krieg mit zahlreichen Feinden lebend, im Kampfe um's Dasein nur mühsam ihren eigenen Antheil zu behaupten vermag.
Im gewöhnlichen Laufe der Dinge trifft diese Zerstörung die Samen, die Eier und die Jungen der organischen Wesen und wird von einer Unzahl antagonistischer , im steten Wechsel begriffener, natürlicher Ursachen ausgeübt, deren jede auf ein organisches Wesen zerstörender wirkt, als auf irgend ein anderes. Jede Ursache wirkt mit verschiedenem Erfolg auf jede Gruppe von Individuen, in jeder Oertlichkeit und bei jeder Rückkehr der gleichen Jahreszeit.
Hier haben wir nun eine unendliche Zahl wechselnder Be- dingungen und einen Ueberfluss wandelbarer organischer Wesen, welche sich in diese Bedingungen schicken sollen. Nun können aber diese Wesen unmöglich irgend eine Aenderung in diesen Bedingungen überdauern, es sei denn, dass sie die Mittel besässen, sich einem solchem Wechsel anzuschmiegen. Die Ausübung dieser Fähigkeil kann nur von einer sichtbaren (morphologischen) Aenderung in der Gestalt oder im Bau des betreffenden Individuums begleitet sein. Ist dies nicht, so ist die Aenderung eine innerliche, äusserlich nicht sichtbare (physiologische). Wo aber die Bedingungen sich plötzlich ändern oder im Laufe der Zeit in das Extreme übergehen, tritt immer eine morphologische Aenderung ein. Die neue Gestalt ist nothwendig die den veränderten Umständen angemessenste und, da deren Nachkommenschaftsich den schon vorhandenen Feinden der alten Form anschliesst, wird sie dahin streben, innerhalb der- selben Oertlichkeit die Stelle der Stammform einzunehmen. Jährlich
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wird von den Saamen oder Jungen der alten Form ein grösserer Antheil zu Grunde gehen, als von jenen der neuen und die über- lebenden Individuen der ersleren werden , da sie weniger für die Oerllichkeit geeignet sind, weniger Saamen geben, mithin auch weniger Nachkommen haben.
In den eben angeführten Fällen geht der Naturprozess an allen organischen Individuen langsam vor sich; der Mensch aber beschleu- nigt ihn durch Anbau oder Zähmung einiger weniger unter ihnen, indem er die für seinen eigenen Wohnsitz passenden aussucht und die sie umgebenden Verhältnisse so abändert, dass das Mass von Raum und Nahrung, das sie sonst mit Anderen zu theilen gehabt hätten, ihnen allein zufällt. So wird die Fortdauer der ausgewählten Abart gesichert und ihre Individuenzahl vermehrt; Beides auf Kosten der früheren Bewohner derselben Oerllichkeit und überall, wo mensch- liche Einwirkung lang genug gedauert hat, sind die daraus erfolgten Formveränderungen weit grösser als jene, welche zur Aufstellung conventioneller Arten unter wildlebenden Individuen berechtigen würden und diese Verschiedenheiten können durch Aufrechthallung der Bedingungen, unter denen sie entstanden, auf die Dauer fest- gehalten werden.
Hr. Darwin führtauch ein anderes Prinzip an, das durch seine Einwirkung auf lebende Wesen einen wichtigen Antheil an der Ent- stehung der Abarten nimmt, nämlich: dass ein bestimmter Raum um so mehr lebende Wesen erhalten kann, je verschiedenartiger die Formen sind, die auf ihm leben. Ein Beweis dieses Satzes liegt darin, dass auf allen vereinzelten Flächenräumen die Anzahl der Classen, Ordnungen und Gattungen im Verhältniss zur Arienzahl eine sehr grosse ist.
(Forlsetzung folgt.)
Beiträge zur Flora von Wien.
Von Dr. Ferd. Schur.
Da ich im verwichenen Sommer (1860) zu meinen botanischen Vorträgen frischer Pflanzen benüthigte und gezwungen war, diese selbst mir zu verschaffen, so unternahm ich zu diesem Zweck öftere Spaziergänge, bei welchen ich mich auf den Stadtgraben, den Linienwall, das Glacis, die Brigittenau, den Prater, und die Gegend von Laa beschränkte, und nur ein paar Mal auf den Besuch des Gallizin- und des Leopoldsberges ausdehnte. Ich beobachtete und sammelte bei dieser Gelegenheit etwa 1000 Pflanzenarten, unter denen sich einige für die Wiener Flora neue Pflanzenbürger befinden, wenigstens insoweit, als ich solche in keiner der hiesigen Flora an- gegeben finde. Auch habe ich den Varietäten einige Anfmerksamkeit gewidmet und gefunden, dass in diesem Felde auch hier noch manche Furche zu ziehen ist. Meine diesfallsigen geringen Beobachtungen
Oesterr. Botan. Zeitschrift 3. Heft. 1861. 6
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milzutheilen ist der Zweck dieser Zeilen. Möchten diese so harmlos aufgenommen werden, als sie von mir geschrieben wurden.
1. Pulsatilla Hackelii Rechb. — Der klassische Standort dieser schönen Pflanze für die Wiener Flora ist die Türkenschanze, wo ich dieselbe auf den Höhen gegen Weinhaus schon 1834 häufig fand, so dass hier vorzugsweise diese und P. pratensis vorkommen. Mit P. vulgaris ist diese, ohne vorgefasste Meinung, schwer zu ver- einigen, und eben so wenig mit P. Halleri, wenn man diese letzlere im frischen Zustande und auf dem Standorte beobachten kann. Selbst im Herbarium sind diese von den meisten Botanikern als Arten anerkannten Pulsalillen bei inslructiven Exemplaren noch ziemlich gut zu unterscheiden. — P. vulgaris gennina habe ich 1834 bei Liesing gefunden, und ich finde diese von der auf der Türkenschanze wachsenden P. Hackelii sehr verschieden. Im ersten Frühling, wenn P. Hackelii und P. patens (wo diese gemeinschaftlich vorkommen), ohne Vegetationsblätter erscheinen, sind diese beiden Arten kaum von einander zu unterscheiden. Nach meinen Erfahrungen ist P. Halleri eine Voralpenpflanze der Kalkfelsen, deren Blumen , nach sieben- bürgischen Exemplaren, fast die Gestalt und Grösse von Tulipa silvestris haben. — Koch. syn. ed 2. p. 8. 433 et 1016.
2. Ranunnulus Philonotis Eh rh. — Ich muss hier bemerken, dass in der Flora von Wien nicht nur der vermeintliche R. Sardous Cr. mit glatten Früchten, sondern auch der R. Philonotis Ehrh. mit höckerigen Früchten vorkommt. Dieser letztere ist zugleich sehr rauhharig, und stellt den R. hirsutus Curt. dar. Den glatt- früchtigen R. Sardous, welcher in Siebenbürgen, vorzüglich auf etwas kalkigem Boden, ganze Strecken bedeckt, und dem R. bulbosvs sehr nahe steht, habe ich als „Ranunculu s P seudo-bulbosus" beschrieben, weil derselbe eine Mittelform zwischen R. bulbosus und R. Philonotis darstellt. — Häufig auf dem Damme der Brucker Eisenbahn auf der östlichen Böschung. Juni. — Vor dem Meidlinger Bahnhof. Juli.
3. Ranunculus tuberosus. Lap. Spreng, syst. veg. 2. p. 654. — Rhizomate horizontali, carnoso, 2l/-i — 3 polt., interdum monocephalo Cavle inferne simplici superne parum ramoso, 21/-! — 3 ped. ad mediam aphyllo, inferne glabro superne piloso. Foliis radicalibus (sie dictis^) longissime petiolatis , ambitu subreniformi- cordatis, profunde trifidis, 2 — 3 poll, tatis. adpresse pilosis, molli- bus, margine ciliatis, laciniis trifidis, inciso-serratis; foliis caulinis mediis breviter peliolatis, supremis sessilibus trepartitis. Pedun- culis teretibus hirsutis. Sepalis potentibus , coneavis, hirsutis, oblongis. Petalis calyce triplo longioribus, euneato-obovatis, emar- ginatis. Sqainis neetariferis subquadratis tenue emarginatis */* lin, longis, Carpel lis compressis, oblique ovatis, glabris. Stylo com- presso, uncinato denique rectiusculo. Receptaculo conico rugoso, nudo. Toro epidoro cirsato sulcato. Auf Grasplätzen im Liechtenstein- garten und des allgemeinen Krankenhauses häufig. Selten mit reifen Früchten wegen des Abmähens. Juli. — Dieser R. tuberosus ist nicht nur
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für die Flora von Wien , sondern auch für die des österr. Kaiser- staates, mit Ausnahme Siebenbürgens, ein neuer Pflanzenbürger. Es steht derselbe dem R. lanuginosus nahe, was die oberen Theile betrifft, in Hinsicht der Wurzelbildung aber dem R. strigulosus Sehr., doch gehört dieser letztere zum Typus von R. actis. — Beide bilden aber mit dem in Siebenbürgen wachsenden R. Lerchenfeldianns Schur und ß. macrophyllus Ledeb. eine Gruppe, welche durch das lange, meist fleischige Rhizom sich auszeichnet.
4. Thaliclrum nigricans Jacq. — Eine ganzlich glatte breit blättrige Form ohne Stipellen, mit faseriger Wurzel und mehre- ren fadenförmigen niederliegenden flagellenartigen Stengeln versehen, welche ihre Entstehung dem feuchten schattigen Standort verdanken.
— Es bildet dasselbe eine geeignete Mittelform zwischen Th. flavum und Th. angustifolinm, da es mir unmöglich scheint, diese beiden als Formen einer Art zu betrachten. Denn wenn wir ausser den unter- scheidenden Merkmalen nur die Verschiedenheit in der Bildung der Wurzel in Betracht ziehen, so müssen wir zugestehen, dass zwischen diesen beiden Pflanzen eine speeifische Verschiedenheit obwalten muss, da eine Pflanze, welche wie Th. flavum ein horizontal kriechen- des Rhizom besitzt, das zugleich als eine Verlängerung des Stengels sich darstellt, von einer anderen speeifisch verrchieden sein muss, welche wie Th. nigricans, mit einer entschieden faserigen Wurzel begabt ist, scheint mir ausser Zweifel, und soll ich dieses Th. nigricans als keine selbstständige Art annehmen dürfen , so würde ich selbes unter den Formen von Th. angustifolium Jacq. einzureihen suchen.
5. Adonis autnmnalis L. — Im Stadtgraben zwischen dem Burg- und Kärnthnerthor. Juli — 1834 zwischen Roggen bei Liesing.
— Im blühenden Zustande durch die halbkugelförmige fast blutrothe Blume leicht zu kennen.
6. Ery sitniim hieraeifolium L. — E. virgatum Roth., E. strictum Fl. d. Wett. und E. longisiliquosum Rchb. werden von einigen Botanikern als E. hieraeifolium L. vereinigt. Ohne diese subjeetive Ansicht widerlegen zu wollen, beschränke ich mich, hier nur drei hiehergehörige Formen der Flora von Wien zu erwähnen, da deren Verschiedenheit nicht sowohl in den Blättern als vielmehr in dem Bau der Schoten liegt:
ä) Racemo longissimo laxifloro; siliquis longissimis 2 poll. long., erectis,m pedicellum brevissimum arcualum exeuntibus ; stigmate capitato-bilobo; foliis oblongo- lanceolatis remolissime calloso- dentatis. Caule 1/4 — 2yi ped rirgato-ramoso.
b) Racemo brenissimo conferto; siliquis crassioribus breciori- busque 1 poll. long, junioribus racemum purum superantibus; stylo diametral» siliquae acquante) foliis oblongo-linearibus, inlegerrimis, in axillis ramulis sterilibus. Caule rigidiore 12 — 15 poll. dense foliato.
c) Racemo abbreviato conferto 3 poll. long. ; siliquis crassius- cttlis 1 — l1/* poll long.; foliis radicalibus obtusis in peliolum atlenuutis, oblongo- lanceolatis, canlinis acuminatis, omnibus den-
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siuscule calloso-dentatis. — Radice polycephala (hand anmia) caufes florentes fasciculosque foliorum proferente. Caule pedali.
Von diesen Formen halte ich a) für E. longiaitiquosum Rchb.,
b) für E. virgatttm Roth., c) für E. strictum Fl. der Welt. Die Form a) wächst in der Brigittenau und im Praler auf schotterigem Boden und am Ufer der Donau; />) am Sporn zwischen Steinen;
c) auf dem Wiener Kanaldamm, im Prater, den Kaiserniühlen gegen- über in Gesellschaft von Sisymbrium pannonicum. — Juli und August reife Früchte.
7. Ery s im um c hei r anthoides L. — a) latifolium an der Wien bei Schönbrunn , b) angustifolium in der Brigiltenau. Die Form a), welche schwach buchtige und gezähnelte Blätter und etwas grössere Blumen hat, dürfte das E. cheir anthoides ß dentatum Koch, syn. ed 2 p. 54. sein.
8. Diplotaxis muralis D. C. var. subviminea. — Auf unseren Stadtmauern, z. B. am Schottenthor kommt eine Diplotaxis vor, welche von der gewöhnlichen D. muralis D. C. verschieden ist, und der D. viminea D. C. mir ähnlich scheint. — Die D. muralis scapiformi» Neilreich's (Fl. v. Wien p. 498) scheint sie auch nicht zu sein, da sie mit der diessfälligen Beschreibung nicht stimmt. — Die in Rede stehende Diplotaxis hat sehr kleine schwefelgelbe Blumen, die Pelala sind verkehrt herzförmig und in einem kurzen Nagel ver- schmälert, die Narbe ist undeutlich zweilappig, die Scholen im Ver- hältniss zur Kleinheit der Pflanze gross, die Blätter sind nackt, der Blülhenschaft abstehend und locker behaart — Ich bin geneigt diese Pflanze für diejenige zu halten, welche Host und Schulles als D. viminea der Wiener Flora genommen haben.
9. Sisymbrium Irio L. — An dem Damm der Brucker Eisen- bahn zwischen Simmering und Klederling an der östlichen Böschung, eine Gruppe von etwa 20 Exemplaren in Früchten. Ende August. Die vorliegenden Exemplare sind für S. Irio sehr gross, denn sie besitzen eine Höhe von mehr als 2 Fuss, und die Schoten eine Länge von 3 Zoll; diese sind fast wagrecht abstehend und sitzen auf einem 3 Linien langen unmerklich dünneren Fruchtstiel; die Blumen an den Nebenästen sind verkümmert , scheinen aber goldgelb zu sein, und von den jüngsten Schoten überragt zu werden. — Auch die Form der Blätter ist nicht mehr genau zu bestimmen. Ich gebe einige Merk- male hier darum an, weil ich diese Pflanze anfänglich für S. austria- cum Jacq. hielt, mit welcher die Schoten in der That ziemlich stimmen.
10. Sy simbrium C olumnae. L. — Von dieser Art habe ich folgende Formen beobachtet:
a) Siliquis longissimis tenuissimisque 2 — 2*/ipoll. long., pubea- centibus, erieto-palatis , junioribus racemo brevioribus ; = S. Co- lumnae hebecarpum Koch. syn. ed 2. p. 52. 5 ß.
b) Siliquis rigidioribus f'ere horizontaiiter patentibus, celuloso- scabris. — Planta divaricato ramosa. = S. Columnae trichospermuni.
c) Siliquis tenuissimislongissimisqueflaccidepatentibuspedirellis-
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que glabrisvel rarissimepilis singulis obsetis 3 polt, longis. junioribns racemam pamm superantibus ] floribus pallidis minimis. Caule debile 2 — 3 ped. virgato-ramoso, ratnis longissimis praedito, inferne glabro, vel subpiloso- = S. Columuae glabrescens. (an S. Columnac verum L. sec. Koch. syn. ed 2.?)
Vorkommen: o) häufig um Wien; 6) zwischen Perchtholdsdorf und Brunn, c) am Dame der Eisenbahn beim Simmeringer Stations- gebäude der Brucker Bahn. Ende August. Welches von diesen drei Formen das echte S. Columnae L. ist, wage ich nicht zu entscheiden, da Koch die glattschotige, Neilreich die rauhschotige Form dafür annehmen. Die var. c) ist insofern merkwürdig, als selbige einen Uebergang zum S. austriacum bildet, was vorzugsweise bei den Exemplaren mit rigiden, ganz glatten Schoten der Fall ist. Vielleicht ist diese Form das S. austriacum der älteren Wiener Floristen. — Auch ist die Ansicht, dass die glattschotige Form in der Wiener Flora nicht vorkomme, hiermit widerlegt.
11. Iberis umbellata. L. — In diesem Jahre zahlreich im Stadtgraben. Juli.
12. Lepidium per foliatum L. — Am Damme der Brucker Eisenbahn unweit des Meidlinger Bahnhofes. Juli (Riesenexemplare).
13. Alyssum murale W. Kit. — Auf einer Mauer im Josephinum. September in reifen Früchten. Seit mehreren Jahren von einem Zögling des höheren Kurses, Herrn Doctorandus Weiss- bach beobachtet und mir mitgetheilt.
14. Trigonella caerulea Sering. — Im Stadtgraben unweit des Burgthores. Juli.
15. Lathyrus br ac hyphyllu s Schur. — Dieses ist die- jenige Pflanze, welche für L. siltestris var. latifolius Neilreich, Flora von Wien p. 670 /?, von Anderen als Lathyrus platyphyllus Retz., oder auch für Lathyrus latifolius L. genommen wird. — Von allen diesen Arten ist unsere in Rede stehende Pflanze sehr ver- schieden, und sowohl der siebenbürgische als auch der deutsche L. platyphyllus stimmen mit unserer Pflanze nicht